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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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konnte ja nicht einmal sicher sein, dass andere den Beweis genauso interpretierten wie er. Der Reverend hatte den Missbrauch seiner Stieftochter nicht beschrieben. Beim Lesen von Lee Barkers Notizen hatte Kennedy ein eigenartiges Gefühl gehabt. Jedenfalls würde es erklären, warum Grace sich so eigenartig verhielt – und warum die Montgomerys ihr Familienoberhaupt beseitigt hatten.
    “Warum nicht?”
    “Weil es Grace genauso sehr verletzten könnte, wie es ihr helfen würde.”
    “Kennedy, ich möchte gern wissen, was das für Beweise sind!”
    “Ich kann es dir nicht sagen.”
    “Doch!”
    Er fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar. “Mach dir deshalb doch keine Sorgen, Mom. Es ist sowieso im Moment nicht da.”
    “Wer hat denn dieses geheimnisvolle Beweisstück?”
    “Im Augenblick niemand.”
    “Wo ist es also?”
    “Ich hab es vergraben, okay?”
    “Du hast es
vergraben?
Aber warum denn, um Himmels willen?”
    Er seufzte laut auf. “Weil es auch mich in Schwierigkeiten bringen könnte.”
    “Du hast also etwas getan, was du nicht hättest tun sollen”, stellte sie mit Panik in der Stimme fest.
    “Manche würden es wohl so sehen.”
    “Kennedy! Was ist nur los mit dir?”
    “Mom, ich kann dir nichts dazu sagen. Du musst mir einfach vertrauen.”
    “Dir
vertrauen?”
    “Wieso denn nicht?”, erwiderte er ungeduldig. “Wie lange muss ich dir denn noch etwas beweisen? Hab ich dich denn jemals enttäuscht?”
    Sie kniff die Augen zusammen.
    “Jedenfalls nicht in den vergangenen Jahren.”
    Sie schien einlenken zu wollen. “Und was, glaubst du, sollen wir nun also tun?”
    “Wir sollten uns mit Grace anfreunden.”
    “
Wie bitte?”
, rief sie aus und sprang vom Stuhl.
    “Wenn wir sie jetzt verstoßen, ist es wie ein Schuldeingeständnis. Aber wenn wir das Gegenteil tun, zeigen wir, dass wir sie für unschuldig halten.”
    “Damit wird dein Vater niemals einverstanden sein.”
    “Er wird schon einlenken, wenn du es tust.” Obwohl Otis nie von seinen Ängsten sprach, wusste Kennedy, dass er sich vor dem fürchtete, was auf ihn zukam. Er verließ sich ganz auf seine Frau, die sich um alles kümmerte, was mit seiner Krankheit und der Arbeit zu tun hatte.
    “Du forderst dein Glück heraus, Kennedy, das ist dir doch hoffentlich klar? Zwar wurde Lee Barkers Leiche nie gefunden, aber es ist ziemlich sicher, dass er umgebracht wurde. Wenn du dich in ihr getäuscht hast, und etwas Unerwartetes passiert …”
    Mit einem Mal verschwand alle Farbe aus ihrem Gesicht. “Das war es aber nicht, was du vergraben hast, oder?”
    “Natürlich nicht.”
    “Also”, sagte sie gefasst. “Was soll ich nun von all dem halten?”
    “Wie ich schon sagte: Vertrau mir. Außerdem habe ich meine Entscheidung schon gefällt.” Er schaute sie an, und sie erwiderte seinen Blick. “Hältst du zu mir?”
    Einige Sekunden verstrichen. Schließlich nickte sie. “Du bist mein Sohn”, sagte sie. “Natürlich halte ich zu dir.”
    “Es könnte vielleicht ein bisschen stürmisch werden”, erklärte er. “Aber ich glaube, wir kriegen das hin.”
    “Die Vincellis werden jedenfalls nicht damit durchkommen.” Sie hob das Flugblatt hoch und wedelte damit in der Luft. “Dafür werde ich schon sorgen.”
    “Wir werden es schaffen”, sagte Kennedy lächelnd. Aber er fühlte sich alles andere als zuversichtlich. Wenn er sich jetzt hinter Grace stellte, würde er mehr Menschen gegen sich aufbringen als nur die Vincellis.
    An der Tür angekommen, zögerte Camille einen Moment lang. “Ich hoffe nur, du hast recht. Sonst machst du nicht nur dich sehr unglücklich.”
    Und damit verließ sie das Büro.
    Grace war überrascht, als Teddy und Heath am Spätnachmittag wieder vor ihrer Tür auftauchten, nachdem ihre Großmutter sie vorhin erst vom Grundstück gewunken hatte. Das hatte nach Ärger ausgesehen. Aber nun machten sie wieder einen ganz fröhlichen Eindruck, und als sie die Tür öffnete, begrüßten sie sie so begeistert wie immer.
    “Hallo, Grace”, sagte Teddy.
    Heath lächelte sie an. “Und was hast du gemacht, als wir weg waren?”
    Sie hatte zwei Stunden lang im Garten gesessen und ein Buch gelesen. Dann hatte sie den Gemüsestand abgebaut, weil niemand sich dafür zu interessieren schien. Zwar waren viele Leute vorbeigekommen, aber niemand war stehen geblieben. “Ich hab Karamelläpfel gemacht”, sagte sie.
    “Zum Verkaufen?”
    “Für euch.”
    “Ich liebe Karamelläpfel!”, rief Teddy.
    “Wie

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