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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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herauskommen könnte, ohne dicht an ihnen vorbeigehen zu müssen.
    Und dann hörte sie wieder Joes Stimme, und er sprach immer lauter, genau wie früher, als er der Stimmgewaltigste von allen gewesen war. “Die konnte man ganz schön schnell rumkriegen. Musstest nur mit dem Finger schnippen, und schon machte sie die Beine breit. Ich hab’s ihr mal im Stadion unter der Tribüne besorgt. Meine Eltern saßen nichts ahnend nur ein paar Meter entfernt.”
    Grace’ Brust zog sich zusammen, als sie alle zusammen loslachten. Sie bekam kaum noch Luft. Damals hatte sie sich danach gesehnt, von Joe gemocht und anerkannt zu werden. Und außerdem wollte sie ihm etwas zurückgeben. Sie hatte ihm den Onkel genommen.
    “Mich hat sie mal gefragt, ob sie ein paar Wochen meine Freundin sein darf”, sagte Tim. Er sprach viel leiser als Joe, aber sie konnte sich ungefähr zusammenreimen, was er erzählte. “Ich hab natürlich Ja gesagt. Dann hab ich sie gebumst und sie anschließend davongejagt.” Dann lachte er ungläubig. “Wie so jemand Dummes einen Studienplatz in Georgetown ergattern konnte, ist mir schleierhaft.”
    Irgendeiner hatte ihm offenbar einen Schlag versetzt, vielleicht Buzz, jedenfalls schrie er auf.
    “
Dumm?
Komm schon! Sie ist definitiv nicht dumm …” Er senkte die Stimme. “… irgendwie gestört. Bei denen Zuhause muss irgendwas Eigenartiges passiert sein.”
    “Nichts war eigenartig”, protestierte Joe, “bis sie meinen Onkel umgebracht haben.”
    “Du weißt doch gar nicht, was mit deinem Onkel passiert ist”, sagte Tim. Joe widersprach, aber Tim hob die Hand: “Glaub mir, da war von Anfang an etwas Merkwürdiges im Gang.”
    “Wegen diesem Besen von Mutter”, brummte Joe.
    Dann wurde geflüstert, aber Grace hörte nicht mehr hin. Sie war vollauf damit beschäftigt, Haltung zu bewahren.
    Leider machte ihr Magen nicht mit. Ihr wurde immer übler, als sie sich vergegenwärtigte, was sie damals mit diesen drei Männern gemacht hatte.
    Sie hätte es gern ungeschehen gemacht. Aber das war leider nicht möglich. So etwas hing einem für immer nach.
    “Geh doch hin und sag Hallo zu ihr, Joe”, meinte Tim. “Vielleicht kannst du’s ihr gleich hier besorgen. Und wenn du’s gut machst, erzählt sie dir vielleicht, was mit deinem Onkel passiert ist.”
    Joe knurrte, und jetzt kam der Mann, der die Bestellung aufgegeben hatte, wieder an den Tisch zurück und fragte mit lauter, klarer Stimme: “Wovon redet ihr denn eigentlich?”
    Grace hatte sein Gesicht noch gar nicht gesehen, aber das war auch nicht nötig. Sie wusste, dass das Kennedy Archer war, damals der attraktivste, sportlichste und begehrenswerteste Junge von allen. Sie konnte nicht widerstehen. Sie sah zu ihm hinüber.
    Er war nicht dicker geworden. Er hatte auch keine Glatze wie einige seiner Freunde. Immer noch groß und breitschultrig, hatte er immer noch dunkelblonde Haare und Grübchen, wenn er lächelte. Auf zahllosen Plakaten in der Stadt war sein Gesicht zu sehen. Er kandidierte für das Amt des Bürgermeisters.
    Ihre Blicke trafen sich. Sie sah, wie überrascht er war, als er sie erkannte. Er hörte auf, an seinem Schlips zu ziehen, dessen Knoten er gerade lockern wollte.
    Grace schaute sofort woanders hin. Normalerweise war um diese Zeit am Nachmittag in keinem Restaurant etwas los. Aber ausgerechnet jetzt musste sie auf Kennedy Archer und seine Freunde treffen. Was machten sie eigentlich um diese Zeit in einer Pizzeria? Aus dem Alter, in dem man sich an solchen Orten herumtrieb, waren sie doch längst raus.
    Sie erinnerte sich noch daran, wie sie mit sechzehn als Aushilfskellnerin hinter dem Tresen gestanden und sie beobachtet hatte. Als Jungs hatten sie ständig angegeben und versucht, cool zu sein. Grace fiel es schwer, ihre widerstreitenden Gefühle zu beherrschen. Sie hätte niemals erwartet, in diesem Lokal mit diesen Männern konfrontiert zu werden, und auch nicht, dass ein Zusammentreffen mit ihnen sie derart erschüttern würde. Mit einem Mal war sie wieder die kleine Grace von damals, die verzweifelt nach Zuneigung suchte.
    Wie hatte sie nur so kurzsichtig sein können? Sie hätte dieses Restaurant niemals betreten dürfen.
    Sie hatte sich allzu sehr mit ihren Problemen als erwachsener Mensch befasst, sich gefragt, wie sie Clay und Irene begegnen sollte oder ihrer Stiefschwester Madeline, die sie noch immer nicht angerufen hatte. An ihre Schulzeit hatte sie kaum noch gedacht. Es war jene düstere Zeit, in der sie sich

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