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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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hm?”
    “Scheint so.”
    Wieder grinste er vor sich hin. “Aber so sehr nun auch wieder nicht.”
    “Wahrscheinlich bist du überhaupt nicht in der Lage zu verstehen, wie sehr ich mich verändert habe.” Sie musterte ihn von oben bis unten und gab ihm damit deutlich zu verstehen, dass sie nicht sonderlich beeindruckt war von dem, was sie sah. “Im Gegensatz zu mir scheinst du ja überhaupt nicht erwachsen geworden zu sein.”
    Er starrte sie verbissen an und zog an seiner Zigarette. “Du glaubst wohl, dass du jetzt zu gut für mich bist, nur weil du in Jackson als Staatsanwältin Karriere gemacht hast? Steckt das dahinter,
willige Gracie?”
    Der Rauch seiner Zigarette schwebte auf sie zu und brannte in ihrer Nase. “Mein Name ist
Grace”
, erklärte sie. “Und ich bin immer viel zu gut für dich gewesen, Joe. Ich wusste es damals nur noch nicht.”
    “Leck mich am Arsch.” Er warf die Kippe weg und wandte sich zum Gehen. Dann aber drehte er sich noch mal um und sagte: “Was du damals bekommen hast, war genau das, was du wolltest. Du warst nichts weiter als ein billiges Flittchen.”
    “Komm mir nie wieder zu nahe”, sagte sie und schloss energisch die Tür.
    “Miststück!”, schrie er und warf einen Stein gegen das Haus.
    Grace legte die Kette vor und lehnte sich neben der Haustür an die Wand und verschränkt die Arme.
Geh weg …
    “Vielleicht komme ich ja mal mit dem Bagger auf eure Farm und grabe alles um, bis ich was finde, das ihr dort verbuddelt habt”, schrie er. “Onkel Lee muss doch irgendwo abgeblieben sein, hab ich nicht recht, Grace? Ein Mensch löst sich doch nicht einfach in Luft auf! Jeder hier weiß, was aus ihm geworden ist, auch wenn ihr es nicht zugebt!”
    Sie antwortete nicht. Sie wusste, dass viele Leute in der Stadt Joe für einen Helden hielten, weil er Kennedy aus dem Fluss gerettet hatte, als er beim Spielen beinahe ertrunken wäre. Aber ansonsten konnte sie nichts Positives an ihm entdecken.
    “Wer von euch hat ihn auf dem Gewissen?”, rief er weiter. “Und wie fühlt man sich so dabei?”
    Grace vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    “Sogar wenn du es nicht selbst getan hast, kannst du noch in den Knast dafür kommen. Als Staatsanwältin wirst du das ja wohl wissen.”
    Oh mein Gott, dachte Grace, es wäre so leicht, die Wahrheit zutage zu fördern, wenn sie nur wüssten, wo sie nachschauen mussten.
    “Es wird dir noch leidtun, dass du mich so behandelt hast”, rief er.
    Kurz darauf heulte der Motor seines Lieferwagens auf. Sie schaute durchs Guckfenster und sah zu, wie er auf ihrem Rasen wendete und davonfuhr.
    Es wird dir noch leidtun …
dröhnte es in ihren Ohren.
    Ach was,
er kann dir überhaupt nichts anhaben
, beruhigte sie sich. Clay würde das nicht zulassen.
    Aber sie musste sich ja nicht nur wegen Joe Sorgen machen. Die Sache mit dem verschlossenen Aktenschrank von Jed war überaus beunruhigend.
    Ihr Telefon klingelte.
    “Alles in Ordnung?”, fragte ihr Bruder, als sie sich meldete.
    Da war sie sich nicht so sicher. Am liebsten hätte sie ihre Sachen gepackt, wäre nach Jackson zurückgefahren und hätte sich in ihrer Arbeit vergraben. Eine Stimme sagte ihr jedoch, dass es dafür längst zu spät war. “Er … er hat mich sowieso nie gemocht.”
    “Was wollte er denn von dir?”
    “Er wollte mich wohl einfach daran erinnern, schätze ich.”
    “Lass dich bloß nicht von ihm ins Bockshorn jagen, hast du verstanden, Grace?”
    Während ihrer Schulzeit hatten Joe und seine Freunde genug Macht gehabt, um sie total zu verunsichern, aber das war vorbei. Sie war jetzt viel stärker. Das hatten die vergangenen dreizehn Jahre bewiesen.
    “Was mich betrifft, kann dieser Joe Vincelli gern zur Hölle fahren”, sagte sie.
    “Das ist die richtige Einstellung.”
    Am nächsten Morgen schob sie ihre Kissen im Bett zurecht und griff nach dem Handy. Als Erstes rief sie ihre Mutter an. Sie hatte sich nach ihrer Ankunft zu spät bei ihr gemeldet und wollte diesen Fehler kein zweites Mal begehen. Sie war schließlich auch nach Stillwater gekommen, um die Beziehung zu ihrer Mutter zu retten, und nicht, um sie zu zerstören. “Hast du Lust, mit mir zu frühstücken?”
    Als Irene zu sprechen begann, hörte Grace eine männliche Stimme im Hintergrund.
    “Hast du gerade Besuch?”, fragte sie.
    “Aber natürlich nicht, es ist doch erst acht Uhr morgens”, antwortete ihre Mutter hastig.
    Na ja, dachte Grace, vielleicht ist es der Fernseher gewesen. Oder? “Wenn

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