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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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während sie Kelly hinterhersah.
    »Sie ist ein Hai«, widersprach Kim. »Ich möchte nicht, daß du mit ihr sprichst.«
    »Warum denn nicht?« fragte Ginger. »Weil sie mir nur Ärger macht«, erwiderte Kim. »Aber ich würde wirklich gerne von ihr interviewt werden«, jammerte Ginger.
    »Eins kann ich dir versprechen«, fuhr Kim sie an. »Wenn du mit ihr sprichst, bist du deinen Job los. Und mich auch! Hast du verstanden?«
    »Ist ja schon gut«, entgegnete Ginger. »Was bist du bloß für ein Miesepeter heute! Was ist denn los mit dir?« Becky, die ein paar Aufwärmrunden gedreht hatte, kam auf sie zugefahren.
    »Ich muß den Unterricht heute ausfallen lassen!« rief sie Kim und Ginger zu. Sie verließ die Eisbahn, setzte sich und versuchte hastig, sich die Schlittschuhe von den Füßen zu zerren. »Was ist denn los?« fragte Kim.
    »Ich habe solche Bauchschmerzen«, sagte sie. »Und ich muß dringend auf die Toilette.«

 
     
    Kapitel 5
     
    Sonntag, 18. Januar
     
    Kim nahm die Krankenakte von Harvey Arnold aus dem Fach und klappte sie auf. Es war noch nicht einmal acht Uhr morgens, und die Krankenschwestern von der Tagesschicht ließen sich gerade von ihren Kolleginnen der Nachtschicht auf den neuesten Stand bringen. Daher hatten Kim und die Schreibkraft der Station das Schwesternzimmer für sich allein. Er schlug die Seite mit den Vermerken der Schwestern auf und überflog, was sich am Vortag und in der vergangenen Nacht ereignet hatte. Dabei verkniff er sich mühsam ein Schmunzeln. Wie den Einträgen deutlich zu entnehmen war, hatte Mrs. Arnold die Schwestern genauso traktiert wie ihn. Darüber hinaus entnahm er dem Krankenblatt, daß es Mr. Arnold recht gutging, was sowohl die graphische Darstellung seiner Vitalzeichen wie auch das In- und Output-Blatt sowie die Laborwerte des Vortages bestätigten. Zufrieden schob er die Aufzeichnungen zurück in den dafür vorgesehenen Schlitz und steuerte das Zimmer des Patienten an.
    Mr. Arnold saß aufrecht im Bett, frühstückte und sah dabei fern. Kim war wieder einmal überrascht, welche Fortschritte die Herzchirurgie in den letzten Jahrzehnten gemacht hatte. Mr. Arnold war dafür das beste Beispiel. Noch vor achtundvierzig Stunden war der siebzigjährige Mann schwer krank gewesen und hatte eine Operation am offenen Herzen über sich ergehen lassen müssen. Sein Herz war buchstäblich angehalten, geöffnet und repariert worden, und trotzdem war er schon wieder recht guter Dinge, fast schmerzfrei und genoß sichtlich die gewaltige Verbesserung seiner Lebensqualität. Kim konnte nicht umhin, ein tiefes Gefühl der Enttäuschung darüber zu empfinden, daß ein derartiges Wunder in der gegenwärtigen Situation, in der nur noch Geld und Profit zählten, nicht entsprechend gewürdigt wurde.
    »Wie geht es Ihnen, Mr. Arnold?« fragte Kim. »Ganz gut«, erwiderte Mr. Arnold, während er sich mit der Serviette über das Kinn wischte. Wenn er allein war, war er immer nett und zuvorkommend. Aber wehe seine Frau kam hinzu - dann wurde er genauso unausstehlich wie sie. Kim unterbrach ihn kurz bei seinem Frühstück und überprüfte den Verband und die Wundflüssigkeit. Alles war, wie es sein sollte.
    »Glauben Sie wirklich, ich kann wieder Golf spielen?« fragte Mr. Arnold.
    »Auf jeden Fall«, erwiderte Kim. »Sie können tun und lassen, wozu Sie Lust haben.«
    Nachdem sie sich noch ein paar Minuten unterhalten hatten, verabschiedete sich Kim. Doch er hatte Pech; an der Tür lief er Mrs. Arnold in die Arme.
    »Da sind Sie ja«, platzte sie heraus. »Gut, daß ich Sie erwische. Ich möchte, daß mein Mann rund um die Uhr von einer Privatschwester betreut wird.«
    »Warum?« fragte Kim. »Wo liegt das Problem?«
    »Wo das Problem liegt, kann ich Ihnen erklären«, ereiferte sich Mrs. Arnold. »Die Stationsschwestern lassen sich so gut wie nie hier blicken. Manchmal vergehen Stunden, bevor mal eine reinkommt. Und wenn Harvey klingelt, beenden sie immer erst noch in aller Ruhe ihr Pläuschchen.«
    »Ich denke, das liegt daran, daß sie sehen, wie gut es Ihrem Mann schon wieder geht«, erklärte Kim. »Sie widmen ihre Zeit vor allem den Patienten, denen es schlechter geht.«
    »Sparen Sie sich Ihre Ausreden«, entgegnete Mrs. Arnold. »Ich bestehe darauf, daß eine Schwester abgestellt wird, die die ganze Zeit hier im Zimmer zu sein hat.«
    »Ich schicke Ihnen jemanden vorbei, mit dem Sie darüber sprechen können«, schlug Kim vor.
    Vorübergehend besänftigt nickte Mrs. Arnold.

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