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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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fressen, sie fressen sogar ihresgleichen. Auch die Verfütterung von Hühnerdung ist gang und gäbe.«
    »Das soll wohl ein Witz sein!« staunte Kim. »Schön wär’s«, entgegnete Dr. Morgan. »Aber es kommt noch schlimmer. Zusätzlich stopft man die Tiere nämlich auch noch mit Antibiotika voll. Und genau dieser Mischmasch ist es, der in den Gedärmen der Tiere die Entstehung neuer Erregerstämme fördert. Tatsache ist jedenfalls, daß E. coli O157:H7 durch die gemeinsame Übertragung der DNA des Shigella-Toxins und einer weiteren, für eine spezielle Antibiotikaresistenz verantwortlichen DNA entstanden ist.«
    Kim schüttelte ungläubig den Kopf. Was er gerade erfahren hatte, interessierte ihn ungemein, doch plötzlich erinnerte er sich wieder daran, warum sie über das Thema sprachen: Es ging um Becky. Er war auf der Stelle ernüchtert. »Verursacher der ganzen Problematik sind also Rückstände von Rinderfäkalien in Gehacktem«, stellte Kim fest. Er klang wieder ängstlich und angespannt.
    »Das könnte man wohl so sagen«, stimmte Dr. Morgan ihm zu. »Dann weiß ich, wie Becky sich infiziert hat«, erklärte Kim wütend. »Sie hat am Freitag abend bei Onion Ring einen halbrohen Hamburger gegessen.«
    »Das könnte es gewesen sein«, bestätigte Dr. Morgan. »Obwohl E. coli O157:H7 normalerweise eine längere Inkubationszeit hat, manchmal bis zu einer Woche.« Plötzlich riß jemand die Tür zum Sichtraum auf. Kim und Dr. Morgan fuhren vor Schreck zusammen. Eine Schwester mit geröteten Wangen erschien auf der Schwelle. »Dr. Morgan!« rief sie panisch. »Wir haben einen Notfall! Es ist Ihre Patientin Rebecca Reggis!«
    Kim und Dr. Morgan stürmten hinaus und rannten über den Flur zu Beckys Zimmer.

 
     
    Kapitel 9
     
    Mittwoch nachmittag, 21. Januar
     
    Kim stürmte in das Zimmer seiner Tochter. An jeder Seite des Bettes hantierte eine Krankenschwester und kümmerte sich um Becky. Eine maß ihren Blutdruck, die andere ihre Temperatur. Becky atmete schwer und stöhnte. Sie war kreidebleich. Tracy stand ein wenig abseits an die Wand gelehnt und preßte sich eine Hand vor den Mund. Sie war beinahe so bleich wie Becky.
    »Was ist passiert?« schrie Kim. Dr. Morgan war ihm dicht auf den Fersen. »Ich weiß es nicht«, schluchzte Tracy. »Wir haben uns ein bißchen unterhalten, und auf einmal hat sie geweint und gesagt, daß ihr der Magen und die linke Schulter entsetzlich weh täten. Und dann hat sie einen Schüttelanfall bekommen.« Die eine Schwester rief, Becky habe einen Blutdruck von fünfundneunzig zu sechzig.
    Dr. Morgan trat an die linke Bettkante und fühlte Beckys Puls. »Haben Sie Dr. Stevens schon gerufen?«
    »Ja«, erwiderte eine der Schwestern.
    »Sie hat über vierzig Grad Fieber«, stellte die andere Schwester besorgt fest. Sie hieß Lorraine Phillips, ihre Kollegin Stephanie Gragoudos.
    Kim stieß Lorraine zur Seite. Er war völlig außer sich. Seine Tochter derart leiden zu sehen, zerriß ihm das Herz. »Was ist los mit dir, mein Schatz?« fragte Kim. »Mein Bauch«, brachte Becky stöhnend hervor. »Er tut furchtbar weh, Daddy. Hilf mir!«
    Kim zog die Bettdecke zurück. Schockiert stellte er fest, daß sich auf Beckys Brust ein schwach lilafarbener Streifen gebildet hatte - ein Hinweis auf subkutane Blutungen. Er sah zu Dr. Morgan auf. »Haben Sie diese Purpura schon gesehen?« Dr. Morgan nickte. »Ja, als ich Ihre Tochter untersucht habe.«
    »Gestern nacht hatte sie die noch nicht.« Kim wandte sich wieder Becky zu.
    »Zeig mir, wo es dir weh tut.« Becky deutete auf die rechte Seite ihres Bauchs. Dabei achtete sie tunlichst darauf, den Bereich nicht zu berühren. Kim legte vorsichtig Zeige-, Mittel- und Ringfinger auf die Stelle, auf die sie gezeigt hatte. Selbst bei dieser leichten Berührung krümmte Becky sich vor Schmerz.
    »Bitte hör auf, Daddy!« flehte sie ihn an. Kim zog sofort seine Hand zurück. Becky riß die Augen auf; ihren ausgetrockneten Lippen entwich ein leiser Schrei. Dies war genau die Reaktion, die Kim nicht sehen wollte. Man bezeichnete sie als abdominelle Abwehrspannung - ein deutliches Anzeichen für Peritonitis, eine Entzündung des Bauchfells. Und es konnte nur eine Ursache dafür geben. Er richtete sich auf. »Ein akutes Abdomen!« schrie er. »Sie hat eine Perforation!«
    Ohne zu zögern, stürzte er ans Kopfende des Bettes und löste den Stopper an den Rädern. »Beeilung! Jemand muß sich ans Fußende stellen!« kommandierte er. »Wir transportieren sie in

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