Tränen aus Feenstaub
sogar Finn, der sie nicht zurückkehren ließ? Oder was immer wahrscheinlicher wurde, war das vielleicht gar nicht ihr Traum, sondern Finns?
Pina zermarterte sich darüber schon seit Tagen den Kopf, nur unterbrochen von den Besuchen der Familie und von Freunden. Und an diesem Morgen war es Dagmar, die sie davon abhielt, weiter zu grübeln.
Der Besuch ihrer Schulfreundin erfolgte schon früh am Morgen, noch vor Schulbeginn. Pina hatte darauf bestanden, da Dagmar heute Geburtstag hatte. Sie wollte ihr das selbstgemalte und inzwischen laminierte Bild schenken.
Aber Dagmar erschien nicht alleine, sie hatte zur Feier des Tages Severin im Schlepptau, der für die feierliche Umrahmung des Ganzen sorgte. Er hatte für einen kleinen Geburtstagskuchen mit Kerze gesorgt.
„Ist ja niedlich“, schmunzelte Pina, als Severin den Minikuchen aus seiner Schultasche zog, eine kleine Kerze darauf steckte und ihn Dagmar überreichte.
„Wo bekommt man denn so einen kleinen Kuchen her?“, wunderte sie sich.
Severin sah Pina vorwurfsvoll an. „Hab ich natürlich selbst gebacken! Musste mir dafür nur aus der Spielküche meiner kleinen Cousine eine Kuchenform mopsen.“
„Ich bin stolz auf dich!“, lobte Dagmar ihn. Dann wandte sie sich an Pina. „Ist er nicht ein wahrer Held?“
Pina nickte zustimmend und Severin nahm eine Pose ein, als ob er auf dem Sockel eines Denkmals stehen würde.
„Reicht schon wieder, Sevi“, erklärte Pina nach fünf Sekunden Bewunderung. „Jetzt ist mein Geschenk dran. Dagmar, bring mir doch die Zeichenmappe vom Tisch.“
Dieser Aufforderung kam das Mädchen auch sogleich nach. „Was bekomme ich denn?“, fragte sie neugierig. „Einen Gutschein für einen Mädchentag mit dir?“, riet sie.
Pina schüttelte den Kopf, ließ sich die Mappe reichen und öffnete sie. Dann holte sie das Bild heraus und überreichte es ihrer Freundin.
„Dagmar, wie wir sie kennen und lieben“, erklärte sie übertrieben dramatisch. „Happy Birthday!“
„Wow! Ich bin eine Fee! Du hast mich als Fee gezeichnet mit Flügelchen und einer Glitzerwolke!“
„Das Glitzerzeug war Sevis Idee“, wollte Pina ihrem Freund auch ein wenig Ruhm zukommen lassen. Als Dank warf Dagmar ihm eine Kusshand zu.
Voller Bewunderung für das Werk, vertiefte sich Dagmar in die Details der Zeichnung. Währenddessen fiel Pinas Blick auf das nächste Bild in ihrer Mappe. Das Motiv stellte Finn dar, der düster brütend vor sich hin sah. Pina nahm die Zeichnung zur Hand und starrte darauf, als ob es alle Ungereimtheiten beantworten könnte.
„Oh, nein!“, stöhnte Severin. „Gibst du dich immer noch mit diesem Typen ab? Der ist nichts für dich, glaub mir das ruhig!“
Dagmar, die durch Severins Worte auf das Bild in Pinas Händen aufmerksam wurde, widersprach ihm sofort.
„Warum denn? Lass ihr doch den Spaß. Der Typ sieht doch wirklich gefährlich gut aus!“ Das hielt Dagmar für Begründung genug, Pina diesen Burschen nicht ausreden zu wollen.
„Genau! Die Betonung liegt auf dem Wort gefährlich , Mädels!“, stellte Severin klar.
„Das ist der pure Neid, der da aus ihm spricht“, war sich Dagmar sicher. „Genieß es, solange er sich für dich interessiert, Pina!“
Pina wusste nicht, wessen Ansicht sie sich anschließen sollte. Außerdem hatte sie Finn sowieso schon seit Tagen nicht mehr getroffen, was sie versuchte ihren Freunden zu erklären.
„Ich kann ihn seit Tagen schon nicht mehr erreichen“, gab sie zu. Auch wenn sie wusste, dass sie das wirkliche Problem ihren Freunden nicht erklären konnte. Sie würden es nicht verstehen und helfen konnten sie sowieso nicht. Aber es half ihr, jemandem zu sagen, dass sie sich Sorgen machte.
Severin fühlte sich durch dieses Bekenntnis natürlich sofort in seiner Meinung über den Biker bestätigt. „Ich hab es dir gleich gesagt, der Typ ist eine Nummer zu groß für dich. Und jetzt hat er dich auch noch fallengelassen!“
Das nahm Dagmar ihrem Freund übel. „Halt die Klappe, Sevi! Was weißt du schon?“ Dann setzte sie sich zu Pina aufs Bett.
„Hattet ihr Streit?“, fragte sie direkt.
„Nein, keinen Streit“, schüttelte Pina den Kopf. Wie sollte sie die Szene ihrer letzten Begegnung nur beschreiben?
„Wir hatten Ärger“, gab sie zu, korrigierte sich dann aber noch. „Nein, eigentlich hatte eher Finn Ärger. Und seither kann ich ihn nicht mehr erreichen!“
„Wahrscheinlich sitzt er!“, vermutete Severin mitleidlos.
„Idiot!“, schimpfte
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