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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Wand lehnte. Vorsichtig streifte sie ihm die steifgefrorenen Handschuhe herunter und versuchte, durch sanftes Reiben seine Hände zu beleben.
    Frau Hanz hatte den Ankömmlingen finster zugesehen, als sie ihre schneenassen Kleidungsstücke von sich warfen. Ihren Unwillen über die entstehende Unordnung laut zu äußern, wagte sie freilich nicht, eingedenk dessen, was ihr Elise vor ihrem Weggang eingeschärft hatte.
    Elise wandte sich nun an die Haushälterin. »Dietrich versteht nicht genug Englisch, deswegen sollt Ihr ihm sagen, daß er uns etwas zum Essen nach oben schicken soll. Diese Männer haben die ganze Strecke von Lübeck bis hierher hinter sich. Sie sind erschöpft und halb erfroren. Sagt ihm auch, daß er reichlich Wasser warm machen soll, damit sie baden können. Seine Lordschaft kann in meinem Schlafgemach baden. Die anderen sollen die alten Räumlichkeiten beziehen.«
    »Sehr wohl, gnädiges Fräulein.« Frau Hanz wollte sich entfernen, wurde aber von Elises letzter Anweisung zurückgehalten: »Und wenn Spence und Fitch kommen, sagt ihnen, sie sollen das Gepäck Seiner Lordschaft in meine Räume schaffen. Unsere Gäste müssen sich die oberen Kammern teilen. Sorgt dafür, daß frische Strohsäcke und Bettgestelle aus den Gesindequartieren herangeschafft werden.«
    Die dunklen Brauen der Frau zuckten in die Höhe. »Wo soll Seine Lordschaft schlafen?«
    »Natürlich bei mir«, antwortete Elise und wandte sich, ohne die Frau weiter zu beachten, ihrem Gemahl zu.
    Also doch! schoß es Frau Hanz durch den Kopf. Hatte sie es nicht die ganze Zeit über gewußt! Die englische Dirne hatte den Lord umgarnt, um ihn tüchtig auszunehmen. Sie verdiente nicht die geringste Achtung. Wäre nicht der Marquis zugegen gewesen, sie hätte der kleinen Schlampe offen ihre Verachtung gezeigt.
    Daß sie ihren Argwohn bestätigt sah, gab Frau Hanz Auftrieb. Das Mädchen hatte in einem großen Haus nichts zu suchen, schon gar nicht als Herrin von Bediensteten, die in ihr eine gewöhnliche Schlampe sahen. Und daß sie dies in ihr sehen würden, dafür würde sie schon sorgen.
    Elise entging der Wirbel in der Küche, da sie ihre ganze Aufmerksamkeit Maxim widmete. Frau Hanz erteilte dem Koch in barschem Ton Befehle, als wäre sie die rechtmäßige Herrscherin der Burg und entschlossen, ihm Respekt beizubringen.
    »Komm hinauf, Maxim«, drängte Elise. »Du kannst dich am Feuer wärmen, während Badewasser und Essen gebracht werden.«
    Wieder fegte ein Windstoß in die Halle, als Fitch die Tür öffnete und dicht gefolgt von Sir Kenneth hereindrängte.
    »Fitch, würdest du die Herren in die Gemächer Seiner Lordschaft führen?« bat ihn Elise. »Sieh zu, daß oben genug Brennholz vorrätig ist. Vor dem Zubettgehen müssen sich alle aufwärmen, baden und essen.«
    Zuvorkommend wandte Fitch sich an die Gäste: »Folgt mir, ich bringe Euch nach oben.«
    Fitch wollte leichtfüßig die Stufen nehmen, die Männer konnten ihm aber nur steif folgen. Langsam schleppte sich auch Maxim die Treppe hoch, nach besten Kräften von Elise unterstützt. In den oberen Gemächern angekommen, ließ er sich vor Kälte zitternd und vorsichtig in einen Stuhl am Kamin sinken. Sofort legte ihm Elise ein Fell um die Schultern. Als sie vor ihm niederkniete und ihm die Stiefel auszog, verzog er schmerzhaft das Gesicht.
    Elise zog ihrem Mann die vom Schnee durchfeuchteten Sachen aus und massierte ihn sanft, wobei sie ihn immer wieder schüchtern auf seine Brust, auf Arme oder Hände küßte. Langsam kehrte Leben in ihn zurück, und er erwiderte ihre Küsse. Nachdem sie das Fell sorgsam um ihn herum festgesteckt hatte, goß sie Bier in einen Krug und ging dann an den Kamin, um das Getränk mit einem Brenneisen zu erwärmen.
    »Jetzt mußt du dich schon besser fühlen«, sagte Elise lächelnd.
    »Ich zweifelte schon, ob wir die letzten Meilen schaffen würden«, gestand er und fröstelte wieder.
    »Hillert wird es nicht leicht fallen, dir zu folgen.«
    »Richtig. Wenn das Unwetter anhält, kann er erst im Frühjahr durchkommen.«
    »Aber ich fürchte mich jetzt schon davor.«
    »Ich werde gewappnet sein, meine Liebe, denn ich habe nicht die Absicht, dich vor Ablauf von zwanzig Jahren oder mehr zur Witwe zu machen.«
    Elise rang sich ein Lächeln ab, als sie aufstand und ihm den Becher reichte. Maxim fuhr sich mit der Hand über sein Stoppelkinn. Er war so matt, daß er kaum den Arm heben konnte, doch störte es ihn, daß er sich so ungepflegt präsentierte.

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