Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
hatte dabei das Gefühl, ein mit Landminen verseuchtes Gebiet zu durchwandern.
Sie atmete tief durch und suchte dann erneut seinen Blick. „Glaubst du, wir könnten uns hin und wieder treffen und… einfach nur eine nette Zeit miteinander verbringen?“
Hoffnung, ja, er spürte Hoffnung! Den Blick auf den Boden gerichtet, kämpfte er mit seinem Verstand. Er wusste zu gut, dass jedes Wiedersehen mit Nan ihn der Gefahr aussetzte, sich noch mehr in sie zu verlieben.
„Ich war so einsam in den letzten zwei Jahren, und es tut mir so gut, wieder mit dir zusammen zu sein.“ Sie presste die Fingerspitzen gegen ihre Schläfen.
„Keiner von uns beiden wünscht sich doch etwas Kompliziertes.“
„Glaubst du, wir könnten unsere Beziehung unkompliziert halten?“
„Warum nicht? Wir könnten es doch wenigstens versuchen.“
Versuchen? Irgendwie verstand David jetzt gar nichts mehr.
Was wollte Nan von ihm? Einen Flirt? Eine Affäre? Reine Freundschaft? „Äh, von was für einer Beziehung reden wir gerade überhaupt?“
„Na, so eine lockere. Du könntest wie früher zu uns essen kommen, und wir könnten hin und wieder etwas mit den Kindern unternehmen.“ Er hörte die Einsamkeit, die in ihrer Stimme mitschwang.
Oh, Gott, wie gern würde er diese Einsamkeit vertreiben! „Ich bin gern mit dir zusammen, aber ich bin mir immer noch nicht sicher, von welcher Art von Beziehung wir eigentlich sprechen.“
„Von einer freundschaftlichen, David. Für mehr bin ich noch nicht bereit.
Außerdem haben wir doch bereits über diese Polizistensache geredet.“
„Also werden wir nicht ausgehen und uns auch nicht mehr küssen?“
Sie runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf.
War er dazu überhaupt in der Lage? Bloß Freundschaft, ohne sie berühren, ohne sie küssen zu dürfen? Würde er das durchhalten?
Wem wollte er etwas vormachen? Auch er hatte sich einsam gefühlt, und Nan vertrieb die Leere in ihm, die er schon so lange mit sich herumtrug. Er würde alles auf sich nehmen, nur um in ihrer Nähe zu sein. Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. „Wir könnten wohl beide etwas Spaß in unserem Leben gebrauchen.“
6. KAPITEL
„Cool.“ Justin schaute sich das beeindruckende Armaturenbrett des rassigen Sportwagens an und fuhr mit der Hand über das weiche rote Leder des Beifahrersitzes. Noch nie in seinem Leben hatte er in einem so luxuriösen Wagen gesessen.
Rick, der auf dem Fahrersitz fläzte, drehte das Lenkrad leicht hin und her, als ob er tatsächlich auf der Straße fahren und nicht mit dem Wagen in der Garage stehen würde. „Ben ist nicht zu Hause, aber vielleicht kann ich ihn dazu überreden, dass er mal ein Stück mit dir fährt. Er war ziemlich von dir beeindruckt, weil du der Polizei unsere Namen nicht verraten hast.“
„Ich hätte euch nie verraten, Rick.“
„Ja, ich habe dich wohl falsch eingeschätzt. So, deine Mom zwingt dich also, Harper das Geld für die eingeschlagenen Fensterscheiben zu zahlen.“
„Ja.“
„Wo willst du das Geld herbekommen?“
Justin wusste, dass er Rick unmöglich etwas von dem Job bei David erzählen konnte. Er seufzte und entschloss sich zu lügen. „Ich weiß es noch nicht.“
Rick schlug Justin leicht gegen die Schulter. „Hey, ich habe gute Neuigkeiten für dich.“
„So?“ Justin konnte gute Neuigkeiten gebrauchen.
„Ben hat mich gefragt, ob du für ihn arbeiten willst, so wie ich und Pete.“
„Was ist das für eine Arbeit?“
Rick sah ihn prüfend an. „Was glaubst du denn, was für eine Arbeit das ist?“
Justin dachte nach. „Na, so eine wie in der Nacht, als ich durchs Fenster in den Drugstore steigen sollte? Du hast damals mit Pete zusammen für Ben gearbeitet, nicht wahr?“
„Ja, Kramer, genau so ist es. Manchmal frage ich mich, auf welchem Planeten du bisher gelebt hast. Harper bewahrt im Hinterzimmer Bargeld in einer Metallbox auf, außerdem weiß Ben, dass der Mann selbst die harten Medikamente nie wegschließt. Obwohl man doch meinen könnte, dass Harper nach so viel eingeschlagenen Fenstern endlich etwas dazugelernt hätte. Aber vielleicht glaubt er, Kids würden nur aus Spaß die Fenster einwerfen. Was weiß ich.“ Rick schlug sich auf die Stirn, als könnte er Harpers Dummheit nicht fassen.
Justin versuchte zu lächeln, aber seine Gesichtsmuskeln fühlten sich eigenartig steif an. Rick und Pete hatten ihn angelogen. Sie hatten in jener Nacht behauptet, sie hätten bloß Hunger auf Chips.
„Das Problem ist nur,
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