Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
Die Erinnerung an ihren Duft und ihren geschmeidigen Körper ließ sein Herz noch schneller schlagen. Er wusste, dass es falsch gewesen war, sie zu küssen. Aber er hatte einfach nicht widerstehen können.
Und wie sie seinen Kuss erwidert hatte. Wow! Allein bei dem Gedanken flammte die Leidenschaft wieder in ihm auf. Aber war es ein Wunder? Sie war eine junge Frau, und seit Corrys Tod war sie nicht mehr mit einem anderen Mann zusammen gewesen.
Das Problem war nur, dass dieser Kuss sein Verlangen nach ihr noch verstärkt hatte. Jetzt, da er sie geküsst und Leidenschaft in ihr geweckt hatte, wollte er sie ganz besitzen.
Und genau das kam überhaupt nicht infrage. Mit Nan ins Bett zu gehen – würde unweigerlich zu einer festen Beziehung führen. Alles andere kam für Nan nicht infrage. Und genau das konnte er ihr aber nicht geben. Verdammt noch einmal, er war Polizist.
Aber die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es nutzlos war, wenn man vor seinen Gefühlen davonlief. Das hatte er vergebens nach Corrys Tod versucht. Sein Captain hatte dann darauf bestanden, dass er sich einer Therapie unterzog.
Heute war David sehr froh darüber. Mit Hilfe seines Therapeuten hatte er gelernt, seine Trauer zu verarbeiten, indem er seine Gefühle annahm und bewusst mit ihnen umzugehen lernte.
Also war ihm klar, dass es ihm nicht helfen würde, wenn er seine Gefühle ignorierte. Er musste einen Weg finden, mit ihnen umzugehen. Er wusste nur noch nicht, wie er das anstellen sollte.
Am nächsten Abend wartete David in seinem Jeep darauf, dass Nan von den Kursen, die sie an der Universität belegte, nach Hause kam.
Er wusste, was er tat. Er musste sich einfach den Gefühlen für Nan stellen. Er konnte doch nicht Tag und Nacht sehnsüchtig von ihr träumen. Irgendwie musste er diese Gefühle in den Griff bekommen, und es würde ihm sicherlich auch gelingen. Genau!
Warum standen ihm dann bitte kleine Schweißperlen auf der Stirn? Vielleicht, weil er vergessen hatte, das Fenster zu öffnen? Er kurbelte es herunter und hieß den Regen willkommen, den der Wind jetzt gegen sein Gesicht trieb.
Schließlich sah er, wie Nans blauer Wagen in die Einfahrt einbog. Er wartete einige Minuten, stieg dann aus dem Jeep und rannte durch den Regen auf die Veranda zu. Fast wäre er dabei mit einer älteren rothaarigen Frau zusammengestoßen.
Nan stand im Türrahmen, im sanften Schein der Verandalampe. „David?“ Sie hörte sich alarmiert an. Wahrscheinlich hatte sie Angst, Justin hätte schon wieder etwas angestellt. Er lächelte ihr beruhigend zu. „Mach dir keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung.“
Der sorgenvolle Ausdruck ihres Gesichtes verschwand. „Kate, darf ich dir vorstellen, das ist David Elliot. Er ist der Hilfssheriff, der sich ein bisschen um Justin kümmert. David, das ist Mrs. Kate McDuff, unsere Babysitterin.“
Mrs. McDuff begutachtete ihn eingehend. „Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Officer. Ich hoffe, Sie sind nicht dienstlich hier.“
„Nein, Ma'am, glücklicherweise nicht.“
„Gute Nacht, Kate“, sagte Nan.
„Gute Nacht, meine Liebe. Gute Nacht, Officer.“ Mit diesen Worten öffnete Mrs.
McDuff ihren Schirm und lief in den Regen hinaus.
Nan wich Davids Blick aus und fröstelte, als eine Windbö Regen auf die überdachte Veranda trieb. „Ganz schön windig“, bemerkte sie.
„Sieht so aus.“ Er könnte jetzt hier stehen bleiben und mit ihr über das Wetter diskutieren, oder durch die Tür gehen, die sie offen hielt. Er schob die Hände in die Hosentaschen und betrat das gemütliche Wohnzimmer. Er nahm für einen Moment Nans blumigen Duft wahr, und die Erinnerung an den Kuss am Steg stieg so lebendig vor ihm auf, dass ihm vor Sehnsucht der Atem stockte.
„Justin hat wirklich nichts angestellt?“ fragte sie misstrauisch, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Oder hast du das eben nur wegen Kate gesagt?“
„Es ist alles in Ordnung. Heute lief es sogar besser, als ich gedacht hätte.
Nachdem er seine Arbeit erledigt hatte, haben wir noch Fußball gespielt. Er ist gut. Ich finde, er sollte in einer Mannschaft spielen. Teamsport ist immer gut für Kinder. Sie können ihre Energie kanalisieren und gleichzeitig vermittelt er ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit. Ihm schien meine Idee zu gefallen, als ich sie ihm vorschlug.“
Ihre Augen leuchteten auf. „Das ist wunderbar. Dann bist du also an ihn rangekommen?“
„Ja, zumindest ein bisschen.“
Sie seufzte.
„Mach dir keine
Weitere Kostenlose Bücher