Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
Aufmerksam suchten seine Augen die Wasseroberfläche ab.
„Da ist sie!“ rief Justin aufgeregt.
David zog scharf die Luft ein. War sie verletzt? Sie bewegte sich so langsam – oder kam es ihm nur so vor? Schließlich sah er, dass sie die Hände über den Kopf verschränkte. Ein Zeichen, dass sie okay war.
Er war erleichtert. Er umarmte Brenda und stieß im Stillen ein Dankgebet hervor.
Nan schien nichts passiert zu sein. Aber ihre Kinder hatten einen Schreck bekommen. Sie wirkten völlig verängstigt.
Aber war das nicht normal? Ihre Mutter war alles, was diese Kinder noch hatten.
Er wusste nur zu gut, was es bedeutete, völlig auf die Mutter angewiesen zu sein.
Er hatte sich als Kind bereits Sorgen gemacht, wenn sie nur ein paar Minuten später gekommen war als ausgemacht. Er wäre in Panik geraten, wenn seiner Mom so etwas wie Nan gerade zugestoßen wäre.
Was hatte er sich nur dabei gedacht, Nan zum Wasserski fahren zu ermutigen? Er konnte es den Kindern nicht übel nehmen, wenn sie ihm nie mehr vertrauten.
Er fuhr langsam an Nan heran, bis sie die Leiter erreichen konnte. David reichte Brenda zu Melody hinüber und half Nan, ins Boot zu steigen. Er musste gegen das Bedürfnis ankämpfen, sie in seine Arme zu ziehen.
„Geht es dir gut?“ fragte er.
Sie sah ihn an, lachte und nickte. „Mit mir ist alles in Ordnung.“
Die Kinder drängten sich zwischen sie. Brenda und Melody umarmten weinend ihre Mutter, und selbst Justin hatte verdächtig feuchte Augen.
Nan erwiderte ihre Umarmungen, während das Wasser immer noch von ihrem Körper tropfte. „Hey, Kinder, mir geht es gut. Ich habe es etwas übertrieben. Ich hätte beim ersten Mal nicht so lange fahren dürfen. Entschuldigt, es ist alles meine Schuld. Ich wollte euch keine Angst einjagen.“
„Komm, Nan, setz dich hin.“ David griff nach einem Handtuch und reichte es ihr.
„Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding“, gestand sie und nahm auf der Bank Platz.
„Du wirst morgen einen ordentlichen Muskelkater haben.“
„Hilfe, das denke ich auch.“ Sie trocknete sich Gesicht und Haare ab und legte dann das Handtuch um ihre Schultern, während Brenda sich auf ihren Schoß setzte und Justin und Melody rechts und links von ihr Platz nahmen.
„Hast du Wasser geschluckt?“ fragte David besorgt. „Außerdem habe ich gesehen, dass ein Ski dich getroffen hat. Zeige mir, wo.“
„Es war wirklich nicht schlimm. Nur ein kleiner Stoß auf die Schulter.“
„Ich möchte mir das ansehen.“ Besorgt ließ er sich vor ihr auf die Knie nieder und zog das Handtuch von den Schultern. Wie gern hätte er jetzt ihre Schulter geküsst, aber ein langer roter Striemen auf der rechten Schulter dämpfte seine Leidenschaft. Das würde einen üblen Bluterguss geben.
„Melody, Schatz, würdest du bitte den ErsteHilfeKasten holen. Er liegt im Stauraum hinter dem Vordersitz.“
Melody lief davon. David entging nicht, wie vorwurfsvoll Justin und Brenda ihn ansahen. Schließlich war er es gewesen, der ihre Mutter aufgefordert hatte, sich auf die vermaledeiten Skier zu stellen.
Er atmete tief durch und vermied es, die Kinder anzusehen. Sie hatten bereits genug durchgemacht. Es tat weh, ihre Furcht zu spüren, ihre Sorge. Sie hatten bereits den Vater verloren, und es war normal, dass sie in Panik gerieten, wenn ihre Mutter auch nur ein bisschen in Gefahr geriet.
Ihm ging es ja nicht anders. Könnte er ohne Nan überhaupt noch leben? Er verdrängte diesen Gedanken rasch wieder, dennoch wurde ihm auf einmal klar, wie sehr er sich schon auf Nan und die Kinder eingelassen hatte. Ob er es sich nun eingestand oder nicht, diese wunderbare Frau bedeutete ihm viel mehr, als es für seinen Seelenfrieden gut war. Und er hatte keine Ahnung, wie er das wieder ändern könnte. Oder ob er das überhaupt wollte.
9. KAPITEL
Nachdem sie auf der Terrasse gegessen hatten, packte Nan in Davids Küche die Reste weg. Ihre Schulter schmerzte höllisch, aber sie hatte sich nichts anmerken lassen. Ihr Sturz ins Wasser musste David mehr beunruhigt haben, als sie zuerst angenommen hatte. Er hatte während des Essens regelrecht angespannt gewirkt.
„Hier sind die letzten Burger“, sagte David, der jetzt die Küche betreten hatte. Er trug immer noch die schwarze Badehose und sah mit seinem gebräunten durchtrainierten Körper fast wie ein Model aus. Wenn nur nicht diese Sorge in seinem Blick gewesen wäre. Konnte es sein, dass ihr Sturz ihn immer noch beschäftigte?
Sie nahm ihm
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