Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
den Teller aus der Hand. „Ich werde die Burger in den Kühlschrank stellen, dann kannst du sie dir morgen in der Mikrowelle warm machen.“
Er schien ihr gar nicht zuzuhören, sondern runzelte nur besorgt die Stirn. „Hör zu, wir müssen über die Kinder sprechen. Mir ist jetzt erst klar geworden, wie behutsam wir mit ihnen umgehen müssen. Du bist alles, was sie noch haben, und…“
Nan sah zu ihm hinüber. „Ich weiß. Ich habe gemerkt, wie viel Angst sie um mich gehabt haben.“
Er schaute aus dem Fenster über der Spüle, von dem man einen Blick auf den Garten hatte. „Verdammt!“
Nan folgte seinem Blick und sah einen untersetzten Jungen mit rasiertem Kopf, der sich vor Justin aufgebaut hatte, als ob er der Eigentümer des Grundstücks wäre.
Sie runzelte die Stirn. „Wer ist dieser Junge?“
„Rick Kellogg.“
„Du meinst der besagte Rick Kellogg? Was sucht der denn hier?“
„Keine Ahnung. Justin meinte, er würde ihm nicht erzählen, dass er mich kennt.
Ich habe einige Recherchen angestellt. Rick ist bei der Polizei kein unbeschriebenes Blatt. Kein Wunder, wenn er einen Bruder hat, der bereits mehrere Male mit der Polizei in Konflikt geraten ist.“
Nan schaute ihn alarmiert an. „Was meinst du damit?“
„Ricks Bruder Ben ist drogensüchtig, sein Vater hat sicherlich schon einiges an Anwaltskosten zahlen müssen, um seinen Sohn aus diversen Schwierigkeiten herauszuboxen. Diesen Sommer gab es immer wieder Einbrüche in Villen. Sehr wahrscheinlich steckt Ben dahinter. Und sehr wahrscheinlich benutzt er Rick und Pete, um an Drogen und Geld zu kommen.“
Ein eiskalter Schauer lief Nan über den Rücken. Und Justin, ihr kleiner Junge, sollte mit solchen Leuten zu tun haben? Wie konnte das sein?
„Es sieht so aus, als ob sie sich streiten. Findest du nicht auch, dass Justin den Eindruck macht, als ob er sich aufregen würde?“
Sie warf das Geschirrtuch auf den Tisch und zuckte zusammen, als ein dumpfer Schmerz durch ihre Schulter fuhr. „Ich werde dem jetzt ein Ende bereiten.“
David legte ihr eine Hand auf den Arm. „Nein. Justin muss allein damit fertig werden. Er kann das, glaub mir.“
Sie wollte protestieren, doch David zwang sie mit seinem Blick zur Ruhe.
„Es wäre vollkommen demütigend für ihn, wenn du jetzt eingreifst. Er ist nicht mehr drei Jahre alt, Nan“, versuchte er, ihr seinen Standpunkt zu erklären. „Der Junge muss lernen, seine eigenen Kämpfe auszufechten. Halte dich raus, es ist wirklich besser für ihn.“
Sie sah ihn unsicher an. „Mein Sohn ist doch erst elf. Ist er nicht zu jung dafür?“
Er schüttelte den Kopf. „Leider nicht.“
Sie seufzte. „Aber Rick ist älter und größer, und er sieht irgendwie so hinterhältig aus. Und dann noch dieser Bruder, Ben, der einen schlechten Einfluss auf ihn ausübt. Wie könnte mein kleiner Justin gegen so einen Jungen ankommen?“
„Er kann es, er wird es lernen müssen. Es sei denn, du hast vor, ihn ein Leben lang zu bemuttern.“
„Natürlich nicht.“ Sie hätte David gern weiter widersprochen, aber tief in ihrem Innern wusste sie, dass er Recht hatte. Sie schaute zu den Jungen hinüber, die immer
noch
aufeinander
einredeten
und
jetzt
langsam
zur
Einfahrt
hinübergingen. Noch ein paar Schritte, und sie waren außer Sichtweite.
„Vielleicht erklärt Justin diesem Rick, dass er verschwinden soll“, bemerkte David.
„Das hoffe ich. Wo sind die Mädchen?“
„Sie sind unten am Strand und bauen eine Sandburg.“ Er sah sie prüfend an.
„Nan, das wird schon alles, glaub mir. Justin ist ein hervorragender Junge. Und jetzt sag: Wie geht es deiner Schulter?“
Sie streckte sich und wollte den Arm bewegen, hielt aber inne, als ein stechender Schmerz durch ihre Schulter fuhr.
„Lass mal sehen.“
Sie ließ ihr gelbes Hemd über die Schultern rutschen. „Wie sieht es aus?“
„Als ob es wehtun würde. Deine Muskeln sind völlig verspannt. Ich werde dich ein wenig massieren.“ Er begann mit seinen kräftigen Händen ihren Nacken und ihre Schultern durchzukneten.
Sie zuckte zusammen. Autsch, das schmerzte!
„Ich will dir nicht wehtun, aber eine Massage wird dir helfen, glaub mir!“ Und in der Tat: Langsam ließ der Schmerz nach, und die Verspannungen lösten sich. Es war wunderbar, Davids warme kräftige Hände auf ihrem Körper zu spüren.
„Du bist heute sehr gut gefahren“, bemerkte er. „Ich sagte dir doch, dass man das Wasserski nicht verlernt.“
Sie strahlte. „Es
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