Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
im Dienst erschossen, als ich vier Jahre alt war. Ich kann mich kaum an ihn erinnern.“
Justins Mund stand offen. „Wow! Das habe ich nicht gewusst. Weiß Mom davon?“
„Ja, sie weiß es.“
„Du musst mich für einen Versager halten, weil ich ihr so viel Sorgen mache.“
„Na ja, ich war auch nicht gerade ein Vorzeigesohn. Ohne Vater aufzuwachsen ist nicht einfach. Weißt du, ich war auch nicht immer Polizist. Glaub mir, ich habe in meiner Kindheit und Jugendzeit so einiges angestellt.“
Justin musterte ihn kritisch. „Und das sagst du jetzt nicht einfach nur so?“
„Warum sollte ich? Das ist nichts, womit man angeben kann.“
Justin schüttelte den Kopf. „Mann, das hättest du mir früher sagen sollen.“
„Wie gesagt, ich finde, das ist nichts, womit man prahlen sollte.“
„Vielleicht. Aber irgendwie fühle ich mich nicht ganz so mies, wenn ich weiß, dass du auch mal in Schwierigkeiten gekommen bist.“
David musste lachen. „Hey, du bist nicht dumm. Ich weiß, dass du hart daran arbeitest, dich von Problemen fern zu halten. Also, was machen wir jetzt?“
Justin runzelte die Stirn und scharrte mit dem Fuß im Sand. „Ich glaube, ich will schon, dass wir Freunde sind. Und ich will immer noch, dass du zu meinem Fußballspiel kommst. Aber du musst dich von meiner Mom fern halten.“
Davids Lächeln verschwand, und er musste tief durchatmen, um geduldig zu bleiben. „So etwas nennt man normalerweise üble Erpressung.“
Der Junge wich seinem Blick nicht aus. „Du hast mir doch gerade gesagt, dass du sie nie heiraten willst. Dann kann es dir doch sowieso egal sein. Also, halte dich von meiner Mom fern, David.“
David wurde das Herz schwer. Justin wusste ja nicht, dass er Unmögliches forderte. Und so sehr er sich auch wünschte, wieder eine Beziehung zu dem Jungen aufzubauen, so wenig durfte er seinen Forderungen nachgeben. Nach kurzem Zögern sah er den Jungen entschlossen an. „Ich denke, das geht nur deine Mutter etwas an, Justin. Sie allein hat zu entscheiden, ob ich mich von ihr fern halten soll. Oder nicht.“
11. KAPITEL
Nan betrachtete sich kritisch im Spiegel in Davids Badezimmer und schüttelte den Kopf. David hatte sie unerwartet von der Universität abgeholt, um mit ihr über Justin zu reden. Da der Abend so schön warm war, hatten sie sich kurzfristig entschlossen, noch schwimmen zu gehen. Da David meinte, er hätte einen Badeanzug von Cindy im Haus, war sie direkt mit zu ihm gekommen und hatte Kate von unterwegs aus angerufen, um ihr zu sagen, wo sie war. Und dass sie etwas länger bleiben würde.
Badeanzug? Ha! Das war der winzigste Bikini, den sie je gesehen hatte. Dabei hatte sie seit Jahren keinen Bikini mehr getragen. Sie fühlte sich sehr unwohl darin.
Aber welche Wahl hatte sie? Schließlich wollte sie auf jeden Fall mit David schwimmen gehen. Entschlossen griff sie zu ihrem roten TShirt, das ihr bis zu den Oberschenkeln reichte. So, das war viel besser. David war nach oben gegangen, um sich seine Badehose anzuziehen, und würde wahrscheinlich schon auf sie warten.
Und so war es. Als sie hinaustrat, stand er in der Dämmerung auf der Terrasse und schaute zum Horizont. Er sah in seiner blauen Badehose so vollendet wie eine griechische Statue aus.
Sie trat näher und fuhr mit der Hand über seinen Rücken. Der Wunsch ihn zu berühren, war einfach zu übermächtig.
Er drehte sich lächelnd um und nahm sie in den Arm.
„Passt der Badeanzug?“
„Erstens ist es ein Bikini und zweitens kann von passen wohl kaum die Rede sein.“ Sie lächelte ebenfalls. „Er bedeckt ja kaum etwas.“
„Wozu musst du etwas bedecken?“
„Du könntest enttäuscht sein“, stieß sie mit eigenartig rauer Stimme hervor.
„Das glaube ich kaum.“
Sie schaute in seine dunkelbraunen Augen. Die Versprechen, die darin lagen, führte sie in eine Welt, in der alles möglich war. In eine Welt, in der sie diese Versprechungen auskosten konnte – und nicht an die Zukunft denken musste.
Sie schluckte und wusste auf einmal, dass es unmöglich war, mit David nur befreundet zu sein. Die körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen war einfach zu groß. Und sie wusste auf einmal, dass es ein Fehler war, hierher gekommen zu sein. Aber die Versuchung, noch ein wenig Zeit mit diesem wundervollen Mann zu verbringen, war einfach zu groß gewesen. Heute Abend wollte sie einmal nicht vernünftig sein müssen.
Sie schmiegte sich an ihn und berührt leicht seinen Mund mit ihren Lippen. Als ob
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