Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Titel: Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Voss
Vom Netzwerk:
Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob Justin mit mir sprechen will.“
    „Warum nicht? Eure Beziehung hatte sich doch so gut entwickelt. Oder hat er etwas dagegen, dass du mit seiner Mutter zusammen bist?“
    David sah sie fragend an. „Mit seiner Mutter?“
    „Ich habe nur gehört, dass du mit ihr auf der Party der Gardners warst, das ist alles. Oder bedrückt ihn etwas anderes?“
    „Ich wünschte, ich wüsste es.“ Er wandte sich wieder dem Fenster zu. Justin legte gerade ein weiteres Scheit auf den Stapel. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Den Grund für seine Wut herauszufinden würde schwer genug sein, aber ihm musste mehr gelingen als das. Er musste das Vertrauen des Jungen zurückgewinnen, wenn er ihm helfen wollte. Er durfte Justin nicht wieder in seine zynische Weltanschauung, die voller Misstrauen und Verachtung war, zurückkehren lassen.
    Er seufzte, nahm zwei Dosen Cola aus dem Kühlschrank und ging dann zur Tür hinüber.
    „Viel Glück!“ wünschte ihm Cindy.
    „Danke. Kann ich brauchen.“ Die Tür schlug hinter ihm zu, und er stand in der Nachmittagshitze. Sehnsüchtig schaute er zum See hinüber. Er hätte viel darum gegeben, seine Uniform jetzt ausziehen und schwimmen gehen zu können.
    „Zeit für eine Pause“, sagte er, nachdem er Justin erreicht hatte.
    Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, legte der Junge weiter Scheite auf den Stapel.
    „Komm schon, hier ist eine Cola.“ Er hielt dem Jungen die Dose vor das Gesicht.
    Justin nahm sie, ohne sich zu bedanken, riss sie auf und nahm einen sehr langen Schluck. Er wirkte angespannt und feindselig.
    David bemerkte die geschwollene Lippe. „Ich habe gehört, dass Rick ein blaues Auge hat.“
    Justin hob sein Kinn ein wenig.
    „Komm, lass uns zum See hinuntergehen.“
    Justin ignorierte David und trank noch einen Schluck Cola.
    David wandte sich ab, ging langsam los und hoffte, dass der Junge ihm folgen würde.
    Er tat es. Mit gesenktem Kopf lief er bald neben David her.
    „Möchtest du mir sagen, warum du so wütend bist?“ fragte David.
    „Warum sollte ich wütend sein? Nur weil ich dumm genug war zu glauben, dass du mein Freund sein willst?“ In Justins Stimme lag viel Sarkasmus, aber wenigstens hatte er das Schweigen gebrochen.
    „Na ja, ich dachte schon, wir wären Freunde“, sagte David ruhig.
    „Freunden kann man trauen.“
    „Ich vertraue dir.“
    Justin starrte zum Wasser hinüber.
    „Warum kannst du mir nicht vertrauen?“ fragte David. „Machst du mich immer noch für den Tod deines Vaters verantwortlich?“
    Der Junge verkrampfte sich noch mehr. „Sollte ich denn?“
    David schaute ihn an. „Vielleicht?“
    Justin blieb stehen und sah ihn an. „Warum?“
    „Ich werde nie wissen, ob ich eine Sekunde zu lange gezögert habe, weil ich nicht auf ein Kind schießen wollte.“
    Justin biss sich auf die Unterlippe. „Hast du dein Bestes gegeben?“
    David nickte.
    „Mom sagt, mehr kann man von einem Menschen nicht verlangen.“
    David runzelte die Stirn. „Und was sagst du?“
    „Du bist kein Feigling. Also wirst du dein Bestes gegeben haben.“
    David konnte den Worten des Jungen kaum glauben. „Du verurteilst mich also nicht mehr?“
    „Nein. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass du mich benutzen kannst, um zu bekommen, was du willst.“
    David sah ihn verständnislos an. „Dich benutzen? Wofür?“
    Justin presste trotzig die Lippen zusammen.
    David wandte den Blick von ihm ab und schaute hinaus auf den See. „Ich stehe wirklich auf dem Schlauch. Bitte sag mir, wofür ich dich deiner Ansicht nach benutze.“
    „Rick hat sofort erkannt, was du vorhast. Du benutzt mich, um an meine Mutter heranzukommen.“ Verachtung lag in Justins Worten.
    Langsam begann bei David der Groschen zu fallen. Großartig! Er konnte sich nur zu gut vorstellen, mit welch deutlichen Worten Rick dem Jungen seine Vermutung erzählt hatte. „Rick erzählt Schwachsinn. Ich benutze dich nicht, um mich an deine Mutter heranzumachen, Justin. Ich bin mit dir zusammen, weil ich sehr gern mit dir zusammen bin. Das ist alles.“
    Justin schien nicht überzeugt zu sein.
    „Hast du dich deswegen heute mit Rick in der Schule geprügelt?“
    „Da war noch was anderes.“
    „Und was ist dieses andere?“
    „Er hat den Leuten aus meiner Klasse so sexuelle Sachen über dich und Mom erzählt. Daher sagte ich ihm, er sollte den Mund halten, sonst würde ich den anderen auch etwas erzählen.“
    „Über Ben?“
    Justin sah ihn

Weitere Kostenlose Bücher