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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Sprache willkommen, gleichzeitig ergriff er die ausgestreckten Hände einer ganzen Horde von Kindern, die auf ihn zurannten und sich kichernd um ihn drängelten.
    Bruder Frederick setzte sich zu ihnen in den Schatten und begrüßte nacheinander jede einzelne Frau aus der Gruppe. Manchmal brauchte er ein bißchen Hilfe, um sich an die Namen und Verwandtschaftsbeziehungen zu erinnern. Als er zu Maya kam, hielt er inne und dachte kurz nach. »Wen haben wir denn da?« fragte er dann. Nachdem sie ihm Maya vorgestellt hatten, fragte er nach ihrer Mutter und blickte in die Runde. Sie erklärten, daß Maya von ihren ›Tanten‹ versorgt würde, da ihre Mutter übers Meer gebracht worden wäre. Das interpretierte Bruder Frederick so, daß ihre Mutter gestorben war. Er ließ seinen Blick auf dem lächelnden Mädchen ruhen und sah, daß ihr Vater ein Weißer gewesen sein mußte, ging der Frage aber nicht weiter nach, weil er aller Wahrscheinlichkeit nach keine befriedigende Antwort darauf zu erwarten hatte.
    Als die Höflichkeiten ausgetauscht waren, begann er eine Geschichte aus der Bibel zu erzählen, die teilweise von den in der Missionsstation lebenden Verwandten ausgeschmückt und erläutert wurde. Dann sang er ein Lied über seinen Gott, in das die bekehrten Christen begeistert einstimmten. Die Aborigines aus dem Busch verstanden kein Wort der Hymne, fielen aber mit rhythmischem Klatschen ein und brachen am Schluß in einen Chor von Beifallsrufen und Gelächter aus. Sie wußten, daß sie mit diesen Zeichen der Begeisterung dem weißen Mann viel Freude machten.
    Die Essensrationen wurden ausgeteilt und die Unterhaltung unter den Bäumen wieder aufgenommen, währenddessen rannten die Kinder davon, um sich umzusehen und zu spielen.
    Vom ersten Augenblick an, als Maya die Missionsstation betreten hatte, war sie von dem großen weißen Gebäude mit dem kleinen Turm und der Glocke fasziniert. Es weckte Erinnerungen an eine andere Zeit, einen anderen Ort, verschwommene Bilder zwar, die aber mit Sicherheit zu ihrer Vergangenheit gehörten. Maya stahl sich von den anderen weg, schlich zu der offenen Tür und schaute hinein. Drinnen war es kühl und dämmrig. Vorsichtig trat sie ins Innere der Kirche, und als sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, sah sie, daß die Wände reich mit Perlmuttmuscheln verziert waren. Beim Anblick dieser Pracht stockte ihr vor Staunen und Aufregung der Atem.
    »So hübsch«, sagte sie laut auf englisch.
    »Ja, sehr hübsch«, kam das leise Echo einer Stimme im Schatten links von ihr.
    Maya zuckte überrascht zusammen und wollte sich schon umdrehen, um wegzulaufen.
    »Bitte hab keine Angst. Bleib. Schau dich nur um«, ermutigte sie Bruder Frederick herzlich und streckte ihr seine Hand entgegen.
    Maya kam näher und nahm dann zögernd die ausgestreckte Hand.
    Zusammen gingen sie langsam in der Kirche herum. Maya strich manchmal mit den Fingern über die Muscheln, der Priester stellte manchmal eine Frage oder wies das Mädchen auf Einzelheiten der religiösen Darstellungen hin. Er verbarg seine Überraschung darüber, daß sie Englisch sprechen konnte, auch wenn sie manchmal angestrengt nachdenken mußte, bis ihr die richtigen Worte einfielen. Bruder Frederick zweifelte nicht daran, daß Gott ihm dieses Kind gesandt hatte, damit er es retten sollte.
     
    Einige Tage später kam eine kleine Abordnung von Aborigines aus der Mission zum Buschlager. Die Frauen, die mit der Abordnung gekommen waren, suchten die Frauen von Mayas Familie auf und führten lange Gespräche ohne die Männer. Es ging um ›Frauensachen‹ – um Maya. Am nächsten Tag kehrten die Buschfrauen wiederum zur Mission zurück, zu erneuten Gesprächen und einer Begegnung mit dem Priester.
     
    Wochen vergingen, idyllische Tage für Maya, die mit den anderen Kindern im Sand und im Meer herumtollte, fischte und Muscheln und Krebse sammelte. Nachts schlief sie am Lagerfeuer ein, während noch gesungen und getanzt wurde.
    Für die Sippe nahte die Zeit zum Aufbruch. Eines Morgens mußte Maya einige ihrer Tanten zur Mission begleiten. Sie war enttäuscht, daß keine anderen Kinder mitkamen, nahm sich aber vor, dem Mann in dem langen Gewand ein paar der harten, süßen Lutscher abzuschmeicheln, die sie ihren Freunden bringen wollte.
    Als sie sich in der Missionsstation mit Verwandten und Freunden unter Bäumen niedergelassen hatten, erklärten die Frauen Maya, daß sie nicht ins Lager zurückkehren würde. Sie würde einige Zeit an

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