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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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selbst.«
    »Das ist vielleicht das Problem, wie? Sie brauchen etwas, was Sie ausfüllt.«
    »Ausfüllen ist nicht genug – es muß schon etwas dabei herausspringen.« Sie entfernte seine Hand von ihrer Taille. Amy hatte sich immer noch kein endgültiges Urteil gebildet, ob Gunther wirklich so clever war, wie er sich gab. Sie kannte solche Typen zur Genüge, immer kurz davor, den großen Coup zu landen, immer groß im Reden schwingen, aber auch immer in der unbestimmten Erwartung, daß die Fortüne endlich des Weges käme. Doch aus irgendwelchen Gründen empfing Amys Antenne positive Signale und meldete ihr, daß dieser Mann gleich auf die Goldader seines Lebens stoßen würde. Amy wunderte sich immer noch, warum er sie so faszinierte. Trotz seiner Häßlichkeit strahlte er eine Aura der Macht aus, die sie sexuell ungemein anziehend fand.
    Gunther erläuterte seine Geschäftsphilosophie etwas genauer. »Willst du Geld machen, mußt du etwas riskieren. Dich einen Dreck um die Regeln kümmern. Gefährlich leben. Vielleicht paßt das nicht ganz zu Ihrer Lebensart.«
    »Das würde ich nicht sagen.« Sie wechselten einen freimütigen Blick, der unendlich beredter war als ihr leichtes Geplänkel.
    »Vielleicht kommt das, was Sie suchen, früher des Wegs, als Sie glauben. Aber wenn es soweit ist, müssen Sie die Anker lichten und segeln, wohin der Wind Sie führt.«
    »Genauso habe ich mein Leben immer gelebt«, sagte Amy leise.
    In diesem Augenblick erkannte Gunther, wes Geistes Kind Amy war – hier war er auf eine Frau seines eigenen Kalibers gestoßen, eine Kämpferin, die sich nahm, was sie wollte, und sich nicht um die Folgen scherte.
     
    Der Abend verflog nach Amys Geschmack viel zu schnell. Sie war berauscht vom Alkohol, dem Portwein und dem, was sie an Gesprächen zwischen Gunther und den anderen Männern aufgeschnappt hatte. Nach und nach durchschaute sie, daß alle hier Anwesenden zu einem losen Ring von ›Unternehmern‹ gehörten, die sich illegalen, aber dafür um so gewinnträchtigeren Geschäften verschrieben hatten. Sie beschloß, daß sie ebenfalls dazugehören wollte, denn ihr behagte der Lebensstil dieser Leute, die es an exotische Orte verschlug, die ihren Reichtum mit vollen Händen für ein Luxusleben ausgaben, das mit einer Prise Gefahr und Aufregung gewürzt war.
    Auf dem Heimweg gingen Gunther und Amy noch einmal die ganze Gesellschaft durch. Amy fragte ihn aus, was er von den anderen Gästen und von ihrem Gastgeber Kapitän Dolly wußte. Äußerlich schienen sie ein unbefangenes Gespräch zu führen, nachdem sie einen faszinierenden Abend miteinander verbracht hatten, doch unter der Oberfläche knisterte zwischen den beiden eine undefinierbare Spannung. Amy fand das erregend, sie liebte das Spiel der Jagd zwischen den Geschlechtern.
    Sie blieben stehen, und Gunther begleitete Amy zur Verandatreppe.
    »Das war ein ganz besonderer Abend. Vielen Dank, Karl.«
    »Ich hoffe, ich werde noch öfter in den Genuß Ihrer Gesellschaft kommen. Ich habe da einige Pläne, die Sie möglicherweise interessieren könnten. Ich kenne Ihre Absichten ja nun etwas besser, Ihre Ziele sozusagen. Sie sind eine unabhängige Frau. Das gefällt mir. Wir sollten uns einmal näher über diese Dinge unterhalten.«
    »Das heißt, keine privaten Abendgesellschaften mehr?«
    »Das natürlich auch noch. Hängt ganz von Ihnen ab, von Ihrer … persönlichen Situation.«
    »Also wenn Sie die Sache mir überlassen …« Amy beugte sich vor und küßte Gunther auf den Mund.
    Er erwiderte ihren Kuß, zog sie heftig an sich und ließ seine Hände über ihr pralles Hinterteil gleiten. Dann wich er kurz zurück. »Es gibt eine Regel: Halte Arbeit und Vergnügen immer fein säuberlich getrennt«, murmelte er.
    »Wie schade«, flüsterte Amy. »Und wozu gehöre ich? Zur Arbeit oder zum Vergnügen?«
    »Ich sollte hinzufügen, daß ich diese Regel schon längst gebrochen habe.« Noch einmal küßte er ihren breit lächelnden Mund, und sie preßte ihre Brüste gegen ihn, wie um ihn einzuladen, die Nacht mit ihr zu verbringen.
    Doch Gunther machte sich von ihr los und drückte freundschaftlich ihren Arm.
    »Wir sehen uns wieder, ich werde Ihnen eine Nachricht schicken«, kündigte er an.
    »Ich freue mich schon darauf.« Was eindeutig stimmte. Plötzlich war das Leben wieder spannend geworden. Mit keckem Hüftschwung stieg Amy die Stufen zur Veranda hoch und verschwand im Haus.
    Als Gunther davonfuhr, trat eine Gestalt aus dem Schatten

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