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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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und schlüpfte ins Haus.
     
    Ahmed steuerte mit der
Bulan
den vereinbarten Treffpunkt an und brachte in Erfahrung, daß Tyndall nach Norden gesegelt war und seither niemand die
Shamrock
zu Gesicht bekommen hatte, allerdings war die gesamte Flotte stets bei den Muschelbänken geblieben. Möglicherweise hatte Tyndall ergiebige neue Muschelgründe entdeckt, dennoch war es gar nicht seine Art, daß er eine Verabredung einfach platzen ließ. Ahmed wartete noch einen Tag und hinterließ dann auf dem nächsten Logger eine Nachricht, daß er nach Norden gesegelt sei, um Tyndall zu suchen. Er beriet sich mit dem ersten Maat, dann schlugen sie den Kurs ein, den ihr Kapitän immer genommen hatte.
    Ahmed machte sich Sorgen, so etwas sah Tyndall gar nicht ähnlich. Auch wenn er nicht mehr ganz der Alte war, weil ihn die Geschichte mit Amy und Olivia aus der Bahn geworfen hatte, stand er auf See doch immer über den Dingen. Ahmed hatte ein nagendes Gefühl im Bauch, er ahnte, daß Tyndall etwas zugestoßen war.
    Wenn Tyndall bis zum Buccaneer-Archipel hochgesegelt war, könnten sie sich zwischen den vielen Inseln, die hier verstreut im Meer lagen, leicht verfehlen. Doch Ahmed blieb auf Kurs und wartete geduldig auf ein Zeichen.
    Als das erwartete Zeichen schließlich kam, wurde ihm angst und bange. Die Mannschaft zog eine zersplitterte Planke mit einem durchweichten Rettungsring an Bord, dessen Leine sich um das Holz gewickelt hatte. Auf dem Ring stand in roter Schrift der Name
Shamrock
.
    Langsam fuhren sie auf derselben Route wieder zurück und suchten die Gewässer systematisch ab. Immer war jemand im Ausguck und hielt aufmerksam Wache, denn die Gegend war nur lückenhaft in den Karten verzeichnet.
    Sie stießen auf weitere Wrackteile, fanden aber kein Lebenszeichen. Beharrlich setzten sie ihre Suche fort, bis sie für die Nacht Anker werfen mußten.
     
    Tyndall hingen die Schildkröteneier zum Hals heraus; er hatte es geschafft, einen Vogel zu fangen und ihn, so gut es ging, roh hinunterzuwürgen. In einigen Felslöchern hatte er auch etwas Regenwasser gefunden. Doch wollte er hier nicht einfach ausharren, in der Hoffnung auf eine unwahrscheinliche Rettung. Er schätzte die Entfernung zur Küste auf etwa dreißig Kilometer, in seinem Zustand zum Schwimmen zu weit, aber nicht zum Paddeln, falls der Wind und die Strömungen mitspielten. Sein Messer hing immer noch an seinem Gürtel, also konnte er einige biegsame junge Zweige abschneiden, mit denen er ein paar größere Äste zu einem notdürftigen Floß zusammenband. Er schlang seine Arme darum und schwamm so zu dem Riff zurück, das nun bei Ebbe aus dem Meer ragte.
    Sein gestrandetes Dinghi war ein Wrack, eigentlich nicht mehr als ein Gerippe, aber immer noch besser als sein Floß. Mit einer herausgebrochenen Planke hebelte er es frei und mit der nächsten größeren Woge, die über das Riff spülte, stieß er sich ab. Im Bootswrack kauernd, machte er sich zu dem Landstreifen in der Ferne auf, die Planke benutzte er als Paddel.
    Ahmeds Suche erwies sich als ergebnislos. Im grellen Licht des vierten Tags starrte er auf die Karte mit den stecknadelkopfgroßen Atollen und Inseln und fragte sich, ob Tyndall dort irgendwo festsaß, sollte er überhaupt noch am Leben sein.
    Der Kupanger, der oben am Mast im Ausguck hockte, entdeckte als erster, daß etwas vor ihnen im Wasser trieb, und schrie herunter, daß sie den Kurs ändern sollten. Noch mehr Wrackteile, dachten sie, bis sie beim Näherkommen den Mann entdeckten, der zusammengesunken in dem schwer angeschlagenen Boot lag. Er hatte sich mit dem Hemd an dem zerbrochenen Sitz festgebunden, die ungeschützte Haut auf seinem Rücken bestand zum Teil aus Blasen, zum Teil hatte sie sich gelöst, so daß das rohe Fleisch bloßlag. Ob der Mann tot war oder noch lebte, ließ sich nicht erkennen.
    Ahmed stand verzweifelt betend daneben, während sie Tyndall an Bord hievten.
    Sie drehten ihn um und sahen, daß er noch atmete. Sie träufelten ihm Wasser in den Mund und wuschen ihm das angetrocknete Salz vom Gesicht. Er hustete und spuckte, seine Augen verdrehten sich und wanderten dann langsam wieder in die richtige Lage. Durch seine verbrannten Lippen hindurch versuchte er, etwas zu sagen, aber aus seinem verschwollenen Mund kam nur ein unverständliches Krächzen. Sie verarzteten ihn, so gut sie konnten, und Ahmed nahm sofort Kurs auf Broome.
     
    Amy traf Karl Gunther noch zwei weitere Male. Wer die beiden zusammen sah, mochte sich

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