Tränen im Regen
sonst?“
„Das bordeauxfarbene Hemd.“
Kilian runzelte die Stirn. „Ich habe kein bordeauxfarbenes Hemd.“
„Ich schon. Ich mach' mich gleich auf den Weg.“
„Oh man“, sagte Kilian, nachdem Niko aufgelegt hatte und gluckste los, während er gleichzeitig anfing, nach dem schwarzen Gürtel zur Hose zu suchen.
„Du hast Recht, diese Hose sieht verboten aus“, meinte Niko eine Stunde später zustimmend und warf ihm das Hemd zu. „Anziehen.“
Kilian tat es. Niko war ein Stückchen kleiner als er, aber da die Ärmel vom Hemd kurz waren, fiel das nicht sonderlich auf. Bis auf eine Ausnahme, was auch Niko gerade bemerkte.
„Im Ganzen etwas kurz, aber das heizt ihn mit Sicherheit an, wenn bei jeder Bewegung dein Bauchnabel ein Stück weit zu sehen ist. So was würde jeden Typ anheizen, der dich ansieht.“ Niko runzelte die Stirn, grinste aber schon im nächsten Moment dreckig. „Du solltest dich besser nicht bücken, bis du bei deinem Kerl angekommen bist.“
Kilian prustete los.
Dale öffnete ihm nach dem zweiten Klopfen die Tür und das Lächeln in seinem Gesicht verblasste genauso langsam, wie er seinen Blick über ihn wandern ließ. „Du willst mich umbringen, kann das sein?“
Genau so eine Reaktion hatte sich Kilian erhofft, nachdem er mit Niko eine weitere halbe Stunde im Badezimmer verbracht hatte, um sich nach langem Hin und Her für ein Deo zu entscheiden und seine Haare mit etwas Gel in Form zu bringen. Er grinste sehr zufrieden, was Dale offenbar Antwort genug war, denn er trat von der Tür weg.
„Komm rein. Willst du etwas trinken? Ich habe Bier, Wein und Saft im Angebot.“
„Wein?“
„Rotwein.“
„Gern“, sagte Kilian und folgte Dale Richtung Küche, nicht ohne ihn dabei ganz genau zu mustern.
Dale trug eine edle schwarze Hose und ein genauso schwarzes Hemd, das im Gegensatz zu seinem eigenen aber lange Ärmel hatte. Und wie er roch. Er musste unbedingt in Erfahrung bringen, welches Parfüm Dale benutzte, denn er hätte sich am liebsten auf ihn gestürzt und ihn ins Schlafzimmer gezerrt. Kilian blinzelte, als sie die Küche betraten. Der Tisch war für zwei Personen gedeckt und auf dem Herd standen mehrere Töpfe.
„Ein Essen?“, fragte er verwundert, weil er damit nicht gerechnet hatte. Dale zwinkerte ihm über die Schulter hinweg zu.
„Wir können nicht nur von Luft und Liebe leben.“
„Können wir nicht?“
Dale grinste und zog einen Stuhl zurück. „Darf ich bitten?“
Eine unwiderstehliche Einladung. Wie hätte er ablehnen können? Kilian setzte sich. „Danke. Kann ich etwas helfen?“
„Nein“, antwortete Dale und lächelte ihn an. „Ich hole den Wein. Bin gleich zurück.“
Kilian nickte nur und sah sich in der Küche ein wenig genauer um, nachdem Dale selbige verlassen hatte. Modern und zweckmäßig. Seine eigene war älter und und vor allem unaufgeräumter. Dale schien ihm ohnehin viel von Ordnung zu halten, das war Kilian gestern Abend schon aufgefallen. Er musste unbedingt aufräumen, bevor er Dale zu sich nach Hause einladen konnte. Sofern er das denn wollte.
Er ließ den Gedanken fallen, als Dale zurückkam und den Wein samt zwei Gläsern auf die Arbeitsfläche der Küche stellte, bevor er in einer der Schubladen nach dem dazugehörigen Korkenzieher zu suchen begann. Wenig später hielt Kilian ein Glas mit vorzüglichem Wein in der Hand und sah Dale beim Abgießen der Nudeln zu. Spaghetti in Käsesoße. Selbst gekocht. Umwerfend, fand Kilian und lächelte, als Dale die Soße umkippte und leise fluchte, weil etwas daneben ging. Dale stellte den Topf wieder auf dem Herd ab und begann sich die Ärmel hochzukrempeln, worauf Kilian, das Weinglas in der Hand, auf halbem Weg zum Mund, abrupt innehielt. Er hatte noch niemals etwas so Erotisches gesehen, als die Art und Weise, wie Dale seine Ärmel hochkrempelte.
„Was ist?“ Dale sah ihn fragend an und Kilian wurde unwillkürlich rot. Darauf konnte er unmöglich antworten.
„Ähm, nichts... Ich war... Gedanken, genau. Ich war in Gedanken. Mehr nicht.“
Dale begann zu grinsen. „Ist dir heiß? Du bist auf einmal so rot im Gesicht.“ Kilian spürte, wie er umgehend noch röter wurde, was ihn verriet, denn Dales amüsiertes Grinsen verwandelte sich in ein wissendes. „Soll ich mein Hemd lieber ausziehen?“
Kilian atmete tief durch. „Nein.“
„Nein?“
„Wenn du das tust, kommen wir heute nicht mehr zum essen.“ Statt einer Antwort, kam Dale zu ihm und beugte sich zu ihm hinunter,
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