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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen
Autoren: Mathilda Grace
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gar nicht gut. Kilian seufzte leise, als er feststellte, dass die Pizza längst alle war und der Film im Fernsehen zu Ende, ohne dass er überhaupt mitbekommen hatte, worum es ging. Vielleicht war es das Beste, wenn er sich Dale wieder aus dem Kopf schlug.
    Kilian räumte den Müll weg und verzog sich mit einem Bier in sein Atelier, um zu malen. Das half ihm immer beim abschalten. Er nahm sich einen Pinsel und fing an. Ohne nachzudenken zog er die ersten Striche übers Papier. Er hatte keine Ahnung, was am Ende entstand, das hatte er nie, wenn er sich fallenließ und einfach drauflos den Pinsel in die Hand nahm. Kilian schloss seine Augen und überließ sich für ein paar Minuten der Fantasie. Als er die Leinwand wieder ansah, war darauf eine Straße ins Nichts zu sehen, die von hohen, zerklüfteten Bergen flankiert wurde. Er betrachtete seinen Entwurf eine Weile und entschied, ihn durch eine tiefstehende Sonne auf der linken Seite zu ergänzen und das Bild in Erdfarben und auch in Schwarzweiß zu malen.
    „Route 66“, murmelte er, da ihn das Ganze irgendwie an die Straße erinnerte, auf der er seit Jahren einen Roadtrip machen wollte und bislang nicht dazu gekommen war. Sein Telefon fing an zu klingeln. „Ja?“
    „Was hältst du von Essen gehen?“
    „Ein bisschen spät dafür, findest du nicht?“
    Adrian lachte am anderen Ende. „In anderthalb Wochen so ungefähr. David und ich sind wegen einer Ausstellung in Philadelphia, die er begleitet, und ich dachte, wir gucken mal nach, was bei dir so los ist.“
    „Das passt. Ich habe heute aufgeräumt“, erklärte er trocken.
    „Du? Im Ernst?“
    Kilian gluckste. „Ja.“
    „Freiwillig?“
    „Das ist nicht nett“, sagte er und verdrehte grinsend die Augen, als Adrian wieder lachte.
    „Aber ehrlich. Also? Was sagst du?“
    „Klar. Wann und wo?“
    „Ich geb' dir Bescheid, wann wir bei dir einfallen“, antwortete Adrian und Kilian nickte nur. „Was machst du gerade?“
    „Malen.“
    „Aha?“
    Kilian roch Lunte. „Wer hat es dir erzählt?“
    „Was erzählt?“
    „Hältst du mich für blöd?“
    Adrian lachte ein drittes Mal. „Nein. Mich hat auch keiner deiner Väter angerufen, falls du darauf anspielst. Amber war mit Freunden im 'Dark Seven' und hat euch gesehen. Sie wollte gerade 'Hallo' sagen, als ein, ich zitiere: 'Echt heißer Kerl', dich angebaggert hat. Amber hat es den Zwillingen erzählt, die haben es bei ihrem letzten Anruf aus New York Nick und Tristan erzählt, ordentlich ausgeschmückt, du kennst die Beiden ja. Amber hat sich jedenfalls köstlich amüsiert, bis du mit diesem Typen abgezogen bist, um sehr unanständige Dinge zu tun. Laut Niko, der dich für euer Date ein wenig ausstaffiert hat, hast du Sachen getragen, von denen Colin besser nichts erfährt, und Mikael meinte gestern, wenn du diesen Dale nochmal triffst, muss er den Typ zum Grillen einladen, um ihm auf den Zahn zu fühlen.“
    Kilian stöhnte laut auf. „Bleibt denn in dieser Familie wirklich gar nichts geheim?“
    „Nein. Also?“
    Kilian musste unwillkürlich lachen. „Sei nicht so neugierig. Wie ich dich kenne, hast du eh schon wieder herumgeschnüffelt und alle deine geheimen Kanäle zum Glühen gebracht.“
    „Was für eine böse Unterstellung. Ich bin schockiert“, tat Adrian entrüstet und entlockte ihm damit nur ein weiteres Lachen. „Trey will alles über ihn wissen.“
    „Schieb nicht immer deinen Mann vor, Onkel Adrian. Du bist längst durchschaut.“
    „Ich weiß, und das ist eine Schande.“ Adrian seufzte gespielt und lachte dann leise. „Laut Amber hat der Typ dich schon im Club halb aufgefressen. Ich frage mich, wie ihr es überhaupt bis zu ihm nach Hause geschafft habt.“
    „Ha!“, merkte Kilian auf. „Du hast doch geschnüffelt, oder woher weißt du sonst, dass wir bei ihm waren?“
    „Weil du ihn kaum mit zu deinen Vätern genommen hättest“, hielt Adrian belustigt dagegen.
    „Mist.“ Er konnte Adrians breites Grinsen fast vor sich sehen und Kilian wusste auch, dass sein Onkel nicht locker lassen würde. Was das anging, waren sich Colin und Adrian ziemlich ähnlich. „Ich mag ihn. Sogar sehr.“
    „Und Alex?“
    Kilian seufzte. Die Frage hatte kommen müssen und sie ärgerte ihn auf einmal. Was hatten nur alle mit Alex? „Alex hat sich abgesetzt und das war's. Ende der Geschichte. Du hast es doch selbst gesagt. Ich werde jedenfalls nicht darauf warten, dass er irgendwann oder nie mehr vielleicht mal wieder
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