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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen
Autoren: Mathilda Grace
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fast Mittag war und er sich noch anziehen musste. Pünktlich würde er zwar nicht mehr sein, aber das war Niko auch nie, wenn es nicht gerade um seine Arbeit ging.
    Seit Mikael Niko in die Leitung seiner Restaurants eingebunden hatte, war sein Bruder den Großteil seiner Zeit dort zu finden. Es gab keine durchzechten Nächte mehr, wie sie sie früher oft gehabt hatten, aber das störte Kilian nicht sonderlich. Irgendwann hatten sie erwachsen werden müssen und er war dankbar dafür, dass Mikael und Colin ihnen genug Zeit dafür gelassen hatten, nachdem Niko und Alex nach einem heftigen Streit mit ihrem Vater die Sachen gepackt und in einer Nacht- und Nebelaktion aus dem Haus getürmt waren.
    Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie besorgt Mikael gewesen war, bis seine Brüder zwei Tage später endlich vor ihrer Tür gestanden und gefragt hatten, ob sie das Gästezimmer belegen durften. Knapp acht Wochen später waren sie dann gemeinsam in eine eigene Wohnung gezogen und lebten dort immer noch. Kilian war zu der Zeit gerade achtzehn gewesen und seitdem fragte er sich, was zu Nikos und Alex' überstürztem Auszug von zu Hause geführt hatte. Aber die Beiden hatten bis heute nie ein Wort über den Streit mit ihrem Vater verloren.

    Ausnahmsweise wartete Niko dieses Mal schon auf ihn und hatte den Tisch direkt am Fenster besetzt, als Kilian am Restaurant eintraf. Sie saßen bei gutem Wetter eigentlich immer draußen und auch wenn der Hochsommer auf sich warten ließ, es war längst warm genug, um die Sonne zu genießen. Er hatte sich gerade hingesetzt, da tauchte auch schon Luigi bei ihnen auf.
    „Ah, meine Lieblingsburschen. Ihr kommen allein? Nix mit Väter?“ Luigi zwinkerte verschwörerisch. „Mein Glück, sonst Mik ruinieren endgültig den Ruf von Luigi.“
    „Deinen Ruf kann niemand ruinieren. Höchstens Miks scharfe Soße“, stichelte Niko, bevor Kilian es konnte, denn mit Luigi alberte er schon herum, seit Mikael zum ersten Mal mit ihnen hierhergekommen war.
    Luigi griff sich gespielt entsetzt ans Herz. „Schlimme Burschen ihr seid. Genau wie meine Söhne. Ich euch heute überraschen. Lasse euch bringen guten Wein und dann... Ah, wartet es ab.“
    Weg war er und Niko und Kilian lachten. Luigi war ein Unikat ohne Gleichen. Ein kleiner Italiener, ständig in Bewegung und mit einem Schnauzer, der mehrfach gedreht war. Ein eigentlich französisches Klischee, aber Luigi liebte seinen Bart und die Leute rannten ihm wegen seiner locker lustigen Art die Bude ein. Am Wochenende hier einen guten Tisch zu kriegen, war fast ein Ding der Unmöglichkeit, aber heute war Montag und momentan noch nicht viel los.
    „Also? Erzähl“, forderte Niko ihn auf, nachdem sie ihren Wein in den Händen hielten. „Tut dir der Hintern weh?“
    „Niko“, entrüstete sich Kilian, musste dann aber grinsen, als der ihm einen neckischen Kussmund zuwarf. „Du bist unmöglich. Und mein Hintern ist völlig in Ordnung.“
    Niko lachte leise. „Wann seht ihr euch wieder?“
    „Das hat er auch gefragt. Er hat meine Nummer, ich habe seine...“ Kilian zuckte die Schultern. „Wir werden sehen.“
    „So wie du grinst, reden wir hier höchstens von ein paar Stunden, denn länger hältst du es garantiert nicht aus“, stichelte Niko, um im nächsten Moment zu stutzen. „Was ist denn da los?“
    Kilian folgte Nikos überraschtem Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo gerade drei Männer dabei waren, sichtbar hektisch in einen Wagen zu steigen. Kilian runzelte die Stirn. Bildete er sich das bloß ein, oder waren das Waffen in den Händen der Männer? Plötzlich waren mehrere laute Knalls zu hören. Etwa Schüsse?
    Niko und Kilian sahen sich an. Beide dachten dasselbe und als die nächsten Knalls zu hören waren, rissen sie den Tisch um und gingen hinter ihm in Deckung, wie auch alle anderen Menschen in der Nähe. Sie waren zu weit weg, um genau erkennen zu können, was los war, aber da weiterhin geschossen wurde, unterbrochen von Schreien und Rufen, gab es nicht sonderlich viel Auswahl. Dort drüben hatte ein Juwelier sein Geschäft. Es musste ein Raubüberfall sein. Und sie steckten mitten drin. Niko blickte um den Tisch herum, als Sirenen aufheulten und Reifen quietschten.
    „Ach du Scheiße“, keuchte Niko und sprang auf.
    „Bist du verrückt? Bleib unten!“, schrie Kilian und wollte Niko wieder zu Boden ziehen. Stattdessen nahm der ihn am Arm und zerrte ihn hinter dem Tisch vor und auf die Beine. Kilian sah über
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