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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen
Autoren: Mathilda Grace
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Gedanke.“
    „Aha?“
    Dale lächelte ihn kurz an, bevor er wieder auf das Bild sah. „Das ganze Bild ist einsam, finde ich.“
    „Einsam?“ Kilian betrachtete seine grobe Zeichnung und runzelte die Stirn. Auf diese Weise hatte er es noch nicht betrachtet, aber irgendwie hatte Dale Recht. Die weite Straße, die einsame Gegend, weder Tier noch Mensch. „Ich könnte Biker auf die Straße malen“, überlegte er mehr zu sich selbst und zuckte zusammen, als Dale seine Hand nahm und ihre Finger miteinander verschränkte. Kilian sah ihn fragend an und Dale schüttelte den Kopf. „Na gut, keine Biker.“
    „Es ist wunderschön, das weißt du, oder?“
    „Du hast gesagt, es ist einsam.“
    „Kann es nicht beides sein?“
    „Hm“, machte Kilian überlegend und ließ zu, dass Dale sich hinter ihn stellte und ihn umarmte. „Route 66. Ich wollte schon immer mal einen Roadtrip machen.“
    „Warum hast du nicht?“
    „Keine Ahnung“, antwortete Kilian leise. „Bin irgendwie nie dazu gekommen.“
    „Wird Zeit, das zu ändern“, murmelte Dale und küsste ihn auf den Nacken. „Ich wollte schon immer mal mit einem heißen, weißen Kerl hinter mir über diese Straße brettern.“
    Kilian musste unwillkürlich lachen. „So so, wolltest du also?“
    „Was hältst du von einer Harley?“
    „Darunter geht ja wohl gar nichts“, konterte Kilian und jetzt war es Dale der lachte, bis Kilian sich zu ihm umdrehte und ihn ansah. „Schlaf mit mir.“
    „Hier? Jetzt?“
    „Ja.“

- 5. Kapitel -

    Als er am nächsten Morgen aufwachte, war Dale verschwunden. Dafür lag neben ihm auf dem Kopfkissen ein Zettel und sein Bild, dass er von Dale gemalt hatte. Kilian lächelte, denn Dale hatte es rahmen lassen. Er nahm den Zettel und faltete ihn auseinander. Dabei fiel eine Karte aufs Bett. Kilian nahm sie verwundert hoch, um sie sich genauer anzusehen. Es war die Visitenkarte von Dale Howard.
    „So heißt du also“, murmelte er und überflog die Telefonnummern auf der Karte. Handy. Festnetz. Pieper.
    Das war eindeutig ein Vertrauensbeweis, denn Kilian bezweifelte, dass viele Leute diese Nummern kannten. Dale schien nicht der Typ zu sein, der Visitenkarten verteilte, als wären es Bonbons, so wie Anwälte oder Bankberater es gern taten. Eigentlich hielt Dale sich sogar ziemlich bedeckt, was sein Leben betraf. Andererseits war es bei Dales Job auch kein Wunder, dass er vorsichtig war. Polizisten machten sich im Laufe ihres Leben allgemein den einen oder anderen Feind. Er würde daher sehr gut auf die Karte aufpassen, entschied Kilian und schaute auf den Zettel.

    'Ich wollte dich nicht wecken. In der Küche findest du Brötchen und frischen Kaffee. Guten Hunger.
    Wann sehen wir uns wieder?
    Dale'

    Kilian grinste und kletterte aus dem Bett. Wenn es nach ihm ging, könnten sie sich ruhig noch heute wiedersehen. Er hatte jedenfalls nichts dagegen. Aber erstmal würde er jetzt die Brötchen und Dales Kaffee genießen, um dann...
    Irgendwo piepte sein Handy. Kilian sah sich suchend nach seinen Kleidern um und fand seine Hose im Flur, neben einem Schuh. Den zweiten konnte er nicht entdecken, genauso wenig wie seine Socken. Und wie sein Shirt an seiner Lampe im Schlafzimmer gelandet war, daran konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Kilian lachte leise und rief nebenbei die SMS auf, die er bekommen hatte.

    'Lust auf Essen gehen? Ich habe heute Spätschicht im Restaurant und langweile mich. Außerdem will ich jedes schmutzige Detail von deiner Nacht mit Dale wissen. Und wenn ich jedes sage, dann meine ich auch jedes.'

    Kilian prustete los. Das war so typisch Niko. Er schrieb zurück und sie verabredeten sich zum Mittagessen bei ihrem Stammitaliener Luigi, der Kilians Meinung nach die besten Nudelgerichte der Stadt zauberte. Mal abgesehen von Mikael und Colin, aber an seine Väter kam ohnehin kein Mensch heran, wenn es ums Kochen ging. Wobei Dale gute Chancen hatte. Kilian stellte sich unter die Dusche, wanderte danach mit einem Brötchen und einer Kaffeetasse ein bisschen durch sein Haus, um am Ende im Atelier vor seinem neuen Bild von letzter Nacht hängenzubleiben.
    Während er ein paar Kleinigkeiten umänderte und Farbkombinationen ausprobierte, fiel Kilian irgendwann ein, dass er in Dales Wohnung keine Familienfotos oder andere persönliche Gegenstände entdeckt hatte, was ihn irritierte. Aber vielleicht wohnte Dale noch nicht lange dort, wer wusste das schon? Er schob den Gedanken beiseite, als ihm auffiel, dass es
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