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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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wollte grinsen, Kilian sah ihm an, aber sein warnender Blick sorgte dafür, dass Dale sich zurückhielt. Stattdessen trat er ganz ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Die Kugel hat nur den Muskel durchschlagen, sonst nichts. Es wurde kein Knochen verletzt und auch keine Sehne. Die Naht wird sich in etwa zehn Tagen selbst auflösen und ich werde regelmäßig damit zum Arzt gehen, um prüfen zu lassen, ob alles in Ordnung ist. In drei Wochen kann ich meinen Arm wieder ganz normal bewegen. So ungefähr jedenfalls.“
    Als ob es das besser machte. „Du...“
    Dale schüttelte den Kopf und Kilian verstummte. „Ich wurde schon mal angeschossen, Kilian. Ich will damit nicht sagen, dass ich es gewohnt bin oder dass es nicht wehtut, aber es ist zu ertragen und ich werde nicht ins Krankenhaus zurückgehen.“
    War er eigentlich nur von Verrückten umgeben? Verstand Dale denn nicht, dass er Angst hatte? Eine verdammte Kugel hatte vor nicht mal vierundzwanzig Stunden in Dales Schulter gesteckt und statt im Krankenhaus zu liegen und sich auszukurieren, stand Dale jetzt vor ihm und diskutierte. Es war nicht zu fassen. Kilian öffnete gerade den Mund, um seinem Freund die Leviten zu lesen, da fiel ihm etwas ein, was ihn stutzen ließ.
    „Wo?“
    Dale sah ihn fragend an. „Was?“
    „Du hast gesagt, du wurdest schon mal angeschossen. Wo?“ Kilian stand vom Bett auf, als Dale schwieg. „Ich habe dich bereits nackt gesehen. Ich kenne deinen Körper. Du hast keine Narben. Jedenfalls keine, die von Schusswunden stammen.“
    Dale streckte wortlos eine Hand aus und Kilian ergriff sie, auch wenn er sich gleichzeitig fragte, ob das eine so gute Idee war. Er wusste nicht, was hier gerade im Busch war, aber irgendwas stimmte nicht. Kilian kam nicht zu einer Nachfrage, weil Dale im nächsten Moment seine Hand über sein rechtes Ohr unter den Haaransatz schob und ihn dann losließ. Es dauerte etwas, bis er es fühlte und damit begriff, was Dale ihm nicht einfach hatte sagen wollen.
    „Man hat dir in den Kopf geschossen?“, fragte Kilian fassungslos nach und Dale nickte. „Wann?“
    „Mein erster Einsatz für die DEA. Anfängerfehler. Ich habe nicht aufgepasst und die Quittung kassiert.“ Dale trat einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. „Das ist mir nie wieder passiert. Na ja... bis gestern zumindest nicht. Damals hatte ich Glück und bin wieder ganz gesund geworden, aber ich wusste, so ein Glück werde ich kein zweites Mal haben, also habe ich mir gesagt, entweder wirst du der beste Cop, der du sein kannst, oder du schmeißt es hin. Du weißt, wie ich mich entschieden habe.“
    Ja, das wusste Kilian. Er fuhr über die kaum fühlbare Erhebung auf Dales Kopfhaut und schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. Ein Kopfschuss. Großer Gott. „Es tut mir so leid.“
    „Muss es nicht. Du kannst nichts dafür“, wehrte Dale wie erwartet ab und schwieg kurz, bevor er weitersprach. „Kilian? Wieso hast du letzte Nacht geweint?“
    Dale konnte genauso eine Nervensäge sein wie seine Väter und auch wenn die Erkenntnis nicht neu war, sie ließ Kilian grinsen. „Nicht wegen dir, bilde dir bloß nichts ein“, stichelte er dann frech und Dale lachte leise.
    „Dachte ich mir schon. Ich habe aber wegen dir geweint.“
    „Du? Wieso?“, fragte Kilian verblüfft.
    Dale sah ihn ernst an. „Weißt du das wirklich nicht?“
    Oh doch, er wusste es, und das lag nicht nur an Dales folgendem Blick. Dale liebte ihn und Kilian liebte diesen sturen Cop genauso sehr. Deswegen war er auch stinksauer auf ihn gewesen, denn Dale hätte gestern sterben können. Er selbst hätte bei diesem Wahnsinn im Park sterben können und dass Dale sich darüber lustig gemacht hatte, war einfach zuviel für seine Nerven gewesen. Mittlerweile war Kilian klar, dass Dale unter Medikamenten gestanden hatte, aber das änderte trotzdem nichts daran, dass er nicht wusste, wie er damit umgehen sollte, dass Dale jeden Tag sterben konnte. Diese Schießerei hatte das mehr als deutlich bewiesen. An Dales Narbe über dessen Ohr wollte er in der Hinsicht lieber nicht denken.
    Kilian seufzte, löste sich von Dale und ging zum Bett hinüber, um sich hinzusetzen. „Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Du hättest gestern sterben können. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn...“ Kilian brach ab und starrte auf den Fußboden. Er spürte, wie Dale sich zu ihm setzte, sah aber nicht auf. Nicht mal, als Dale schließlich nach seiner Hand griff und ihre

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