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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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auf der Beifahrerseite war kaputt. Mum wollte ihn immer reparieren lassen, aber sie hatte kein Geld dafür.“
    „Kilian...“
    Kilian schüttelte den Kopf und Colin verstummte. „Sie hat ständig gehustet, weil sie erkältet war, und sie hat geweint, aber als ich fragte, wollte sie mir nicht sagen wieso.“ Kilian löste sich ganz aus Colins Umarmung, um sich stattdessen in die Bettdecke einzuwickeln, weil er plötzlich fror. „Ich wusste es trotzdem. Oma und Opa waren Schuld. Sie hat immer geweint, wenn sie dort war und dann nach Hause kam. Ich war sauer auf sie und ich habe zu Mum gesagt, dass ich nicht mehr will, dass sie zu ihnen fährt. Ich bin wütend geworden, als Mum sagte, sie müsse hinfahren, um alles mit ihnen zu regeln, bevor sie stirbt... Wir haben uns gestritten. Ich habe geschrien und sie hat zurück geschrien und auf einmal hat sie das Lenkrad herumgerissen. Dann war da der Abhang und ich dachte, ich müsste sterben. Genauso wie heute, als diese Typen im Park auf uns geschossen haben.“
    Auf einmal war Kilian alles klar. Der Vorfall im Park mit Dale war der Auslöser dafür, dass er sich an den Unfall erinnerte, bei dem seine Mutter gestorben war. Plötzlich wusste er wieder, was auf der regennassen Straße passiert war. Er konnte sich an jede Kleinigkeit erinnern, an jedes einzelne Wort, das er mit seiner Mutter gewechselt hatte, bis er am Ende nur noch geschrien und sie wieder und wieder geschüttelt hatte, während er vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte, obwohl er längst wusste, dass sie tot war.
    „War sie...?“ Colin brach ab und fuhr sich durch die Haare, aber Kilian wusste, was sein Vater sich nicht zu fragen traute, und jetzt kannte er auch die Antwort.
    „Mum hat noch gelebt“, sagte er leise und zog beide Beine an, um die Arme und die Knie zu legen. „Ich hab' das Handy nicht gefunden und deswegen geweint. Sie hat gesagt, ich soll ganz ruhig bleiben, jetzt würde alles gut werden. Ich habe ihre Hand genommen und ganz fest gedrückt und Mum hat zurückgedrückt und gesagt, dass sie mich liebt.“ Kilian liefen die Tränen übers Gesicht. „Aber auf einmal war der Druck weg und ihre Hand ganz schlaff. Ich wusste, dass sie tot war. Ich wusste es.“

    „Herrgott, wer ist das denn?“
    Kilian blinzelte und stöhnte auf, als das helle Licht von draußen durchs Fenster hindurch direkt in seine Augen fiel, während lautes Klopfen an der Hotelzimmertür ihm dann klarmachte, warum Mikael so fluchte und wieso er eigentlich wachgeworden war. Irgendjemand war offenbar kurz davor, ihre Zimmertür einzuschlagen. Gab es gegen so was keine Gesetze? Konnte man denn heutzutage nicht mal mehr im Hotel seine Ruhe haben?
    „Ich geh' schon“, seufzte Kilian, weil das Klopfen nicht aufhörte und er am Bettrand lag. Wo steckte Colin überhaupt? Sie waren nach seinem Alptraum letzte Nacht zusammen im diesem Bett geblieben und Kilian hatte es genossen, seine Väter um sich zu haben. Vielleicht war Colin Frühstück holen oder spazieren oder was auch immer. „Ja, ja, ja“, murrte er, als aus dem Klopfen ein wahres Bummern wurde. Wenn das so weiterging, würden sich bald ihre Zimmernachbarn beschweren. Welcher Irre war das, zum Teufel nochmal?
    Nach einem Faststurz aus dem Bett, weil er sich in die Bettdecke verheddert hatte, was Mikael zum Lachen brachte, stolperte Kilian mehr schlafend als wach zur Tür, um selbige mit ordentlich Schwung aufzureißen und dem Störenfried die Meinung zu sagen. Kilian blieb allerdings jedes Wort im Hals stecken, denn vor der Tür stand Dale und sah ihn aus blutunterlaufenen Augen an. Soviel zum Thema irre.
    „Wieso bist du nicht im Krankenhaus?“, fragte er erbost, nachdem er sich von seinem ersten Schock erholt hatte, und warf Dale einen tadelnden Blick zu.
    „Wieso siehst du aus, als hättest du die ganze Nacht geweint?“
    Was sollte das jetzt werden? Gegenfragen statt Antworten? Kilian runzelte die Stirn. „Weil ich es getan habe, du Spinner. Und jetzt beantworte meine Frage.“
    „Weil ich mit dir reden wollte.“ Dale räusperte sich und sah auf einmal sehr verlegen aus. „Wegen gestern. Ich denke, ich muss mich bei dir entschuldigen.“
    Augenblick mal. Dale war aus dem Krankenhaus verduftet, um sich bei ihm zu entschuldigen? Wofür denn? „Hä?“, machte Kilian ratlos und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Wovon redest du?“
    „Ich weiß zwar nicht mehr, was ich gesagt habe, aber mein Dad und meine Mum meinten, du wärst stinkwütend

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