Tränen im Regen
einfach so aus einer Gang aus, aber da alle im Viertel vor Dad Respekt haben, hatte ich Glück und wurde in Ruhe gelassen. Die Familie hat mich gerettet, Kilian, so wie deine dich gerettet hat. Es gab keinen vernünftigen Grund, in einer Gang zu sein. Ich hatte gute Noten und ein gutes Zuhause.“ Dale streichelte ihm sanft über die Wange. „Ich liebe dich, Kilian, und deine Vergangenheit wird daran nichts ändern.“
„Hast du dich nie gefragt, warum?“, wollte Kilian wissen.
„Natürlich habe ich das, genau wie du auch“, antwortete Dale und brachte ihn dazu sich umzudrehen, damit er ihn an sich ziehen und umarmen konnte. „Aber manchmal gibt es eben keine Antwort auf die Fragen, die uns bewegen. Manchmal passieren Dinge einfach. Alles, so verrückt es uns auch vorkommen mag, hat schon seinen Grund. Nur weil wir ihn nicht sehen, heißt das nicht, dass er nicht da ist.“
Kilian lächelte. „Das klingt schön.“
„Ist es auch“, sagte Dale und lachte leise. „Meine Mum hat es mir wieder und wieder gesagt, bis ich aufgehört habe, mich für den Tod meiner Freunde schuldig zu fühlen, beziehungsweise dafür, dass ich überlebt habe. Sie und Dad hatten mit mir ganz schön viel zu tun, als ich jünger war.“
„Frag' mal meine Väter“, murmelte Kilian und seufzte genießerisch auf, als Dale an seinem Ohr knabberte. „Mhm, ich mag das.“
„Ich weiß“, flüsterte Dale und wanderte mit seinen Lippen tiefer, hinunter in Richtung Nacken, während er ihn gleichzeitig enger an sich zog.
Kilian begann zu grinsen. „Hast du einen Knüppel in deinen Shorts oder was ist das, was ich da fühle?“
Dale gluckste. „Kilian? Nur für den Fall, dass es dir entgangen sein sollte, ich trage gar keine Shorts.“
„Huch.“ Kilian tat überrascht. „Also wirklich kein Knüppel?“
„Nein.“
„Darf ich mal anfassen?“, fragte Kilian und genoss die Gänsehaut, die über Dales Körper zog, als er mit der Hand neckend über dessen Hüfte strich und der darauf zusammenzuckte. „Oder küssen? Oder lecken und saugen? Knabbern möchte ich auch ganz gerne. Wenigstens ein bisschen.“
Dale stöhnte an seinem Nacken auf. „Du darfst. Aber Vorsicht, es ist heiß und hart.“
Kilian sah über die Schulter und leckte sich die Lippen. „Ich schwöre dir, ich werde ganz sanft sein.“
- 15. Kapitel -
Als wäre Samuels Geburtstag so eine Art Startschuss gewesen, fing Alex kurz darauf an rapide abzubauen. Seine Schmerzmittel wirkten immer weniger und jedes Mal, wenn Alex weinend im Bett oder sonst wo lag und sich den Kopf hielt, brach es Kilian das Herz. Es gelang ihnen immer seltener, Alex abzulenken oder zum Lachen zu bringen. Kilian wusste, dass die Uhr gegen sie tickte, denn es war von Tag zu Tag deutlicher erkennbar, dass Alex am Ende war. Es wollte nur niemand wahrhaben, was Kilian gut verstehen konnte. Auch er hoffte auf ein Wunder, von dem er gleichzeitig wusste, dass es nie kommen würde.
Sie begannen sich abzuwechseln, sodass rund um die Uhr jemand bei Alex war, abgesehen von den Nächten, denn da wollte er einfach niemanden um sich haben. Ab und zu durften Niko oder er bleiben, aber selbst das ließ Alex ab Mitte Oktober nicht mehr zu. Colin und Mikael nahmen sich frei, so oft sie konnten, und auch der Rest ihrer Familie kam regelmäßig vorbei, um Alex ein wenig Gesellschaft zu leisten. An Halloween veranstalten sie sogar eine alberne Pyjamaparty, mit Gruselfilmen im Fernsehen, Knabberzeug und Unmengen von Süßkram.
Es war das tollste Halloween seit Jahren gewesen, weil Niko beim Nachschub holen von Essen über Mikaels Füße gestolpert war und dem eine Ladung Spaghetti über den Kopf gekippt hatte, woraufhin Alex in Gelächter ausgebrochen war, bis ihm die Tränen übers Gesicht liefen. Sie hatten alle gelacht. Schallend. Um sich dann mit Jamie Lee Curtis in den 'Halloween'-Filmen zu gruseln, sich beim ersten Teil von 'Saw' zu ekeln und schlussendlich über 'Tanz der Teufel' zu lachen, weil dieser Film einfach nur dämlich war.
Vier Tage war das mittlerweile schon her und da morgen Sonntag war, hatten sie sich wie üblich zum gemütlichen Frühstück bei seinen Vätern eingeladen. Der heutige Samstag gehörte allerdings Dale und ihm, auch wenn Kilian sich fragte, was zur Hölle ihn bitteschön um fünf Uhr morgens am Wochenende aus dem Schlaf gerissen hatte. Aber da er nun mal wach war und Dale noch seelenruhig schlief, hatte er sich entschieden aufzustehen, Kaffee zu kochen und einige Stunden
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