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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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möchte, dass du mir zuhörst, bis ich fertig bin. Erst danach darfst du etwas dazu sagen, okay?“
    Dale nickte, obwohl seine Verwunderung deutlich war. „Okay.“
    „Ich bin mit Anfang Zwanzig nach Baltimore zu Adrian und David gezogen, um Kunst zu studieren.“ Kilian zog die Bettdecke um sich. „Ich weiß nicht warum, aber ich fing ziemlich schnell an über die Strenge zu schlagen. Ich habe mich nachts herumgetrieben, anstatt mich um mein Studium zu kümmern, hatte einige One-Night-Stands und habe oft genug...“ Kilian brach ab und überlegte einen Moment. „Um es kurz zu machen, ich habe angefangen mit Drogen zu spielen, habe getrunken, mich geprügelt und bin am Ende im Krankenhaus gelandet. Das ist es, was Mikael Colin erzählen wird. Das ist es, was er mit mir besprechen wollte. Ich habe den Absprung geschafft und ich war auch nie rückfällig. Trotzdem würde mich nicht wundern, wenn Colin in der nächsten Zeit öfter nach dem Rechten sieht. Zumindest sobald Mik es ihm erzählt hat. Wundere dich dann nicht. Er kann da einfach nicht anders.“
    „Das war's?“, fragte Dale, als er nichts weiter sagte und Kilian nickte. Doch sein kurzes Zögern war Dale nicht entgangen. „Wenn du mir so etwas erzählst, solltest du nicht mitten in der Geschichte aufhören.“
    Mist, dachte Kilian frustriert und schnaubte. „Reicht das nicht?“
    Dale schüttelte mit ernstem Blick den Kopf. „Was ist da noch? Was wird Mikael Colin nicht erzählen? Was willst du unbedingt vor mir geheimhalten?“
    „Weißt du, was ein sogenanntes Bückstück ist?“, fragte Kilian und als Dales Augen sich daraufhin fassungslos weiteten, seufzte er. „Genau deshalb wollte ich es dir nicht erzählen.“
    „Kilian...“
    Kilian winkte ab und legte sich, mit dem Rücken zu Dale, wieder hin. „Vergiss es einfach.“
    Was Dale natürlich nicht tat und so fand sich Kilian im nächsten Augenblick auf den Rücken gedreht wieder, Dale über sich, der sich auf ihn setzte und ihn zusätzlich an den Händen festhielt.
    „Hey“, nörgelte er, aber Dale schüttelte den Kopf.
    „Erzähl's mir.“
    „Wozu denn? Du weißt doch, was das heißt.“
    „Ja, das weiß ich“, sagte Dale. „Aber ich bezweifle, dass du dich aus Neugierde oder Langeweile von wildfremden Männern in Sex- oder Spielclubs hast ficken lassen.“
    Genau das hatte er, das war ja das Problem. Kilian seufzte. „Doch Dale, genau das habe ich getan. Es gibt keinen Grund und ich wurde auch nicht gezwungen oder bezahlt oder was auch immer. Ich habe es einfach so getan.“
    Dales Verblüffung brachte ihn fast zum Lachen. Aber nur fast. Die Scham hielt Kilian vom Lachen ab, denn obwohl er wusste, dass das Blödsinn war, kam er sich trotzdem vor wie eine männliche Hure. Er hatte aus unerklärlichen Gründen seinen Arsch hingehalten, vulgär ausgedrückt, und auch wenn es bereits Jahre her war und Kilian das Ganze längst hinter sich gelassen hatte, wäre er in genau diesem Augenblick vor Scham am liebsten im Boden versunken. Er hätte es für sich behalten sollen. Damals war ihm völlig egal gewesen, was die Leute, Adrian oder David von ihm gehalten hatten. Es war auch nicht so schlimm gewesen, mit Mikael darüber zu sprechen. Es Dale zu erzählen, war allerdings etwas ganz Anderes. Kilian liebte Dale und er wollte nicht, dass sein Freund ihn für eine Schlampe hielt.
    „Als ich fünfzehn war, trat ich in eine Gang ein“, fing Dale auf einmal leise an zu sprechen und ließ ihn los, um sich neben ihn zu legen, sodass sie sich in die Augen sehen konnten. „Ich war in der Schule immer der Außenseiter. Der Mischling, kein richtiger Weißer und auch kein Schwarzer. In der Gang war ich auf einmal jemand. Es war cool. Meinen Eltern hat das überhaupt nicht gefallen und genau deshalb blieb ich dabei, selbst als ich anfing zu begreifen, dass es nicht cool ist, andere Jungs zu verprügelnd und ihnen das Geld zu klauen, so wie man es vorher immer mit mir gemacht hatte.“ Dale legte ihm kopfschüttelnd einen Finger auf die Lippen, als Kilian etwas sagen wollte. „Mir sechzehn raubten wir kleine Läden aus und mit siebzehn geriet ich in eine Schießerei. Mir ist dabei nichts passiert.“
    „Aber?“, fragte Kilian leise, als Dale nichts mehr sagte.
    „Die beiden Jungs neben mir sind gestorben. Sie wurden von Kugeln förmlich durchsiebt, während ich keinen Kratzer abbekam.“ Dale lächelte traurig. „In dieser Nacht hörte ich auf, ein Gangmitglied zu sein. Normalerweise tritt niemand

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