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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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zu malen.
    Nur war der Kaffee mal wieder alle und weil in seinem Kühlschrank ebenfalls gähnende Leere herrschte, entschied Kilian, einen Abstecher ins nächste Lebensmittelgeschäft zu machen und das Nötigste für ein Frühstück einzukaufen. Die Geldbörse in einer Hand, zog er mit der anderen die Haustür auf und hielt verdattert inne, als er den mit einem Stein beschwerten Brief auf seiner Schmutzmatte vor der Tür liegen sah. Was sollte das denn jetzt? Er hatte schließlich einen Briefkasten.
    Kilian hob den Brief auf und sah ihn sich genauer an. Kein Name, nicht einmal ein Absender. Merkwürdig. Wer immer ihn vor seine Tür gelegt hatte, wusste, dass er hier wohnte. Kilian trat zurück ins Haus und schloss die Tür.
    Sein Einkauf würde noch ein wenig warten müssen, dachte er und ging zurück in die Küche, um den Brief zu öffnen.

    'Hey Kilian,
    ich habe eine Weile überlegt, wie ich dir das sagen kann, aber ich bin nie gut in Worten gewesen, wenn es um so etwas ging. Daher dieser Brief. Nicht gerade mutig, ich weiß, aber ich würde mich ohnehin nicht trauen, dir alles ins Gesicht zu sagen, was ich gern sagen möchte, daher hoffe ich, du verzeihst mir.'

    Kilian bekam eine Gänsehaut. Irgendetwas war hier oberfaul. Wieso schickte Alex ihm einen Brief? Er las weiter.

    'Ich war ein Vollidiot, das ist mir schon lange klar. Ich wollte dich immer fragen, ob wir eines Tages mehr sein könnten als eine Affäre. Ich fand aber nie den Mut dazu, und dann war es auf einmal zu spät. Den Grund kennst du.
    Als ich wegging und dich zurückließ, habe ich eine Menge Scherben hinterlassen. Das war mir damals überhaupt nicht bewusst, aber als ich zurückkehrte und von dir und Niko so abgelehnt wurde, da habe ich sehr schnell begriffen, was ich eigentlich angerichtet habe. Adrian hatte es mir gesagt, aber ich wollte nichts davon hören. Ich war verbohrt und so voller Angst, dass ich tatsächlich glaubte, du würdest mich schon verstehen.
    Natürlich hast du das nicht, wie solltest du auch?
    Es war richtig von dir, dein Leben weiterzuleben. Ich weiß, dass du Dale liebst und wenn ich die Zeit hätte, würden wir vielleicht richtige Freunde. Dale ist in Ordnung und es tut mir leid, dass ich mich ihm gegenüber anfangs so danebenbenommen habe. Ich schäme mich dafür, dass ich mich dermaßen bescheuert aufgeführt habe. Du bist glücklich mit ihm und nur das zählt.'

    Kilian stiegen die Tränen in die Augen. Wieso sagte Alex ihm das denn nicht einfach?

    'Ich mochte dich schon immer, aber wie sehr, das habe ich leider zu spät begriffen. Dad hat Niko und mir immer gesagt, dass Mikael krank ist, weil er Männer liebt. Dass Männer keine Männer lieben dürfen. Ich weiß, dass das Blödsinn ist, aber irgendwie habe ich doch gezweifelt. So lange, bis du vergeben warst.
    Ich weiß, das ist nicht fair, aber ich liebe dich, Kilian. Wenigstens ein Mal möchte ich es dir sagen, deshalb tue ich es auf diese Weise.
    Ich wünschte, ich hätte es dir früher gesagt. Aber das ist okay. Was wäre ich für ein Freund und Bruder, wenn ich dir Dale nicht gönnen würde? So tief werde ich niemals sinken. Er tut dir gut und ich hoffe, dass ihr miteinander bis ans Ende eurer Zeit glücklich bleibt.
    Ich finde es nur schade, dass ich euch nicht dabei zusehen kann.
    Und das ist auch der wahre Grund für diesen Brief, denn ich bin nicht nach Hause zurückgekommen, damit ihr mir bis zum bitteren Schluss beim Sterben zuseht. Ich weiß, was mich erwartet, und das ist nichts zu den Schmerzen, die ich bereits habe. Bis mein Körper am Ende aufgibt, dauert es noch eine Weile, und so werde ich niemals enden. Das könnte ich nicht ertragen und ich will es auch nicht.
    Deshalb werde ich gehen, solange ich noch die Kraft dafür habe.
    Mach's gut, kleiner Bruder.
    In Liebe
    Alex'

    Oh Gott. Großer Gott. Nein, das durfte nicht sein.
    Kilian sprang auf. „Dale!“
    Alex' Brief segelte noch zu Boden, da war Kilian schon auf dem Weg ins Schlafzimmer. Er nahm sein Handy vom Nachttisch und warf Dale seine Kleidung zu, der ihn fassungslos ansah, aber kein Wort sagte. Scheinbar sagte sein Gesicht mehr als genug.
    „Geh' ran, Dad. Geh' endlich ran“, flehte er.
    „Ja?“, fragte Colin gähnend am anderen Ende und Kilian musste ein Schluchzen unterdrücken.
    „Wo ist Alex?“
    „Kilian? Es ist mitten in der Nacht. Er wird schlafen.“
    „Sieh nach Alex, Dad!“
    „Aber wies...?“ Colin brach mitten im Wort ab. „Oh Gott... Moment.“
    Kilian lauschte in

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