Träum ich?: Roman (German Edition)
glücklich.
Sorgen bereitet mir nur die Frage, wie ich ihn dazu bringen soll, mich zu kneifen. Soll ich einfach sagen: »Würde es dir was ausmachen, mich in den Arm zu kneifen?« Klingt das normal? Vielleicht könnte ich auch eine Geschichte erfinden. »Neulich ist mir was Komisches passiert. Ein Mann hat mich gekniffen. Hier, ich zeig dir, wie ich reagiert habe, kneif mich mal, hier in den Arm«, werde ich sagen und genau auf die Stelle zeigen, an der mich Gogo gekniffen hat.
Vergiss es!
Als ich im Café ankomme, ist er schon da, und er sieht noch genauso traurig und mitleiderregend aus wie vor seinem Büro. Er liest Zeitung, und ich halte kurz inne, um ihn zu betrachten.
Lächelnd gebe ich mich eine Sekunde lang dem Tagtraum hin, wir würden uns wie früher treffen, zu einer kurzen Mittagspause, um den Alltagstrott zu unterbrechen. Wann immer wir uns zum Lunch trafen, umarmten und küssten wir uns viel inniger als abends, wenn wir von der Arbeit nach Hause kamen. Eine gemeinsame Mittagspause war immer etwas ganz Besonderes. Manchmal erzählten wir uns, was den Vormittag über auf der Arbeit passiert war, doch meistens hielten wir nur Händchen und genossen die Insel der Ruhe in unserem hektischen Tag.
»Oh, hallo«, sagt er, als er mich sieht, faltet seine Zeitung zusammen und legt sie neben sich auf den Boden.
»Hi«, sage ich und setze mich. Die engen Jeans, für die ich mich letztendlich entschieden habe, rutschen mir immer herunter, wenn ich mich setze, also ziehe ich sie unauffällig hoch, als ich Platz nehme. Wahrscheinlich hätte ich sie besser nicht angezogen, aber Gogo fand mich darin immer sexy.
»Was möchtest du? Einen Kaffee oder etwas anderes?«, fragt er und winkt nach dem Kellner.
»Ich nehme das Gleiche wie er«, sage ich zu dem Kellner. Selbst wenn Gogo Glibber in seiner Tasse gehabt hätte, wäre es mir nicht aufgefallen. Der Kellner hätte mir auch altes Brot mit Kalbshirn servieren können und ich hätte es nicht geschmeckt, so nervös bin ich.
»Also«, beginnt Gogo und holt tief Luft. »Du wirst dich sicher etwas über meinen Anruf gewundert haben, schließlich hatte ich dich gebeten, mich nie wieder anzurufen.«
»Ja und nein«, antworte ich mit dem Hintergedanken, dass ihn das an eine meiner Eigenheiten erinnert.
»Es hat mich wirklich kalt erwischt, dass du meinen Namen kennst. Ich meine, niemand, wirklich niemand kennt meinen richtigen Namen. Ich habe überlegt, woher du ihn wissen könntest. Zwar steht er auf meiner Steuererklärung, aber wie solltest du dazu Zugang haben? Er steht auch auf meinem Trauschein, aber wo der ist, weiß noch nicht einmal ich selbst. Also dachte ich mir, ich frage dich einfach.«
»Gogo«, setze ich an. »Es ist genau so, wie ich es dir neulich gesagt habe. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber in einer anderen Dimension oder in einem anderen Leben – ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll – sind wir wirklich zusammen. Wir sind verheiratet.«
»Ach, hör doch auf«, sagt er und schiebt seinen Stuhl zurück. »Erwartest du wirklich, dass ich dir das abnehme? Sag mir doch einfach die Wahrheit. Warum bist du neulich zu mir nach Hause und dann in mein Büro gekommen?«
»Gogo«, sage ich etwas lauter, um ihm die Sache klarzumachen, aber da bringt der Kellner meinen Kaffee, also senke ich die Stimme wieder. »Ich weiß, es klingt verrückt, aber es ist hundertprozentig die Wahrheit. Wir waren verheiratet. Auf meiner Familie lastet ein Fluch. In der einen Sekunde wollten wir noch unsere Hochzeitsnacht feiern, und in der nächsten warst du mit einer anderen Frau verheiratet und unser gemeinsames Leben hat nie stattgefunden.«
»Okay, nehmen wir mal an, rein hypothetisch, dass du wirklich meine Frau bist«, sagt er und grinst. »Dann erzähl mir doch, was du über mich weißt. Wenn wir wirklich verheiratet sind, musst du doch mehr wissen als nur meinen echten Namen.«
»Schön, wenn ich dir etwas über dich erzählen soll, bitte«, beginne ich. »Ich weiß, dass du immer abends duschst, nie morgens, weil du so lange schlafen willst, wie es nur geht.«
»Ich dusche nicht, ich bade«, entgegnet er.
»Seit wann?«, entfährt es mir.
»Seit Jahren schon. Rhonda mag es, wenn die Duschen einen wirklich kräftigen Strahl haben, und ich nicht. Ich komme mir dann immer vor wie ein Fakir.«
»Warum tauschst du dann nicht den Duschkopf aus, wenn du duschen willst, und steckst danach wieder den für Rhonda auf?«, frage ich.
»Das würde ich
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