Träum ich?: Roman (German Edition)
könnte ich es wohl schaffen. Dabei kommt Brad sogar besser mit meinem Schwiegervater klar als ich. Sie sind aus dem gleichen Holz geschnitzt«, sagt er leise lachend. »Manchmal denke ich, Brad wäre ihm als Schwiegersohn lieber als ich.«
»Hoffentlich bekommst du alles, was du dir wünschst, Gogo«, sage ich, schiebe meine Kaffeetasse von mir weg und will aufbrechen. »Hör mal«, sage ich, und mir kommen erneut die Tränen, »es tut mir leid, dass ich deine Zeit in Anspruch genommen habe. Mir ist jetzt klar, wie verrückt das alles erscheinen muss. Es gibt keine Möglichkeit, dir zu vermitteln, was hier vorgeht, und ich möchte dein Leben nicht noch mehr durcheinanderbringen.« Ich greife nach meiner Tasche und will aufstehen. Meine Jeans ist schon wieder runtergerutscht, aber das ist mir mittlerweile egal.
»Warum weinst du denn?«, fragt er.
»Weil ich einfach verrückt war«, erkläre ich. »Es war verrückt, dich zu belästigen. Es war verrückt zu glauben, ich könnte dir einfach alles erklären. Mir war nicht klar, dass das nicht reichen würde. Du bist verheiratet. Du lebst ein Leben, in dem ich nicht vorgesehen bin. Alles, was ich von dir weiß, gilt nicht mehr. Der Mann, den ich kannte, existiert nicht.« Ich stehe auf, ziehe meine Jeans hoch und beschließe, sie zu Hause endgültig wegzuschmeißen.
»Tja, tut mir leid«, sagt er und wirkt, als meinte er es ehrlich.
»Was sollte dir leidtun?«, erwidere ich. »Ich sollte dankbar sein, dass du dich überhaupt mit mir getroffen hast. Das war wirklich gut für mich, denn jetzt kann ich mein Leben weiterleben. Im Grunde ist für mich das Wichtigste, dass es dir gut geht. Du siehst so aus, als ginge es dir gut. Ich bin froh darüber, und mehr kann ich nicht verlangen.«
Wir treten hinaus auf den Rittenhouse Square. Der sonnige Frühlingstag hat unzählige Menschen in den Park gelockt. Das finde ich irgendwie tröstlich. Obwohl meine Beziehung mit Gogo beendet ist, geht das Leben doch weiter. Die Menschen gehen ihrem Alltag nach, setzen sich in der Mittagspause auf eine Parkbank und essen Salat aus Plastikschalen. Kinder spielen im Gras, während ihre Eltern sie im Auge behalten. Mein Leben ist nur eine von vielen Geschichten in diesem Park. Eine außergewöhnliche zwar, doch ich wette, auch andere Menschen haben außergewöhnliche Lebensgeschichten. Wenn ich mir all diese Leute ansehe, kommt mir mein Leben irgendwie nicht mehr so seltsam vor. Viele Ehen zerbrechen. Meine ist eine davon.
»Gut«, sage ich und wische mir eine Träne weg. »Es war schön, dich zu sehen«, sage ich. »Ich verspreche, dich nicht mehr zu belästigen.«
Gogo steht da und starrt mich an, als wollte er sich an mich erinnern, an irgendetwas, was seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen könnte. Zumindest kommt es mir so vor.
»Es klingt vielleicht merkwürdig«, sagt er, »aber irgendwie habe ich ein komisches Gefühl, dich einfach hier stehen zu lassen. Ich sehe Frauen nicht gern weinen.«
»Ach, ich komm schon klar«, erwidere ich.
»Hör mal«, sagt er und wirft einen Blick auf seine Uhr, »ich hab noch etwas Zeit. Hast du Hunger? Vielleicht hast du ja Lust, mit mir Mittag zu essen.«
»Das ist sehr nett von dir«, sage ich, »aber ich bin im Moment nicht sehr hungrig. Außerdem sollte ich jetzt gehen.«
»Es ist nur … Offenkundig glaubst du wirklich an all das. Du wirkst so aufrichtig. Wenn du wirklich geistesgestört wärst, würdest du mich wahrscheinlich um jeden Preis von deiner Wahrheit überzeugen wollen.«
»Wie verhält man sich denn, wenn man geistesgestört ist?«, frage ich.
»Das weiß ich eigentlich auch nicht«, antwortet er und lacht.
»Ich komm schon klar«, versichere ich ihm. »Mach dir um mich keine Sorgen.« Ich drehe mich um und mache mich auf den Weg.
»Hey«, ruft er hinter mir her. »Wenn’s mir nicht gut geht, hilft mir nur eines«, sagt er lächelnd.
»Ich möchte dir wirklich nicht noch mehr von deiner kostbaren Zeit stehlen«, sage ich und blicke zu ihm zurück.
»Kein Problem, ehrlich«, sagt er.
Ich gehe noch ein paar Schritte, und dann wird mir klar, wovon er spricht. Eine Welle der Freude überkommt mich.
»Ein Eisbecher mit heißer Schokoladensoße?«, frage ich, obwohl ich weiß, dass es sinnlos ist. Ich bin sicher, er wird den Kopf schütteln und »Chocolate Chip Cookies« sagen.
»Ja genau«, sagt er und sieht mich merkwürdig an.
Ich lächle.
»Tja«, sage ich, »wenn du meinst, dann ist dafür wohl noch
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