Träum ich?: Roman (German Edition)
sich her, wie sie ältere Frauen zum Einkaufen benutzen.
»Es ist kalt draußen. Ich wollte mich nur eine Weile hinlegen. Was hast du da?«
»Dies hier?«, fragt sie und zeigt auf die Trolleys. »Ich war gerade im Supermarkt und habe zehn Hähnchen für die morgige Mittagspause gekauft. Wie läuft es denn? Du weißt schon, mit Gogol?« Sie setzt sich neben mich.
»Gogo. Einfach schrecklich.«
»Keinerlei Fortschritte?«, fragt sie.
»Außer Striptease habe ich alles ausprobiert, aber ich scheine einfach nicht zu ihm durchzudringen. Ich habe versucht, ihn in Gespräche zu verwickeln, um mehr über sein Leben zu erfahren, aber ich bekomme ihn einfach nicht zum Reden. Ich dachte eigentlich, das wäre eine tolle Idee: Wir würden plaudern, dann käme eins zum anderen, und irgendwann würde er sich wieder in mich verlieben und wir würden glücklich bis ans Ende unserer Tage leben.«
»Nicht mal der Rosenkohl hat funktioniert?«, fragt sie.
»Den hat er angeguckt, als wäre er mit Arsen paniert. Ich bin wirklich am Ende mit meinem Latein. Ich dachte, ich könnte ihn knacken. Nur deshalb hab ich das Ganze aufgezogen.«
»In einer perfekten Welt würde er sich sofort wieder in dich verlieben«, seufzt Dolly. »Aber du wusstest ja, womit wir’s zu tun haben.«
»Allerdings. Deshalb brauchte ich mal eine Pause.«
»Ruh dich aus, Schatz«, sagt sie, tätschelt mir das Knie und steht auf, um zur Haustür zu gehen. »Möchtest du was essen? Willst du zum Abendessen bleiben? Ich mache Hackbraten.«
»Danke, aber ich fahre lieber nach Hause und gehe früh schlafen. Herumzustehen und nichts zu tun macht unglaublich müde.«
»Wie du willst«, sagt sie. Kurz darauf kommt sie mit ein paar langen Metallspießen wieder.
»Was zum Teufel willst du denn damit?«, frage ich.
»Ich will die Hähnchen grillen. Dazu mache ich ein Feuer im Vorgarten und stecke sie auf Spieße. Das ist die beste Art, sie zu grillen, weißt du. Viel besser als im Ofen.«
»Du willst im Vorgarten Feuer machen?«
»Meinst du, es beschwert sich jemand?«
»Ob ich meine, dass sich jemand beschwert, weil du in einem gepflegten Vorgarten zehn Hähnchen über offenem Feuer grillen willst? Möglich wäre es!«
»Ist doch nur für ein paar Stunden«, sagt sie kleinlaut.
»Mach, was du willst«, sage ich resigniert.
Kurz darauf schlafe ich ein und habe einen schönen Traum. Gogo und ich sind auf einer einsamen Insel. Wir sind ganz allein und teilen uns eine Kokosnuss. Ich kann die Kokosmilch förmlich schmecken.
»Ich liebe dich so sehr«, sagt Gogo und füttert mich mit Kokosstückchen.
»Ich liebe dich auch«, erwidere ich und lächle liebevoll.
Aber plötzlich scheint uns die Sonne direkt ins Gesicht. Wir müssen unsere Augen abschirmen, denn sie blendet so, als hätte jemand ein riesiges Stück Aluminium auf die Sonne gerichtet und das Licht würde auf uns reflektiert.
Auf einmal steht der alte Poolson vor uns. »Herrgott noch mal, du wirst noch die ganze Straße in Brand setzen«, brüllt er.
Wie ist er auf unsere einsame Insel gekommen?
Ich versuche, ihn zu ignorieren, und öffne den Mund für ein weiteres Stück Kokosnuss. Aber aus irgendeinem Grund fängt auch Gogo an zu schreien. »Wir brauchen Wasser!«
»Ist doch nur ein kleines Feuerchen!«, ruft Dolly. Auf unserer einsamen Insel wird es langsam voll.
Da schlage ich die Augen auf. Durch das große Erkerfenster im Wohnzimmer sehe ich Dolly im Vorgarten. Vor ihr lodert ein gut zwei Meter hohes Feuer.
»Ach du Scheiße«, sage ich, springe auf und laufe hinaus.
»Ist dir klar, dass du bewusst die Gefahr eines Brandes in Kauf nimmst?«, schreit Poolson Dolly an.
»Dann ruf doch die Feuerwehr!«, brüllt sie zurück.
»Mrs Burns«, versucht Gogo zu vermitteln. »Wir haben hier einige brennbare Materialien. Vielleicht ist dies nicht der beste Zeitpunkt, um im Garten zu grillen.«
»Sie meinen also, es gibt einen rechten Zeitpunkt, Hähnchen auf offenem Feuer zu grillen?«, fragt Poolson.
»Halt doch die Klappe!«, schreit Dolly ihn an, dreht aber weiter am Grillspieß.
»Gram, das war von Anfang an keine gute Idee«, sage ich, als der Wind Feuer und Rauch in unsere Richtung weht. »Warum grillst du die Hähnchen nicht im Ofen wie jeder normale Mensch?«
Von den dichten Rauchwolken müssen wir alle vier husten.
»Mrs Burns, lassen Sie mich Ihnen helfen. Bauen wir das Ganze hier ab. Meine Männer sind für alles dankbar, was Sie ihnen kochen. Von Ihrem herrlichen Essen haben wir
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