Träum ich?: Roman (German Edition)
»Ich ruf nur schnell meine Frau an und sage ihr Bescheid.« Mit diesen Worten nimmt er sein Handy vom Gürtel.
»Natürlich«, stimme ich zu.
»Ich gehe mal kurz raus, um ungestört telefonieren zu können.«
»Ist gut«, sage ich und füge hinzu: »Dann sehe ich mal nach meiner Großmutter.«
»Gut«, sagt er.
Gogo geht hinaus, während ich nach oben zu Dolly laufe.
»Gram?«, frage ich leise, als ich die Tür zu ihrem Zimmer öffne. Dolly liegt auf dem Bett und liest.
»Danke für das Essen.«
»Bleibt Gogol?«, fragt sie.
»Gogo.«
»Das sagte ich doch, oder?«
»Ja, er bleibt zum Essen«, sage ich und setze mich zu ihr aufs Bett.
Dolly lächelt breit.
»Dann geht mein Plan auf«, strahlt sie.
»So ist es.« Ich lache.
»Hast du gesehen, dass ich noch mal Rosenkohl gemacht habe? Vielleicht probiert er dieses Mal davon.«
»Ich hab’s gesehen«, bestätige ich und fasse nach ihrer Hand.
»Was sagst du denn zu Poolson eben?«, fragt sie und lehnt sich vertraulich vor. »Findest du nicht auch, dass er aussah, als wollte er mich packen und küssen?«
»Er sah aus, als wollte er dir in einer Weise wehtun, über die ich nicht mal nachdenken möchte!«
»Davon werde ich heute Nacht träumen«, flüstert sie und lächelt matt.
»Gram«, flüstere ich zurück, »ich wollte dir nur noch mal danken. Für all die Mahlzeiten, die du für die Mannschaft gekocht hast. Genauso möchte ich Mom danken, dass sie so viel Geld investiert hat. Ihr sollt wissen, dass ich das wirklich zu schätzen weiß.«
Dolly wedelt abwehrend mit der Hand.
»Ach Schatz, ich bitte dich! Hauptsache, du bist glücklich. Mehr wollen wir gar nicht.«
»Aber ich weiß, wie sehr ihr beide unter diesem Fluch gelitten habt. Jetzt weiß ich, warum ihr mich immer von Männern ferngehalten habt. Mir ist klar, dass ihr mich schützen wolltet. Deshalb danke ich euch für diese letzte Chance. Ich habe dich sehr lieb, Gram.« Ich beuge mich vor und gebe ihr einen Kuss.
»Ich hab dich auch lieb, Schatz«, erwidert sie. »Und ich freue mich, dass Gogo zum Abendessen bleibt. Vielleicht löst sich der Bann, und er erkennt, was ihm ohne dich entgeht.«
»Mal sehen«, sage ich und stehe auf.
»Morgen kannst du mir alle pikanten Einzelheiten erzählen«, fügt sie kichernd hinzu.
»Einverstanden, obwohl es wohl kaum welche geben wird«, sage ich lachend.
»Gute Nacht, Schatz«, sagt sie.
»Gute Nacht, Gram, und träum schön«, erwidere ich.
»Das habe ich vor«, sagt sie lächelnd.
Als ich hinuntergehe, höre ich, dass Gogo immer noch telefoniert. Ich bleibe mitten auf der Treppe stehen und lausche.
»Zum letzten Mal: nein. Vertraust du mir denn gar nicht? Ich fange keine Affäre mit ihr an. Ihre Großmutter hat uns zum Abendessen eingeladen. Ihre Großmutter, ihre Mutter und Lily sind da. Was glaubst du denn? Dass ich sie auf den Tisch werfe und mitten im Hackbraten leidenschaftlichen Sex mit ihr habe? … Hör mal, das gehört zum Geschäft, frag deinen Vater. Man muss seine Kunden zufriedenstellen, und dies ist der größte Kunde, den ich je hatte … Ich weiß, dein Vater würde auch so denken … Was willst du denn? Soll ich nach Hause kommen? Soll ich ihnen wirklich sagen: ›Nein danke, aber ich möchte nicht mit Ihnen essen?‹ … Es wird nicht lange dauern … Ich liebe dich auch.«
Moment mal. Was geht hier vor? Gogos Frau will ihn von mir fernhalten, daher ignoriert er mich? Könnte das sein? Ist er deshalb so distanziert? Natürlich, das ist der Grund! Natürlich will eine Frau ihren Mann von einer anderen fernhalten, die vor ihrer Haustür auftaucht und behauptet, er sei eigentlich ihr Mann. Gott, bin ich blöd gewesen!
Aber halt! Sollte ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Mache ich etwas falsch? Nein. Ich darf nicht vergessen, was Rose gesagt hat. In Wirklichkeit existiert Rhonda gar nicht. Diese Welt, in der Gogo Fallrohrinstallateur ist und wir beide in dieser Lage stecken, existiert nicht. Ich habe keine Affäre mit Rhonda Goldblatts Mann. Ich wiederhole: Ich habe keine Affäre mit Rhonda Goldblatts Mann! Schließlich ist er mein Mann. Oder etwa nicht? Das geht mir durch den Kopf, als ich auf der Treppe stehe und ihn belausche. Oh Gott, ich will eine Affäre mit meinem eigenen Mann haben! Ich versuche, meinen Mann mit Hackbraten, Rosenkohl und Maispüree zu verführen!
Als er ins Haus zurückkehrt, komme ich die Treppe hinunter.
Da mir nichts Besseres einfällt, lächle ich ihn an. Sollte ich ihm sagen, dass
Weitere Kostenlose Bücher