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Träum ich?: Roman (German Edition)

Träum ich?: Roman (German Edition)

Titel: Träum ich?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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renne um das Auto herum und öffne die Tür, damit ich Selma von der anderen Seite hereinziehen kann.
    »Weißt du was?«, flüstert sie mir zu. »Er benimmt sich wirklich wie ein Arzt.«
    »Lily, hast du die Jacke?«, fragt er. Erst da bemerke ich, dass ich sie in der Hand halte. Ich umrunde wieder den Wagen und gebe sie ihm.
    »Tut mir leid, wenn ich Ihnen wehtue, aber ich versuche, es Ihnen so leicht wie möglich zu machen.« Damit rollt er die Jacke zusammen und schiebt sie unter Selmas verletztes Bein. »Ich stütze jetzt den Knöchel mit meiner Jacke, damit die Schwellung nicht so schlimm wird, Selma. Ich hoffe, es tut nicht allzu weh.«
    »Doch, höllisch, aber Sie machen das trotzdem sehr gut, Gogo«, antwortet Selma.
    Ich kann meinen Blick nicht von Gogo lösen. In den letz ten Minuten hat er sich in den Arzt verwandelt, den ich kenne: sanft, freundlich und wunderbar geschickt im Umgang mit Patienten.
    »Gogo?«, sage ich.
    »Ja?«, antwortet er.
    »Wo hast du das gelernt? Wieso konntest du ihr Bein untersuchen? Woher weißt du, dass es eine Fissur und kein Bruch ist?«
    Eine Sekunde hält er inne und sieht mich an.
    »Keine Ahnung«, antwortet er leicht schockiert.

Fünfzehn
    » H ör mal, ich arbeite seit zwölf Jahren auf Baustellen«, erklärt Gogo leicht gereizt. »Da gibt es ständig Unfälle. Jeder kann prüfen, ob ein Bein gebrochen ist.«
    »Ja, aber sieh doch mal, wie du mit ihr umgegangen bist. Das könnte nur ein Arzt.«
    »Aber du hast doch gesagt, ich sei Kinderarzt.«
    »Arzt ist Arzt. Bei einem gebrochenen Bein ist es egal, ob der Patient fünf ist oder fünfundfünfzig.«
    »Könnten wir das Thema jetzt fallen lassen?«, bittet er.
    »Ich sage nur, dass dir vielleicht Zweifel an meiner angeblichen Verrücktheit kommen, wenn du mal kurz darüber nachdenkst, wie du meine Mutter behandelt hast und mit der ganzen Situation umgegangen bist.«
    Seit über einer Stunde sitzen wir im Wartezimmer des Krankenhauses und warten auf Selma. Da im Wagen kein Platz mehr war, ist Dolly zu Hause geblieben und ruft uns alle zwanzig Minuten an.
    »Ich verlange ja nicht, dass du mir glaubst. Nur, dass du darüber nachdenkst.«
    »Aber das habe ich doch längst getan!«, gibt er zurück. »Glaubst du ernsthaft, ich hätte mich nicht gefragt, warum eine Frau mich unbedingt davon überzeugen will, sie sei in einem früheren Leben mit mir verheiratet gewesen?«
    »In einer Paralleldimension«, berichtige ich ihn.
    »Wie auch immer«, entgegnet er. »Dies könnte immer noch der raffinierteste Streich sein, der mir je gespielt wurde.« Er rückt näher zu mir. »Ich kann nicht leugnen, dass ich mich durch deine Aufmerksamkeit geschmeichelt fühle. Aber Fakt ist – und ich bitte dich, dies zu akzeptieren –, dass ich verheiratet bin. Ich weiß genau, wie mein Leben bislang ausgesehen hat. Ich habe Erinnerungen und Fotos, die diese Erinnerungen belegen. Wenn wir verheiratet waren, warum gibt es dann keine Aufnahmen davon? Willst du behaupten, die seien auch verschwunden?«
    »Es liegt am Fluch«, erkläre ich. »Es gibt keine Fotos, keine Dokumente, keine Erinnerungen, rein gar nichts. Es ist, als wäre es niemals passiert. Nur ich kann mich daran erinnern.«
    »Ein Fluch?«, fragt er lachend.
    »Ein Fluch«, antworte ich und nicke bekräftigend.
    »Und wieso trifft der ausgerechnet mich? Ich bin doch ein Niemand. Ein Typ, der Fallrohre verkauft. Ein langweiliger, unbedeutender Mann.«
    »Aber nicht für mich.«
    »Für dich bin ich Arzt.«
    »Ja, das auch, aber nicht nur.«
    »Was denn noch?«
    »Du … du bist …«
    Die Liebe meines Leben , will ich sagen. Ich möchte ihm sagen, dass er mein ganzes Leben verändert und mich zur glücklichsten Frau der Welt gemacht hat. Ich möchte ihm sagen, dass mein Leben einsam und traurig war, bevor ich ihn traf. Er hat alles für mich zum Guten gewendet.
    »Wie ich schon sagte, sind wir in einer anderen Dimension verheiratet.«
    Gogo sieht mich mit seinen babyblauen Augen an. Er sagt nichts und sieht aus, als durchforste er sein Gedächtnis. Im Stillen flehe ich ihn an, sich an irgendetwas zu erinnern. Weißt du noch, wie du mir kleine Liebesbriefe geschickt hast? Wie viele Blumen du mir im vergangenen Jahr geschickt und welche wundervollen Dinge du zu mir gesagt hast? Bitte erinnere dich! Bitte lass alles wieder zurückkommen!
    »Fissuren. An drei Stellen«, höre ich Selma rufen, bevor ich sie sehe. Sie sitzt in einem Rollstuhl und wird zu uns geschoben. Die untere Hälfte

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