Träum ich?: Roman (German Edition)
ich ein anderes Leben.«
»Aber er hat dir geschmeckt«, entgegne ich und nicke zufrieden. »Das ist das Wesentliche.«
»Ja, er war nicht schlecht«, sagt er und legt sich einen zweiten auf den Teller. »Aber das heißt noch nicht, dass ich dir glaube«, fügt er lachend hinzu.
»Ist mir schon klar«, sage ich lächelnd und wünschte, es wäre anders.
Plötzlich ertönt draußen ein so markerschütternder Schrei, dass wir beide in die Höhe schießen. In Panik starren wir uns an, dann rennen wir zur Tür.
Kaum sind wir draußen, sehen wir Selma, die auf dem Rasen liegt und sich ihr Bein hält. Neben ihr liegt eines von Dollys Holzscheiten.
»Mein Bein«, ruft sie, als wir bei ihr ankommen. »Wer hat diese verdammten Holzklötze hier hingelegt! Mein Bein! Es tut so weh!«
Als wir uns über Selma beugen, um sie zu trösten, stürzt Dolly heraus.
»Was ist los?«, fragt sie.
»Ich bin über diesen gottverdammten Holzklotz gestolpert! Wo zum Teufel kommt der her?«, jammert Selma mit Tränen in den Augen.
»Mrs Burns«, sagt Gogo und kniet sich neben sie, um ihr Bein anzusehen. »Könnten Sie mal das Bein beugen?«
»Nein, ich kann das gottverdammte Bein nicht beugen! Mutter! «, brüllt sie Dolly an. »Hast du etwa ein Lagerfeuer gemacht, um die Hähnchen zu grillen? Hab ich dir das nicht verboten? Weißt du nicht, was beim letzten Mal passiert ist? Das Feuer hätte fast aufs Haus übergegriffen! Du hast versprochen, nie wieder Hähnchen im Vorgarten zu grillen!«
»Mom, beruhige dich doch«, sage ich beschwichtigend.
»Tut mir leid, aber Hähnchen vom Spieß schmecken einfach besser und die Männer von der Baustelle wollen versorgt werden«, sagt Dolly achselzuckend.
»Mrs Burns«, schaltet sich Gogo ein und mustert das Bein. »Ich möchte Ihnen nicht wehtun, aber ich muss sehen, wie schlimm es ist. Könnten Sie mal versuchen, den Fuß zu bewegen?« Er legt seine Hände auf ihr Bein. »Holen Sie doch bitte mal tief Luft, dann schaue ich, wie schlimm es ist. Dolly und Lily, nehmt bitte ihre Hände und achtet darauf, dass sie tief durchatmet.«
»Mom, pass auf: Atme jetzt einfach tief ein und aus, damit Gogo prüfen kann, ob dein Bein gebrochen ist.«
»Ja, Selma, tief ein- und ausatmen.«
»Ich könnte dich umbringen, Mutter«, zischt sie.
»Mrs Burns«, seufzt Gogo, »würden Sie Ihren Knöchel einmal bewegen?«
»Es tut zu weh!«
»Es könnte Ihr Schienbein sein, aber ich mache mir auch Sorgen um Ihren Knöchel.« Er umfasst ihn. »Könnten Sie ihn für mich bewegen, Mrs Burns?«
»Nein!«, schreit sie schmerzerfüllt auf.
»Wo genau tut es denn weh?«, fragt er sie ruhig.
»Das ganze verdammte Ding tut weh!«
»Also können Sie nicht laufen?«
»Lieber Gogo, ich kann kaum atmen«, sagt sie und wiegt sich vor Schmerzen vor und zurück.
»Ist gut«, erwidert er und tätschelt ihr Bein. Er wendet sich zu mir und flüstert: »Ich fürchte, es könnte eine schlimme Fissur sein. Ich glaube nicht, dass es gebrochen ist, mache mir aber Sorgen um den Knöchel. Wir bringen sie besser in die Notaufnahme und lassen es röntgen. Nur so können wir sicher sein.«
»Okay, ich hol meinen Wagenschlüssel«, sage ich und springe auf. »Ma, wir bringen dich ins Krankenhaus.«
»Bring meine Jacke mit«, ruft Gogo mir nach. »Sie hängt an meinem Stuhl in der Küche.«
»Mach ich«, rufe ich zurück.
»Ach, Gott, wie soll ich denn jetzt Sport treiben?«, höre ich Selma von draußen jammern.
»Selma … ich darf Sie doch Selma nennen, oder?«, setzt Gogo an.
»Ja?«, wimmert sie wie ein Kind.
»Ein sehr schöner Name – Selma«, sagt er zu ihr.
»Danke«, erwidert sie. Er tätschelt ihren Arm.
»Wenn Sie einverstanden sind, Selma, dann hebe ich Sie jetzt hoch und trage Sie zu Lilys Wagen. Ich bin ganz vorsichtig, also dürfte es nicht wehtun.«
»Ja, können Sie mich denn tragen?«
Gogo lacht. »Sie sind so schlank und leicht, da könnte ich Sie mit einem Arm tragen.«
Genau in diesem Augenblick komme ich aus dem Haus und sehe sie zum ersten Mal wieder lächeln, seit wir sie gefunden haben.
»Ach, Gogo«, sagt sie kokett.
»Wir setzen sie auf den Rücksitz«, erklärt er mir.
Ich laufe zu meinem Wagen und halte die Tür auf. Vorsichtig setzt Gogo sie auf den Rücksitz.
»Herrgott, passen Sie auf das Bein auf«, schreit sie.
»Aber ja«, beruhigt Gogo sie. »Ich weiß, es tut jetzt sehr weh, aber wir sorgen dafür, dass es besser wird, und schon bald sind Sie wieder im Fitnessstudio.«
Ich
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