Träum ich?: Roman (German Edition)
zurückhältst.«
»Schon gut«, stöhne ich und verlasse das Haus.
Draußen gehe ich schnurstracks zu Rose, die mich kichernd empfängt.
»Alle Achtung, dein erster Fastkuss, und das vor den Augen des Schwiegervaters. Reife Leistung, Lil.«
»Ach, halt den Mund«, wehre ich grinsend ab und muss ebenfalls kichern.
»Ich gehe wohl jetzt mal besser«, sagt Gogo, der zu uns getreten ist.
»Aber wir haben doch noch gar keinen Kuchen gegessen«, protestiere ich. »Rose hat einen riesigen Kuchen mitgebracht.«
»Eine Spezialität von Golden Bakery«, erklärt sie stolz. »Erdbeer-Blaubeer mit Vanillepudding und unserem berühm ten Biskuitteig.«
»Mhm, den liebe ich!«, sage ich zu ihr. »Davon könnte ich einen ganz allein verdrücken. Deshalb musst du noch bleiben, Gogo, unbedingt«, bettle ich.
»Ich bin sicher, wenn dein Projekt nächste Woche startet, wirst du uns ebenso mit Kuchen und Torten verwöhnen, wie Dolly uns mit Proteinen versorgt hat«, sagt Gogo zu Rose.
»Gogo«, ruft Brad hämisch. »Tank wartet.«
»Ja, ich muss jetzt los. Aber es hat wirklich Spaß gemacht.«
»Was ist los?«, fragt Dolly.
»Gogo muss gehen«, antworte ich in einem Tonfall, der sagt: Siehst du, er geht schon, er ist nicht in mich verliebt.
»Rhonda kommt bald nach Hause«, erklärt er.
»Er geht schon?«, sagt Selma, die jetzt ebenfalls angehumpelt kommt. »Vor dem Kuchen?«
»Ey, Mann, du kannst doch nicht vor dem Kuchen gehen«, sagt Carter, der Selma auf dem Fuß folgt. »Nach all dem Training hast du dir ein Stück verdient.«
»Mein Reden«, pflichte ich ihm bei.
Da nähert sich Tank. »Vielen Dank, meine Damen, aber Gogo hat eine Frau, die ihn zu Hause erwartet.«
»So ist es«, bekräftigt Dolly. »Ich gebe Ihnen allen ein Stück vom Kuchen mit. Auch Ihrer Frau«, fügt sie hinzu.
»Rhonda ist nicht so für Süßes«, wehrt Gogo ab.
Rose lehnt sich zu mir herüber und murmelt: »Das überrascht mich nicht.«
»Nun«, sagt Dolly und breitet die Arme aus, um Gogo zu umarmen. »Die Zeit mit Ihnen war einfach wunderbar.«
»Genau, Gogo, aber wir sehen uns morgen im Studio, oder?«, fragt Carter.
»Ja«, schaltet sich Selma ein. »Morgen, um dieselbe Zeit wie immer, oder?«
»Na klar«, antwortet Gogo, aber mir kommen Zweifel. »Carter, weißt du, wie du nach Hause kommst?«, fragt er.
»Tja«, antwortet Carter und wirft Selma einen schmachtenden Blick zu.
»Lily wird ihn fahren«, sagt Selma, woraufhin Carter schmollt.
Gogo sieht mich an. Ich stehe langsam auf.
»Bis dann, Lily«, sagt er und wirkt irgendwie traurig.
»Bis dann, Gogo«, erwidere ich.
»Danke für die Einladung«, sagt Tank zu Dolly.
»Ja, es war echt toll«, erklärt Brad begeistert.
»Hat mich gefreut«, erwidert sie.
Die Party ist noch in vollem Gang, als die drei Männer aufbrechen. Ich betrachte Gogos Rücken, als er zur Fahrerseite seines Wagens geht. Dieses Mal sehe ich ihn nicht in Zeitlupe und es ist definitiv keine Szene aus einem Film. Es ist die Realität. Meine Realität. Ich sehe zu, wie mein Mann zu seiner Frau nach Hause fährt. Ich habe Dollys Warnung im Kopf und weiß, dass ich nicht weiter gehen kann. Das macht mich traurig.
Gogo öffnet die Fahrertür, steigt ein und setzt sich. Alle anderen feiern bereits weiter. Tank und Brad sitzen schon in ihrem Wagen, und da sie hinter ihm geparkt haben, sieht niemand, was ich sehe.
Gogo schaut zu mir herüber. Sein Blick verrät alles. Wir können nie mehr zusammen sein.
Ich erwidere seinen Blick und einen Augenblick lang sehen wir uns nur an.
Dann zündet Gogo den Motor, und ich schaue zu, wie er davonfährt.
Achtzehn
H eute Morgen bin ich früh aufgestanden, und jetzt jogge ich ausgiebig, um den Kopf frei zu bekommen. Seit unserem berüchtigten Fastkuss sind zwei Tage vergangen. Natürlich möchte ich auf Dolly hören. Natürlich möchte ich alles beachten, wovor sie mich gewarnt hat. Ich habe am eigenen Leib erfahren, welche Auswirkungen dieser Fluch haben kann.
Dennoch lässt meine Sehnsucht nach Gogo nicht nach. Sie ist wie ein Juckreiz, der einfach nicht besser wird, ganz gleich wie viel Creme ich draufschmiere.
»Das ist doch verrückt!«, hatte Rose noch heute Morgen gesagt, als ich ihr ankündigte, dass ich nicht nach New York kommen könne. »Was soll ihm denn zustoßen? Kann es denn überhaupt noch schlimmer werden? Der Fluch hat ihn doch schon mal getroffen. Zweimal gilt einfach nicht!«
»Woher weißt du das?«, habe ich gefragt.
»Genau weiß ich das
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