Träum ich?: Roman (German Edition)
nicht das Poloshirt von Carverman Downspouts, sondern ein schwarzes T-Shirt, das gerade eng genug ist, um seinen durchtrainierten Körper erahnen zu lassen. Seine Schultern sind breit, seine Arme muskulös, aber nicht so aufgepumpt wie bei Mr Carverman oder Brad, sondern definiert, sodass es gesund aussieht, einfach perfekt. Schnitt zu Tank, der strahlt. Kameraschwenk zu Brad, der wütend die Miene verzieht. Schnitt zu Rose, der die Kinnlade herunterklappt. Ich meine, es könnten auch noch ein paar Vögel herumflattern und ein Nest bauen. Ich lächle nur stolz. Seht her: mein Werk.
»Heilige Sch…«, keucht Rose. »Er sieht aus wie ein Model von Calvin Klein«, ruft sie aus.
Übrigens ist Carter, der knackige junge Trainer, mitgekommen und geht mit ihm über den Rasen. Aber wenn dies mein Film wäre, würde Gogo ganz allein kommen.
»Hi«, sagt Gogo, als er zu uns tritt. Selma hält ihm ihre Wange hin, die Gogo küsst. Carter will es ihm nachmachen, aber Selma wehrt ihn ab. (Arme Selma, sie ist mittlerweile geübt darin, den Fluch abzuwehren.)
»Seht euch das an«, sagt Gogo und wirft einen Blick auf die Feier.
»Es sind so viele Leute hier, dass ich glaube, es haben sich ein paar Fremde eingeschlichen, die gar nicht in unserer Straße wohnen«, sage ich lächelnd.
»Gogo«, sagt Rose und bekommt endlich ihren Mund zu, »du siehst großartig aus, wenn ich das sagen darf.«
»Danke«, erwidert er lächelnd und setzt sich, als Dolly ihm einen Hamburger mit einer Serviette reicht.
»Gogo!« Jetzt kommt Mr Carverman zu uns.
»Hi, Tank«, sagt Gogo und gibt ihm die Hand. »Hey, Brad.«
»Goldblatt«, nickt Brad.
»Das muss man dir lassen«, verkündet Tank lächelnd und schüttelt ihm begeistert die Hand, »du hast hier Großartiges geleistet.«
»Danke!«, sagt Gogo nickend. »Den Leuten scheint es zu gefallen.«
»Du solltest meine Tochter anrufen, damit sie herkommt und sich das ansieht«, fährt Tank fort. »Vielleicht lächelt sie dann endlich mal.«
»Ja«, sagt Gogo zustimmend, »aber das ist doch nichts für sie. Rhonda hätte nie im Leben Lust, zu so etwas mitzukommen.«
»Hast du sie gefragt?«, erkundigt sich Tank.
»Klar hab ich sie gefragt, aber sie hat heute Abend ihren Strickclub, daher wäre sie auch nicht gekommen, wenn ich sie angefleht hätte. Der Strickclub ist immer ihr Highlight der Woche«, erklärt Gogo.
»Strickclub?«, ruft Selma aus. »Was denn, bist du mit einer Oma verheiratet?«
Darauf sehen sie Tank, Gogo und Brad leicht gekränkt an.
»Ma!«, flüstere ich.
»Oh, ich hab’s nicht so gemeint«, sagt Selma und hält sich den Mund zu.
»Ist schon gut«, lenkt Tank ein. »Es wäre gar nicht schlecht, wenn meine Tochter mal etwas lockerer werden würde, so wie ihr Mann.« Dabei klopft er Gogo noch mal auf den Rücken.
»Hey, Dolly«, ruft Raul. »Die Hotdogs werden knapp.«
»Ach du liebe Güte«, sagt sie und schlägt sich mit der Hand vor die Stirn. »Ich hab noch ein ganzes Blech zum Warmhalten im Ofen. Ich hole sie mal rasch.«
»Nein, Gram, du bleibst hier. Ich hol sie für dich«, erkläre ich.
»Ich helfe dir«, sagt Gogo und springt auf.
»Super«, nicke ich, dann gehen wir gemeinsam los.
»Also, du bist doch auch beim Golden-Projekt dabei, oder?«, fragt Gogo.
»Na klar«, antworte ich lächelnd.
»Gut«, sagt er und lächelt zurück. »Ich meine … Du bist wirklich gut im Beaufsichtigen – für eine Kundin, wollte ich sagen.«
»Danke«, sage ich. Da sind wir schon im Haus und gehen in die Küche. Als wir in den Ofen blicken, sehen wir etwa zehn Dutzend Hotdogs auf einem Alutablett.
»Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der solche Mengen kocht wie deine Großmutter«, sagt Gogo fassungslos. »Warum hat sie keinen Catering-Service?«
»Das ist sie schon tausendmal gefragt worden«, erwidere ich, stelle den Ofen ab und nehme mir zwei Topflappen. »Wahrscheinlich hätte sie tatsächlich einen, wenn Selma nicht so viel hätte arbeiten müssen, als ich noch klein war. Da hat sich Dolly lieber um mich gekümmert.«
»Ach so«, sagt er und seufzt. »Es muss schön gewesen sein, mit Selma und Dolly in diesem Haus aufzuwachsen. Die beiden sind wirklich immer für eine Überraschung gut.«
»Stimmt«, bestätige ich und greife nach dem Alutablett mit den Hotdogs.
»Nein, lass mich«, sagt Gogo, als ich versuche, es herauszuziehen.
»Ich fürchte, das Tablett knickt unter dem Gewicht ein. Ich weiß, wie man es tragen muss«, entgegne ich. Gogo schiebt
Weitere Kostenlose Bücher