Träum weiter, Liebling
hin.«
»Und schleppen Ihr Kind mit, wie ich vermute.« Sein Gesicht nahm einen gerissenen Ausdruck an. »Scheint mir, als hätte die Wohlfahrtsbehörde auch was dazu zu sagen.«
Sie erstarrte. Er hatte ihre Angst gesehen und wusste nun, wo sie am verwundbarsten war. Edward krallte sich mit seiner freien Hand an ihr Kleid, und sie rang mühsam um Fassung. »Meinem Sohn geht‘s ausgezeichnet.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich werde Ihnen was sagen. Sie kommen mit mir in die Stadt, und ich werde die Leute von der Wohlfahrt anrufen. Lassen wir die doch entscheiden.«
»Das geht Sie überhaupt nichts an!« Sie umklammerte Edward fester. »Ich werde nicht mit Ihnen mitkommen.«
»Doch, das werden Sie.«
Sie wich zurück, Edward mit sich mitziehend. »Nein, das lasse ich nicht zu.«
»Also, Mrs. Snopes, ich würde vorschlagen, Sie laden sich zu allem anderen nicht auch noch Widerstand gegen die Staatsgewalt auf.«
In ihrem Kopf breitete sich ein lautes Dröhnen aus. »Ich hab überhaupt nichts getan, und ich lasse nicht zu, dass Sie mich verhaften!«
Edward stieß einen leisen Jammerlaut aus, als Armstrong ein paar Handschellen von seinem Gürtel löste. »Es liegt an Ihnen, Mrs. Snopes. Kommen Sie nun freiwillig mit oder nicht?«
Sie konnte nicht zulassen, dass er sie verhaftete. Nein, das durfte sie nicht, nicht, wo sie wusste, dass sie ihr vielleicht ihren Sohn wegnehmen würden. Sie hob Edward auf die Arme und machte sich bereit zur Flucht.
Genau in diesem Moment trat Bonner mit steinernem Gesichtsausdruck vor. »Das wird nicht nötig sein, Jake. Sie ist keine Landstreicherin.«
Ihre Hände krampften sich um Edwards Hüften. Er wand sich. War das ein Trick?
Armstrong zog ein finsteres Gesicht. Die Unterbrechung gefiel ihm offenbar gar nicht. »Sie hat keine Unterkunft, kein Geld und keinen Job.«
»Sie ist keine Landstreicherin«, wiederholte Gabe.
Armstrong wechselte die Handschellen von einer Hand in die andere. »Gabe, ich weiß, dass Sie in Salvation aufgewachsen sind, aber Sie war ‘n nicht hier, als G. Dwayne dieser Stadt das Herz rausgerissen hat, ganz zu schweigen vom ganzen Landkreis. Sie überlassen die Sache besser mir.«
»Ich dachte, hier ginge es darum, ob Rachel eine Landstreicherin ist, und nicht um vergangene Dinge.«
»Halten Sie sich raus, Gabe.«
»Sie hat ‘nen Job. Sie arbeitet für mich.«
»Seit wann?«
»Seit gestern vormittag.«
Rachel blieb fast das Herz stehen, während sie zusah, wie die beiden Männer einander in die Augen starrten. Bonner war eine ziemlich beeindruckende Erscheinung, so dass sich Armstrong schließlich abwandte. Es behagte ihm gar nicht, seine Autorität in Frage gestellt zu sehen, und er befestigte zornig die Handschellen wieder an seinem Gürtel.
»Ich werd Sie im Auge behalten, Mrs. Snopes, seien Sie auf der Hut. Ihr Mann hat so ziemlich alle Gesetze übertreten, die wir haben, aber glauben Sie mir, Ihnen werde ich das nicht so leicht machen.«
Sie sah ihn wütend davonstapfen, doch erst nachdem er ganz verschwunden war, löste sie ihren Klammergriff um Edward und ließ ihn zu Boden gleiten. Jetzt, wo die Krise vorüber war, wollte ihr Körper nicht mehr mitmachen. Einige unsichere Schritte brachten sie zu einem Ahorn, an dessen Stamm sie erschöpft zu Boden glitt. Sie wusste zwar, dass sie Bonner Dank schuldete, doch die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen.
»Sie sagten, Sie würden bei Bekannten übernachten«, sagte er tonlos.
»Ich wollte nicht, dass Sie erfahren, dass wir im Wagen schlafen.«
»Kommen Sie zum Autokino, aber sofort.« Er stapfte davon.
Gabe war wütend. Wenn er nicht eingegriffen hätte, wäre sie davongerannt, und dann hätte Jake wirklich einen Vorwand gehabt, sie zu verhaften. Jetzt wünschte er, er hätte es geschehen lassen.
Er hörte ihre Schritte hinter sich. Die Stimme des Jungen wurde von einem Windstoß zu ihm getragen.
»Jetzt, Mommy? Müssen wir jetzt sterben?«
Ein tiefer Schfrierz durchzuckte ihn. Er war innerlich tot gewesen, genau wie er es gewollt hatte, aber diese zwei rissen alles wieder auf.
Er beschleunigte seine Schritte. Sie hatte kein Recht, so in sein Leben hineinzuplatzen, wo er doch nicht mehr wollte, als in Ruhe gelassen zu werden. Aus diesem Grund hatte er das Autokino ja überhaupt gekauft. Damit er so tun konnte, als würde er leben und trotzdem in Ruhe gelassen werden.
Er ging zu seinem Pickup, der in der prallen Sonne stand, direkt vor dem Imbiss-Eingang. Er
Weitere Kostenlose Bücher