"Träume aus 1001 Nacht" 6
arbeitet schon so lange für dich?“
„Ja“, erwiderte er knapp. Er schien nicht über seine Exfrau reden zu wollen. Warum hatte er dann das Thema überhaupt angeschnitten?
„Sollten wir vielleicht einmal die Formalitäten der Eheschließung besprechen?“, schlug sie vor.
„Es wird nur eine ganz einfache Trauung mit den nötigen Trauzeugen geben. Elise hat schon den genauen Termin mit dem Friedensrichter abgesprochen. Morgen kannst du dir ja ein passendes Kleid kaufen.“
„Wie läuft es ab? Huschen wir schnell mal in der Mittagspause von der Arbeit weg?“ Ihre Stimme klang ein wenig ungehalten. Auch wenn es nur eine arrangierte Ehe war, hatte die zukünftige Ehefrau hoffentlich ein Wörtchen mitzureden!
Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wir heiraten um ein Uhr, gehen dann essen und anschließend nach Hause.“
„Hierher?“
„Ja, natürlich. Du bist jetzt hier zu Hause, Molly.“
Sie fühlte sich noch nicht heimisch hier. Das würde sich hoffentlich bald ändern. Aber sie durfte nie vergessen, dass alles nur eine vorübergehende Vereinbarung war. Es war keine Liebesheirat.
4. KAPITEL
Am Dienstag fiel es Molly besonders schwer, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Sie war früh ins Büro gekommen, um den anderen Angestellten aus dem Weg zu gehen. Sie hatte Elise auch gebeten, den gesamten Telefondienst für Kaliq zu übernehmen. Und dennoch hatte sie Schwierigkeiten, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, weil ihre Gedanken immer zu dem vergangenen Abend mit Kaliq abschweiften.
Ob er sie erneut küssen würde?, fragte sie sich. Doch als er ins Büro kam, ging er schnurstracks in sein Büro und rief ihr nur ein brüskes „Hallo“ durch die offene Bürotür zu.
Zur Mittagszeit gab Molly auf. Sie hatte am Vormittag kaum etwas geschafft, und so beschloss sie, sich den Nachmittag freizunehmen, um sich etwas zum Anziehen für die Hochzeit zu kaufen.
Sie informierte Elise im Vorbeigehen, dass sie nach der Mittagspause nicht zurückkäme.
„Weiß Kaliq davon? Er hat es mir gegenüber gar nicht erwähnt“, wunderte sich Elise und schaute in ihren Kalender.
„Dann hat er es vergessen. Falls er nach mir fragt, sag ihm, dass ich ihn morgen sehe.“
„Schade, dass er eine Besprechung hat und du ihm das nicht selbst sagen kannst. Aber morgen ist ja der große Tag, nicht wahr? Kaliq hat mich auch eingeladen.“
„Schön, ich freue mich, dass du kommst.“
„Wie romantisch das ist“, seufzte Elise verzückt. „Also ich fände die Aussicht himmlisch, einen so aufregenden Mann zu heiraten.“
Molly wandte sich der älteren Frau zu. Selbst Elise war nicht ganz immun gegen Kaliqs Charme. Ob sie es schaffen würde, ganz platonisch mit ihm zu leben, ohne seiner Anziehungskraft zu erliegen?
„Ich glaube, ich verspüre so etwas wie das berühmte Zittern vor dem großen Schritt. Und da muss ich mich ein wenig ablenken“, spielte sie ihre Rolle der Verlobten.
„Das gibt sich schon wieder“, beruhigte Elise sie. „Als Joe und ich heirateten, war ich ein nervliches Wrack. Wir heirateten ganz groß in der Kirche. Gott, was ging es mir schlecht davor …“
Die Sekretärin schien sich einen Augenblick lang ganz in ihren Erinnerungen zu verlieren. „Ich vermute, auch eine kleine Hochzeit kann einen genauso nervös machen.“
Molly nickte. „Eine aufwendige Hochzeit hätte ich nicht gewollt. Ich habe keine Eltern mehr, auch praktisch keine Verwandten. Meine Freundin Susan fungiert als meine Trauzeugin. Eigentlich wollte ich ein paar Freunde einladen, aber ich habe es dann doch gelassen. Wir werden später einen größeren Empfang geben, um auf unsere Hochzeit anzustoßen. Ich bin ganz froh, dass morgen nicht so ein großes Tamtam stattfindet.“
Sie lächelte betont fröhlich. „Falls er nach mir fragt, Elise, sage ihm einfach, dass ich mein Brautkleid kaufen gehe.“
Auf dem Weg in eine der schicksten Brautboutiquen von Manhattan aß sie noch schnell einen Snack. Nach einer Stunde und dem Anprobieren diverser Kostüme und Kleider wählte sie schließlich einen eleganten schlichten Hosenanzug aus Seide. Den konnte sie auch nach der Hochzeit noch tragen. Sie suchte dazu passende Accessoires aus, eine kleine Handtasche, hochhackige Pumps und einen Hut mit Schleier. Zufrieden mit ihren Einkäufen machte sie sich auf den Heimweg. Sie hoffte, dass Kaliq ihr Aussehen zu schätzen wusste.
Susan war noch immer bei der Arbeit, als Molly nach Hause kam. So hatte sie Zeit zu packen.
Das
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