"Träume aus 1001 Nacht" 6
ihm die Schwierigkeiten mit dem Visum zu erklären, sein Vater beharrte darauf, dass es andere Möglichkeiten gegeben hätte, um eine Lösung herbeizuführen.
„Hast du aus der Ehe mit Sabrina denn gar nichts gelernt?“, hatte Mohammed bin Shalik am Telefon gebrüllt.
„Molly ist ganz anders“, hatte Kaliq versucht, seinen Vater zu beruhigen. Sein Vater war ein Choleriker, und natürlich hatte er die Angewohnheit, alles zu übertreiben.
„Ich will mich selbst davon überzeugen. Bring sie so bald wie möglich hierher, damit ich sie kennenlerne.“
„Das geht jetzt nicht, Vater. Wir haben anstrengende Verhandlungen mit der Gewerkschaft vor uns. Ich kann hier nicht einfach weg“, hatte er widersprochen. „Sonst hätte ich ja auch nach Manasia kommen können, um von dort über die amerikanische Botschaft ein neues Visum zu beantragen.“
„Wie gehen die Verhandlungen voran?“ Mohammed bin Shalik hörte aufmerksam zu, was sein Sohn zu sagen hatte. In geschäftlichen Dingen schien er ihm voll zu vertrauen. Erst am Ende der Unterhaltung kam er erneut auf seine Forderung zu sprechen, seine Schwiegertochter so bald wie möglich präsentiert zu bekommen. Spätestens dann, wenn die Verhandlungen unter Dach und Fach waren.
Kaliq hängte mit einem tiefen Seufzer den Hörer ein und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Sein Vater war ein absoluter Despot, das hatte er gerade wieder bewiesen.
Aber er würde lieber einige Zeit ins Land ziehen lassen, bevor er Molly seinem Vater vorstellte. Bis dieser sich etwas über die Heirat beruhigt hatte. Und bei dem Besuch in Manasia würde es wieder das Problem geben, dass er mit Molly ein Bett teilen musste. Es fiel ihm bereits jetzt schwer, mit ihr in einem Bett zu liegen, ohne sie in seine Arme nehmen zu können.
Denn gerade weil er sie so schätzte, wollte er nicht einfach nur eine Nacht mit ihr verbringen, weil er sie begehrte. Es war besser, herauszufinden, was sie füreinander empfanden und welche Zukunft es für sie geben konnte. Eigentlich kannte er sie nicht wirklich, obwohl er fünf Jahre lang eng mit ihr zusammengearbeitet hatte. Ihr Auftreten heute Abend hatte ihn angenehm überrascht, bis auf die kleine Szene, wo ihr Verhalten seine zugegebenermaßen unberechtigte Eifersucht herausgefordert hatte.
Es erstaunte ihn, dass er überhaupt überlegte, dieser zweiten Ehe nach dem Fiasko mit Sabrina eine Chance zu geben. Aber Molly war ein so anderer Mensch. Er freute sich schon jetzt darauf, auch den nächsten Tag mit ihr zu verbringen. Jetzt würde sie vermutlich schon schlafen …
Molly schaute vom Tisch hoch, als Kaliq sich am nächsten Morgen zu ihr gesellte.
„Guten Morgen.“ Absichtsvoll konzentrierte sie ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, ihren Toast mit Butter zu bestreichen. Sie war ganz enttäuscht gewesen, dass Kaliq bei ihrem Aufwachen bereits das Schlafzimmer verlassen hatte.
„Hast du gut geschlafen?“, erkundigte er sich höflich.
„Ja.“ Sie schaute ihm nicht in die Augen.
Kaliq setzte sich und schenkte sich Kaffee ein. Als habe er bereits hinter der Tür gewartet, tauchte Hasim mit einem Teller gebackener Bohnen auf.
„Mein Cousin Roeuk und seine Frau haben uns für nächstes Wochenende nach Washington eingeladen“, erklärte Kaliq, als Hasim wieder gegangen war.
„Sie sind nicht in Manasia?“
„Sie haben doch diesen Wohnsitz in Washington. Roeuks Frau will immer ein paar Wochen im Jahr in den USA verbringen. Wir können Samstag hinfliegen und Sonntag wieder zurückkommen.“
„Ist das nicht ein wenig kurz?“
„Möchtest du gern länger bleiben?“
„Nein, das ist schon okay.“
„Er und seine Frau freuen sich darauf, dich kennenzulernen.“
„Hast du ihm verraten, warum wir geheiratet haben?“
„Nein.“
„Was passiert, wenn wir uns wieder trennen?“
Kaliq zuckte mit den Schultern. „Auch dann müssen sie die wahren Gründe nicht erfahren. Hasim hat übrigens deine Möbel gestern hierher bringen lassen. Hast du sie schon gesehen?“, wechselte er das Thema.
„Er hat mir gesagt, dass er sie alle in einem Raum hat deponieren lassen.“
„Wir können sie gleich heute so aufstellen, wie es dir gefällt.“
„Musst du denn nicht ins Büro?“
Er sah sie aus glitzernden Augen an. „Nein, natürlich helfe ich.“
Der Tag verlief angenehm. Kaliq und Hasim ließen nicht zu, dass sie auch nur einen Stuhl hochhob.
Molly hatte sich schon in den vergangenen Tagen Gedanken darüber gemacht, wo sie ihre
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