"Träume aus 1001 Nacht" 6
war wohl auch nicht der geeignete Ort. Außerdem war er sich nicht ganz sicher, ob Molly ihn genauso begehrte wie er sie. Sie war nicht wie Sabrina, gierig und lüstern. Sie war etwas Besonderes. Sie war die Frau, mit der er sein Leben verbringen wollte, mit der er sich sogar vorstellen konnte, alt zu werden.
Er atmete tief durch, versuchte trotz der Intimität der Situation die Kontrolle über sich zurückzugewinnen. Mit der Hand streichelte er ihr über den Rücken, umfasste ihren Po und presste sie für einen Moment fest an sich, sodass sie seine Erregung spürte. Und es kostete ihn eine unglaubliche Überwindung, sie nicht hier und jetzt zu lieben. Stattdessen schob er sie sanft von sich und beendete den Kuss.
Zufrieden registrierte er, dass sie genauso heftig atmete wie er. Aber es war besser, die Dinge langsam anzugehen, sagte er sich.
„Wenn wir wieder in New York sind, müssen wir anfangen, Möbel für das Kinderzimmer einzukaufen“, erklärte er mit rauer Stimme. Das war ein sicheres Thema. Zwar hätte er mit ihr lieber über Lust und Leidenschaft gesprochen, aber er musste ihr Zeit lassen.
Die Selbstkontrolle über sich zu behalten fiel ihm schwer mit Molly in den Armen. Das war schwieriger als alles, was er bisher erlebt hatte. Langsam wurde sein Atem wieder ruhiger, aber es dauerte eine ganze Weile, bis er sich so weit entspannen konnte, um zu schlafen.
Molly war nach ihrer Reise noch mehr durcheinander als vorher. Sie stand sinnend am Fenster und schaute hinaus in die dunkle Nacht. Es war bereits nach zehn Uhr abends.
Kaliq hatte sie am Nachmittag in der Wohnung abgesetzt und war gleich weiter ins Büro gefahren. Er wolle noch ein paar kritische Stellen der Verträge für die Verhandlungen mit der Gewerkschaft genauer anschauen, hatte er ihr erklärt. Molly hatte es etwas merkwürdig gefunden.
Noch am Vorabend hatte Kaliq ihr im Bett erklärt, dass er die Ehe mit ihr fortführen wolle, aber am heutigen Tag hatte er sie fast wie eine Fremde behandelt. Eigentlich hatte sie nach der kurzen leidenschaftlichen Szene erwartet, dass sich so etwas wie eine neue Intimität entwickeln würde.
Sie musste aufpassen, dass er nicht erriet, dass sie ihn liebte. Doch die Erinnerung an seine Küsse, die Gefühle, die sie bei seinen Zärtlichkeiten am Vorabend empfunden hatte, ließen sich nicht verdrängen.
„Eigentlich hätte ich ja mit ins Büro gehen können“, überlegte sie laut.
„Das hättest du tatsächlich gekonnt“, meldete sich Kaliq hinter ihr zu Wort.
Sie wirbelte zu ihm herum.
„Du hättest bestimmt gewusst, wo die Akten zu den Ladezeiten liegen.“ Kaliq kam weiter in den Raum, schaute sie jedoch kaum an.
„Sie sind im Büro von Elise“, antwortete sie. Sie fand es schwer, auf einmal wieder die solide tüchtige Assistentin spielen zu müssen.
„Ich denke, morgen werde ich sehr früh ins Büro fahren.“ Er schaute sie fragend an.
Molly nickte. „Ich habe kein Problem damit, zeitig anzufangen.“ Sie liebte ihren Job, und er wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte.
Wie konnte sie es nur erreichen, sich auch privat so unentbehrlich wie möglich für ihn zu machen?
„Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann“, lautete seine trockene Antwort. Er schaute auf die Uhr.
Molly weigerte sich, den Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen, dass es Bettzeit sei. Sie schaute ihn an. Er sah müde aus, fand sie. Und die bevorstehenden Verhandlungen schienen ihm mehr zuzusetzen, als er zugab.
Es stand ja viel auf dem Spiel, wusste sie. Wenn er seine Bedingungen durchsetzen konnte, würde das die Kostenstruktur der Firma wesentlich verbessern und die Gewinne erhöhen. Das bedeutete, dass sie mehr Geld für Expansionen hätten.
Sie wünschte nur, dass sie ihm irgendwie helfen konnte, ihm die Sicherheit geben könnte, dass alles so kommen würde, wie er sich das vorstellte.
Doch ihre Fürsorglichkeit brauchte er nicht, nicht die seiner persönlichen Assistentin und auch nicht die seiner Ehefrau. Schnell durchquerte sie den Raum, um sich ihr Buch, in dem sie zuvor gelesen hatte, zu holen.
„Bis morgen dann“, verabschiedete sie sich. Es war unübersehbar, dass er allein sein wollte.
In ihrem Zimmer angelangt, wanderte ihr Blick immer wieder zur Tür des Badezimmers, die die beiden Schlafzimmer miteinander verband, während sie sich bettfertig machte. Wenn sie das Bett teilten, würden sie sich vielleicht viel schneller näherkommen.
Sie überlegte, wie sie sich in eine so faszinierende
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