"Träume aus 1001 Nacht" 6
bitte. Ich werde eine der Hausangestellten bitten, meine Sachen zu packen.“ Rasch verließ sie den Raum.
„Ich denke, dass sie bleiben sollte“, erklärte Sara. „Sie stört doch nicht.“
„Nein. Aber sie und mein Vater hatten eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Ich nehme an, sie vermutet, dass es bei uns genauso ist. Das ist die einzige Erklärung, die sie für unsere überstürzte Hochzeit finden kann.“
Nach dem Kuss am Vorabend konnte Sara sich nur zu gut vorstellen, wie leidenschaftlich Kharun sein konnte. Wie wäre es wohl, eine ganze Nacht lang von ihm geliebt zu werden? Er aber fuhr scheinbar ungerührt fort: „Wir sollten in der Tat nicht lange warten mit der Hochzeitsfeier. Bist du bereit?“
Sie versuchte, die Gedanken an ein Liebesleben mit Kharun zu verdrängen, da es galt, einen kühlen Kopf zu wahren. Äußerlich gelassen erwiderte sie: „Ja.“
„Fein, ich auch.“
„Dann kannst du mich jetzt vielleicht zu meinem Hotel bringen.“
„Nach unserer Hochzeit.“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „Wir sind um zehn Uhr verabredet, um zu heiraten. Ich nehme an, Jasmine hat dir ein passendes Kleid ausgesucht.“
„Wie bitte?“
Er stand auf und verließ den Raum, ohne ihre Frage zu beachten. Völlig verblüfft blickte Sara ihm nach. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Wie sollte sie ihn noch an diesem Morgen heiraten? Kharun konnte doch nicht einfach so den Hochzeitstermin festsetzen, ohne vorher die Braut gefragt zu haben.
Entschlossen stand Sara auf. Sie musste ihm mitteilen, dass sie keineswegs vorhatte, schon in wenigen Stunden in die Ehe einzuwilligen. Nachdem sie das Gefängnis verlassen hatte, war sie zuversichtlich gewesen, doch noch eine andere Lösung zu finden. Bevor sie endgültig die Kontrolle über die Situation verlor, musste sie sich mit Kharun aussprechen, damit er sich die verrückte Idee aus dem Kopf schlug.
Sie machte sich auf die Suche. Doch kaum hatte sie die Eingangshalle betreten, als die Haustür aufging und eine attraktive Frau die Villa betrat. Sie hatte dunkles Haar und trug ein elegantes rosa Sommerkleid. Hinter ihr folgte ein Chauffeur, der ihr Gepäck trug. Die beiden Frauen sahen sich einen Augenblick lang an, dann sagte die Schwarzhaarige: „Sie müssen Sara sein, wenn mich nicht alles täuscht.“
„Richtig, und Sie sind wohl Jasmine.“ Die Frau war ihrem großen Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten. Jasmine aber zeigte ein strahlendes Lächeln, das Sara bis jetzt noch nicht an Kharun gesehen hatte.
„Kein Wunder, dass mein Bruder gemeint hat, es sei eine verrückte Idee“, bemerkte sie.
„Vor allem da es niemals klappen wird.“
„Wenn Kharun sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, kann ihn nichts und niemand davon abhalten. Aber jetzt sollten wir die Kleider anprobieren.“ Sie machte dem Chauffeur ein Zeichen. Er trug die Koffer zu Saras Zimmer, dann zog er sich zurück. „Kharun hat mich heute Morgen um sieben Uhr angerufen und mich damit beauftragt, ein Hochzeitskleid für Sie auszusuchen. Mal sehen, ob ich etwas Passendes gefunden habe.“
Wenige Minuten später stand Sara schon vor dem Wandspiegel in ihrem Zimmer und probierte verschiedene Kleider an. Sie hatte endgültig die Kontrolle über den Verlauf der Dinge verloren. Schließlich entschied sie sich für ein cremefarbenes Kleid, das ihr wie auf den Leib geschneidert war. Die blonden Haare fielen ihr in sanften Locken auf die Schultern. Und Jasmine hatte natürlich auch an das Make-up gedacht. Mit den roten Lippen und dem leichten Rouge auf den Wangen, dem hellen Kleid und dem langen Haar sah Sara wie eine richtige Braut aus. Was würde Kharun wohl davon halten?
Zumindest sah sie viel besser als bei ihrem ersten Treffen aus. Sicherlich würde er ihr keinen Vorwurf daraus machen, wenn sie sich ein wenig herausputzte. Sie begegnete Jasmines Blick, die sie im Spiegel betrachtete. Da sagte Jasmine: „Ich hoffe, Sie werden unserer Familie keine Schande machen.“
Sara hob das Kinn und erwiderte: „Das würde ich niemals tun. Es geht ja auch um die Ehre meiner Familie.“ Diese Worte erinnerten Sara wieder an die Wirklichkeit. Sie gefiel sich, so, wie sie jetzt war, doch hatte sie sich nur so schick gemacht, um einen Mann zu heiraten, der ein Fremder für sie war. Nicht eine Sekunde lang durfte sie vergessen, aus welchem Grund diese Ehe geschlossen wurde.
Mit einem raschen Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass nur noch wenig Zeit bis zur Trauung blieb. Die letzte
Weitere Kostenlose Bücher