"Träume aus 1001 Nacht" 6
wenn sich die Ehe als Albtraum herausstellte?
Die Hochzeit ging glatt über die Bühne. Kaum hatten sie die Ehe geschlossen, nahm Kharun Sara in die Arme und küsste sie auf den Mund. In diesem Augenblick hätte niemand vermuten können, dass sie nicht Hals über Kopf ineinander verliebt waren.
Nach dem Ende der Feier kamen Saras Eltern auf sie zu, um sie erst zu beglückwünschen und sie dann mit zahlreichen Fragen zu überhäufen. Die Braut aber hatte ihre Geschichte gut gelernt und klang überzeugender, als sie selbst vermutet hätte. Dazu kam, dass ihre Eltern sich kaum noch über etwas wunderten, was sie tat. Und so glaubten sie die Geschichte von der leidenschaftlichen Liebe, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihre Mutter wollte noch viele Einzelheiten wissen, doch Sara erklärte, dass sie später zu Besuch kommen würde, um alles zu erzählen. Dabei hatte sie die Finger hinter dem Rücken gekreuzt. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Mutter niemals mehr auf den Vorschlag zurückkommen würde, da sie ihr vermutlich nicht lange etwas vormachen konnte.
Dann wurde zu Tisch gebeten. Das traumhafte Mahl bestand aus mehreren Gängen, und Sara fragte sich, wie es den Köchen in so kurzer Zeit gelungen war, das alles vorzubereiten. Es war schon merkwürdig, neben dem Bräutigam der festlichen Tafel vorzusitzen. Hinzu kam, dass Kharun ihr Blicke zuwarf, als ob es eine richtige Hochzeit wäre. Er ließ sie nicht eine Sekunde allein.
Sara vermutete, dass er ihr immer noch nicht vertraute. Doch alle anderen Hochzeitsgäste hatten den Eindruck, er wäre so verliebt in seine Braut, dass er sie einfach nicht missen wollte. Der Nachmittag verging schnell, und für die Gäste war es an der Zeit, das Brautpaar allein zu lassen. Auch die Hausangestellten hatten sich zurückgezogen.
Kaum war die Dunkelheit hereingebrochen, drückte Kharun seiner jungen Ehefrau einen Kuss auf die Wange und wünschte ihr eine gute Nacht. Und dann ließ er sie allein. Sara war sich über ihre Gefühle nicht recht im Klaren, als sie so verlassen in dem riesigen Wohnzimmer stand. In der Villa herrschte tiefe Stille. Nur manchmal bauschten sich die Vorhänge in der nächtlichen Brise auf.
Nachdenklich ging Sara nach oben in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür. Wenig später lag sie im Bett und versuchte, eine Zeitschrift zu lesen, doch gelang es ihr einfach nicht, sich darauf zu konzentrieren. Sie hätte niemals gedacht, dass sie so schnell heiraten würde. Und vor allem hätte sie sich niemals ausgemalt, dass sie die Ehe nur eingehen würde, um einen internationalen Skandal zu vermeiden. Gleichzeitig war sie enttäuscht, die Hochzeitsnacht allein verbringen zu müssen. Kharun hätte ruhig ein wenig länger bei ihr bleiben können. Er aber hatte den Angestellten nur deswegen freigegeben, damit niemand Verdacht schöpfte, dass sie gar kein richtiges Liebespaar waren.
Einen Augenblick lang hatte Sara gehofft, dass er dabei noch andere Hintergedanken hegte. Wieder erschrak sie bei dieser Vorstellung. Das hatte doch keinen Sinn. Entschlossen knipste sie das Licht aus und ließ sich in die Kissen sinken. Vor dem Einschlafen hoffte sie noch, dass die Vertragsverhandlungen so rasch wie möglich ein Ende finden mochten.
Sara wachte am nächsten Tag früh auf, da sie besser als erwartet geschlafen hatte. Sie zog sich ein leichtes Sommerkleid über und trat auf die Veranda hinaus. Es kündigte sich wieder ein sommerlich warmer Tag an. Das Meer funkelte unter den Sonnenstrahlen, und die Wellen brandeten sanft an den makellos weißen Strand. Das lud doch zu einem Morgenbad ein! Schon eilte sie nach unten und lief den Weg entlang, der zum Strand führen musste. Von Kharun war weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht schlief er noch.
Sie stellte sich vor, wie er nackt auf einem breiten Bett lag. Dabei durchlief sie ein erregender Schauer. Warum nur gingen ihre Gedanken immer wieder zu diesem Mann? Es war doch klüger, sich nicht mehr solchen Fantasien hinzugeben. Wenige Augenblicke später hatte sie das alles vergessen, da sie einen traumhaft schönen Strand erreichte. Sie schaute sich um, doch war sie ganz allein. Fröhlich lief sie am Ufer entlang, wobei sie die Wellen umkurvte, deren Ausläufer träge über den weißen Strand rollten.
Nach wenigen Minuten erblickte sie ein Schild, auf dem etwas auf Arabisch geschrieben stand. Vielleicht war es die Grenze zu Kharuns Privatgrundstück. Sie würde ihn später danach fragen. Jetzt aber hatte sie Hunger. Oder
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