"Träume aus 1001 Nacht" 6
würde nur zu Fragen und Verdächtigungen führen. Und das kann ich wirklich nicht gebrauchen.“
„Sicher. Aber was sollte Sara davon abhalten, die Flucht zu ergreifen, sobald Angélique nicht aufpasst?“
Kharun war tief in Gedanken versunken. Schließlich antwortete er: „Sara hat gesagt, dass sie bleiben wird. Und ich glaube ihr.“
„Dabei könnte sie eine Spionin sein. Oder zumindest eine Reporterin, die hinter einer Skandalgeschichte her ist.“
„Wir sollten nicht vergessen, dass sie Samuel Kinsales Tochter ist. Es stand niemals infrage, dass er ein anständiger, ehrlicher Mann ist. Sara ähnelt ihrem Vater sehr, da wird sie nicht flüchten.“
„Hoffentlich behältst du recht“, erwiderte Piers und ging zum Arbeitszimmer hinüber.
„Das hoffe ich auch“, sagte Kharun, wobei seine Stimme einen ungewöhnlich sanften Tonfall angenommen hatte. Er verstand selbst nicht recht, woher dieses Vertrauen kam. Seine bisherigen Erfahrungen mit Frauen, die nicht aus seiner Familie stammten, hatten ihn eher vorsichtig werden lassen. Nachdenklich schüttelte er den Kopf und folgte seinem Freund und Ratgeber.
Als Angéliques Chauffeur Sara später am Nachmittag bei der Villa absetzte, hatte sie ein halbes Dutzend Einkaufstaschen unter dem Arm. Sie klingelte an der Tür, da sie nicht einmal einen eigenen Schlüssel hatte. Ein Hausmädchen öffnete ihr und sagte etwas auf Arabisch, was Sara nicht verstand. Es war schon frustrierend, sich nicht verständlich machen zu können. Ein freundliches Lächeln musste da reichen.
Sara ging nach oben in ihr Zimmer. Der Nachmittag war äußerst angenehmen verlaufen. Jasmine hatte nicht die geringste Andeutung gemacht, wie es in Wirklichkeit um die Ehe ihres Bruders stand, und Sara hatte auf alle Fragen antworten können und es sogar gewagt, selbst welche zu stellen. Beinah war es ihr gelungen, an das Glück ihrer Ehe zu glauben, doch ganz konnte sie die Abmachung nicht vergessen, die dahinter stand.
„Ich nehme an, das Einkaufen hat Spaß gemacht“, sagte Kharun, der unbemerkt das Zimmer betreten hatte.
Sara wirbelte auf dem Absatz herum, wobei einige Einkaufstaschen auf den Boden fielen. „Ich habe dich gar nicht gehört“, stieß sie hervor.
„Entschuldige“, erwiderte er und kam auf sie zu. Sara spürte ein erregendes Prickeln auf der Haut. Sie wünschte, sie hätte sich die Haare durchgekämmt oder den Lippenstift nachgezogen. Es lag ein erotisches Knistern in der Luft. Was würde wohl geschehen? Kharun folgte ihr in das Schlafzimmer, als wäre es sein gutes Recht.
„Ja, es hat Spaß gemacht, und ich habe einige Kleider gekauft“, antwortete Sara endlich und legte die Taschen aufs Bett. „Darunter ist auch ein Kleid für den Empfang bei dem englischen Botschafter. Wann hättest du mir gesagt, dass wir eingeladen sind? Doch wohl nicht erst zehn Minuten vor der Abfahrt? Oder machst du es wieder genauso wie bei unserer Hochzeit? Vielleicht solltest du mir gleich verraten, was mir noch bevorsteht, um mir solche Überraschungen in Zukunft zu ersparen.“
Er zuckte die Schultern. „Wir können ja meinen Terminkalender gemeinsam durchgehen, wenn du willst.“
„Gut. Dann sagst du mir rechtzeitig vorher Bescheid. Genauso wie ich dir.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Was hast du vor?“
„Ich denke, meine Mutter wird uns eines Tages zum Essen einladen. Wir haben uns ja nur kurz nach der Hochzeit unterhalten, und sie möchte sicher mehr über unser Leben erfahren. Mum ist die Familie sehr wichtig, und ihr liegt viel daran, dich endlich kennenzulernen.“ Sara biss sich auf die Lippe. „Andererseits macht es keinen Sinn, ihr etwas vorzuspielen, da wir uns ja schon bald wieder trennen werden.“
„Wie du meinst. Aber jetzt zeig mir bitte das Kleid, das du ausgesucht hast.“
Sara sagte sich, dass es wohl das Beste sei, das Thema zu wechseln. Sie hatte schließlich von Anfang an gewusst, worauf sie sich einließ, da konnte sie Kharun jetzt keinen Vorwurf daraus machen. Langsam zog sie das Abendkleid aus der Tasche. Es war aus nachtblauer Seide. Sara hielt es sich vor. Dabei sah sie zu Kharun hinüber, dem es kaum noch gelang, den Blick von ihr abzuwenden. „Probier es an“, sagte er rau.
„Jetzt?“
„Ja. Man kann sich nur schwer vorstellen, ob es dir gut steht, wenn du es nicht anhast.“
„Wenn du möchtest.“
Fünf Minuten später kam Sara aus dem Badezimmer. Das lange Abendkleid umschmiegte ihren Körper wie eine zweite Haut. Das Dekolleté
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