"Träume aus 1001 Nacht" 6
Sara noch trauriger.
„ Bonjour , Sara.“ Kharuns Mutter kam auf die Terrasse heraus und lächelte freundlich. Überrascht sprang Sara auf. Ob Kharun wusste, dass seine Mutter hier war?
„Guten Morgen. Möchten Sie sich zu mir setzen, oder ist es Ihnen zu warm hier draußen?“
„Ich finde es wunderschön. Sehen Sie nur, die Rosen sind zu dieser Jahreszeit einfach herrlich anzuschauen. Matassin ist ein sehr guter Gärtner, und er hat ein besonderes Händchen für Rosen, finden Sie nicht auch?“ Sie nahm neben Sara Platz. „Kharun ist wieder bei der Arbeit, wie ich gehört habe. Ich hoffe, er wird einige Aufgaben abgeben können und so mehr Zeit für Sie haben. Kharun ist wie sein Vater, der war auch ein wahres Arbeitstier. Ich habe gehört, dass er persönlich nach New York reisen wird, um den Vertrag zu unterschreiben. Vielleicht können Sie ihn begleiten und von dort aus in die Flitterwochen starten.“
Sara lächelte höflich. Es war das erste Mal, dass sie etwas von der Reise in die Vereinigten Staaten erfuhr. Das konnte eine gute Gelegenheit sein, die Trennung einzuleiten, ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Sie musste unbedingt mit Kharun darüber sprechen.
„Wie wäre es mit einem gemeinsamen Lunch mit mir und Jasmine?“, fuhr Angélique freundlich fort. „Und heute Nachmittag gehen wir ein wenig einkaufen. Dann suchen wir Ihnen ein Kleid für Freitag aus.“
„Freitag?“
„Ja. Bestimmt hat Kharun vor, zu dem Empfang in der britischen Botschaft zu gehen. Sie werden sicher im Mittelpunkt des Interesses stehen.“ Genau das mochte Sara nun überhaupt nicht. Doch Kharuns Mutter fuhr fort: „Also, abgemacht? Ich führe Sie zu den schicksten Boutiquen von Staboul. Sie werden sehen, das lohnt einen kleinen Ausflug.“
„Das ist wirklich ein reizender Vorschlag. Und ich komme auch gern zum Lunch.“ Es würde ihr guttun, endlich ein wenig Abwechslung zu haben, da sie das Leben in der Villa des Scheichs recht eintönig fand. Angélique aber ahnte natürlich nichts davon. Jasmine kannte die Wahrheit, ihre Mutter nicht. Da konnte das Zusammentreffen ganz besonders interessant werden.
Aminna kam in den Garten heraus. In der Hand hielt sie Saras Fotoapparat. „Den habe ich heute Morgen in der Küche gefunden.“
„Meine Kamera!“ Sara eilte auf die Hausangestellte zu und erklärte rasch: „Ich habe sie gestern Abend vergessen, als ich das Essen vorbereitet habe.“ Sie sah sich den Apparat genauer an. „Aber da ist ja ein Film drin!“
„Ja, ich habe gesehen, dass die Kamera leer war, und einen Film eingelegt. Aber sagen Sie, möchten Sie hier draußen essen oder lieber im Speisezimmer?“
„Weder noch“, unterbrach Angélique die beiden. „Geben Sie Kharun Bescheid, dass ich meine Schwiegertochter heute zum Lunch ausführe.“
Aminna nickte und wandte sich dann wieder an Sara. „Ich wusste gar nicht, dass Sie Fotografin sind. Was nehmen Sie am liebsten auf?“
„Ich bin noch auf der Suche nach meinem eigenen Stil, aber ich liebe das Zusammenspiel von Licht und Schatten.“
„Fotografieren Sie lieber Menschen oder Landschaften?“
„Am liebsten Pferde“, erwiderte Sara lächelnd. „Manchmal mache ich auch Porträtaufnahmen.“ Vielleicht konnte sie sogar hier einige Bilder machen. Sie würde die Kamera mit nach Staboul City nehmen. Für den Fall, dass sie dort interessante Ecken oder Winkel finden würde. Und später konnte sie dann die Villa fotografieren. Das hier war doch jetzt ihr Zuhause. Zumindest eine Zeit lang. „Vielleicht mache ich auch eine Aufnahme von Ihnen, Aminna. Ich finde, Sie haben ein sehr ausdrucksvolles Gesicht. Und mit ein wenig Glück gelingt es mir sogar, Kharun auf dem Rücken von Magic Satin abzulichten.“
„Wenn Ihnen das gelingt, geben Sie mir bitte einen Abzug“, erwiderte Angélique. „Finden Sie nicht auch, dass er sehr gut aussieht?“
Das also war der eigentliche Grund für den Besuch. Kharuns Mutter wollte mehr über das Leben ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter herausfinden. Sara erwiderte höflich das Lächeln, musste sich jedoch unwillkürlich fragen, wie Angélique wohl reagieren würde, wenn sie die Wahrheit erfuhr.
Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie sich ihrer eigenen Gefühle keinesfalls mehr sicher war. Sie kam sich wie eine Gefangene in der Luxusvilla vor. Zum Glück würde es ja nicht ewig dauern. Sie zählte schon die Tage bis zu ihrer Freiheit. Dennoch brachte der Mann, mit dem sie unter einem Dach lebte, sie immer
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