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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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alles, was ich dabei habe und selbst die wenigen Dinge, die ich heute morgen nach Hause geschickt habe, waren nicht völlig unnütz. Zu meiner Verteidigung: ich lebe hier sehr spartanisch, auch wenn ich zu viel Gewicht mit mir rum trage! Da mir mein Rücken so sehr weh tut, löse ich die oberen Schnallen meines Rucksackes und verlagere so das Gewicht vollständig auf mein Becken. Der Rucksack liegt zwar nun nicht mehr direkt an meinem Rücken an und zieht mich somit nach hinten, aber der Schmerz lässt umgehend nach. Um 17 Uhr erreiche ich endlich Reliegos und suche das ganze Dorf nach Wasser ab. Nichts! Kein Brunnen, keine Quelle, kein Bach! Nicht einmal eine Viehtränke. Wie ein geprügelter Hund laufe ich weiter in Richtung Mansilla de las Mulas. Als ich aus Reliegos raus komme, taucht neben mir ein Fußballplatz auf mit einem Wasserhahn, der mitten im Nichts aus dem Boden ragt. Hoffnungsvoll steuere ich diesen an. Er ist total verrostet und quietscht fürchterlich, als ich am Hahn drehe. Er vibriert und bevor mein Gehirn schaltet, sprudelt tatsächlich Wasser aus diesem Hahn! Ich glaube ich habe noch ein paar Sekunden mit offenem Mund davor gestanden um zu realisieren, dass tatsächlich echtes Wasser aus dem Hahn kommt. Damit habe ich niemals gerechnet. Im ganzen Dorf nicht eine Wasserquelle und nun hier mitten auf einer abgebrannten, braunen Wiese ein funktionierender Wasserhahn. Keine 30 Sekunden vergehen und ich habe 1 l Wasser in mich hineinlaufen lassen. Noch nie hat mir Wasser so gut geschmeckt wie in diesem Moment. Nicht im Traum habe ich damit gerechnet habe, dass dieser Wasserhahn tatsächlich an eine aktive Wasserleitung angeschlossen ist. Wie gut, dass ich ihn ausprobiert habe!
    Auf meinem Weg weiter nach Mansilla de las Mulas stehen nun immer wieder Schilder „Mansilla — León Autobus“. Ne, ne, ne, das kommt mir nicht in die Tüte, auch wenn ich mich erinnern kann, dass der Weg nach León ähnlich wie Burgos nicht unbedingt von der schönsten Naturlandschaft geprägt ist. Ich habe mich entschieden zu laufen, also werde ich keinen einzigen Meter anders als per Pedes zurück legen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich in Santiago ankomme und irgendwo 20 km mit dem Bus zurückgelegt habe. Was sind 20 km in Relation zu dieser Reise?
    Um 18 Uhr erreiche ich Mansilla de las Mulas und werde von den in den Straßencafés sitzenden Pilgern gefeiert, als wäre ich der Apostel höchst persönlich. Keine Ahnung, was los ist, aber alle begrüßen sie mich und strahlen mich an, als wären wir alte Freunde und ich hätte sie nach einem Drei-Tagesmarsch nun endlich wieder eingeholt. Dabei kenne ich die meisten Gesichter nicht. Namen kann ich mir wirklich nicht merken, aber Gesichter und Stimmen vergesse ich nie. Brauche nur einmal mit jemanden kurz zu sprechen und seine Stimme und sein Gesicht sind bei mir im Kopf gespeichert. Ich lasse mich feiern und grüße jeden freundlich zurück. An einem Cafe sitzt dann ein Gesicht, welches mir sofort bekannt vor kommt. In der nächsten Sekunde sagt mir mein Gehirn: den hast du hier in den letzten Tagen nicht getroffen. Ich sage nur: „2007!“ Verdutzt schaut mich der Mann an und antwortet: „Ja, da war ich schon mal hier.“ Er kann mich eindeutig noch nicht einordnen, was auch kein Wunder ist, denn wir sind 2007 vielleicht grade mal eine knappe Stunde zusammen gelaufen. Wir lachen über diesen Zufall und plaudern kurz ein wenig. Wir beide wissen jedoch nicht mehr, wo genau wir uns damals begegnet sind. Wir verabschieden uns und ich mache mich auf die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz.
    Ich laufe durch die Stadt bis zur anderen Seite an einen wunderschönen Fluss. Abseits des Weges erstreckt sich ein künstlich angepflanzter Wald und ich finde meinen Platz für die Nacht, außerhalb des Dorfes, im Grünen am Fluss, perfekt. Ich schlage mein Zelt auf, lege meine Sachen ab und gehe noch einmal zurück, um mir mein Abendessen zu besorgen.

    Im Supermarkt decke ich mich reichlich ein und voll beladen geht’s nun in den Feierabend. Bevor es kalt wird, nehme ich mein verdientes Bad im Fluss. Das Wasser ist zwar immer ziemlich kalt, aber wenn man erst einmal untergetaucht ist, gewöhnt man sich daran und kommt man aus dem Wasser, fühlt man sich wirklich frisch und sauber.

    Meine Socken sind wieder voll von diesen Weizengrannen, als ich sie wasche, keine Ahnung, wo die alle herkommen. Nach abgeschlossenem Pflichtprogramm mache ich mich über meine Einkäufe her

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