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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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Strom laufen muss, habe dann das Gefühl, dass ich mir Meter für Meter erkämpfe, als würde ich im Wasser selbst laufen. Bin wieder mutterseelenallein. Kein Haus, kein Auto und kein Mensch zu sehen, soweit das Auge reicht. Manchmal singe ich, um mich bei Laune zu halten oder einfach nur, weil es dann nicht so anstrengend ist zu laufen. Es ist wirklich wahr, es lässt sich viel einfacher wandern. Ist man bereits völlig erschöpft, hilft es, das nächste Dorf zu erreichen, ohne dass dabei die Zeit stehen bleibt. Heute habe ich jedoch andere Gefühlsausbrüche und so jubel und schreie ich aus voller Kraft, alles, was mein Stimmenorgan so hergibt. So in etwa dürfte sich jemand anhören, der grade erfahren hat, dass er den 28 Millionen Euro Jackpot im Lotto geknackt hat. Ich lasse meiner Freude freien Lauf und fühle mich danach tatsächlich wie ein Lottogewinner. Heute sind auch meine Schmetterlinge wieder unterwegs und begleiten mich auf meiner Reise. Manchmal tauchen sie auf, wenn ich deprimiert bin und verbessern so meine Laune. Heute verstärken sie nur meine Euphorie und ich schaue ihrem Tanz zu. Meine Euphorie sprengt alle Hüllen, als ich am Boden eine Marke 100 km bis Astorga lese! Habe am Horizont bereits wie in einem Scherenschnitt Gebirge ausmachen können, war mir aber bis zu diesem Moment nicht sicher, ob es sich dabei um Astorga handelt. In drei Tagen bin ich da! Der Weg von Astorga über Manjarín nach Ponferrada gehört meiner Ansicht nach zu den schönsten Etappen, die der Camino zu bieten hat. Auch danach geht es mit dem Weg nach Villafranca und O Cebreiro traumhaft schön weiter.
    Zwischen Astorga und Manjarín steht das bekannte Cruz de Ferro, welches schon seit Reisebeginn ein Ziel für mich bildet. Habe 2007 ein Bild von meinem Hund dort angebracht und später erfahren, dass er an diesem Tag gestorben ist. Ich wusste bereits, dass ich meinen Hund eventuell nie wieder sehen werde, Wenn ich mich auf den Camino begebe. Nun hoffe ich natürlich, zwei Jahre später das Foto wieder zu finden.
    Der Weg beginnt sich immer mehr und mehr zu ziehen. Es ist 15:30 Uhr. Vor etwa zwei Stunden ist mir mein Wasser ausgegangen. Im Gegensatz zu meiner Kehle ist meine Laune immer noch feuchtfröhlich. Habe einen riesen Durst, der beginnt, zur Übelkeit zu führen. Nach und nach merke ich, wie mein Kreislauf zusammensackt. Ich schiebe mir einen Bonbon nach dem anderen in den Mund. Irgendwann wird mir aber auch schlecht von dem ganzen Zuckerzeug. Das Einzige, was ich noch im Rucksack habe, ist ein Rest des bappigen, alten Brotes sowie eine Dose Thunfisch. Kann Thunfisch mittlerweile auch nicht mehr sehen, aber da dies ein Notfall ist und ich merke, wenn ich jetzt nicht irgendwas zu mir nehme, klappe ich hier an Ort und Stelle auf dem Boden zusammen, esse ich das Brot mit Thunfisch. Für einen Moment eine irrsinnige Wohltat und auch danach fühle ich mich wieder besser, jedoch mit einem Nachteil. Der Thunfisch war so salzig, dass mein Durst nun ins Unermessliche angestiegen ist. Der Weg hier ist mal wieder einer dieser Etappen, die nicht enden wollen.
    Während ich auf einer Bank sitze und ein wenig raste, taucht der erste Pilger auf, den ich heute zu Gesicht bekomme. Völlig außer Atem, fix und fertig, bleibt er vor mir stehen und fragt mich, ob er Reliegos bereits verpasst hat. Er empfindet den Weg genau wie ich als unverständlich lang, auch, wenn es nur etwa 10 km sind. Irgendetwas macht einen hier total fertig, als würde man 50 km zurücklegen. Ich versichere ihm, dass Reliegos noch vor uns liegen müsste und eigentlich jeden Moment auftauchen sollte. So fertig, wie er aussieht, würde ich ihm das wohl auch erzählen, wenn es nicht so wäre, denn eine andere Antwort würde er unmöglich verkraften. Er schleppt sich weiter und als er aus meinem Blickfeld verschwunden ist, mache auch ich mich dran, den letzten Rest dieser Deliriumetappe zu bewältigen. Die Pause hat mir sehr gut getan, auch, wenn sie meinem Durst nicht geholfen hat. Habe meine Schuhe ausziehen können und meine tauben, platt gelaufenen Füße wieder zum Leben erweckt. Blasen an den Füßen sind gar nicht mehr so das Problem, meine Füße fangen irgendwann an, einfach so zu schmerzen. Mein Rücken meldet sich in regelmäßigen Intervallen auch zu Wort und so macht er mir auch heute wieder deutlich: „Jean, du hast viel zu viel Gewicht und die 1,7kg von heute morgen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Verrückter Weise benutze ich aber

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