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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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auf dem Camino erkrankten und es nicht mehr bis Santiago schafften, bekamen hier bereits ihre Absolution. Ich werde also heute Vormittag bis Cacabelos laufen, dort pausieren und dann heute Abend, wenn’s wieder kühler wird, den Rest nach Villafranca del Bierzo zurücklegen.
    Mich holt ein netter Deutscher in den Fünfzigern ein und beginnt ein Gespräch mit mir. Sein Name ist Heins Jürgen und er hat die letzten zwei Wochen als Hospitalero in einer Herberge verbracht, heute ist sein erster Tag, an dem er nun als Pilger unterwegs ist. Er berichtet mir, dass er vor Jahren den Camino auf dem Fahrrad zurückgelegt hat und nun gerne noch mal die Reise zu Fuß bewältigen möchte. Er ist ein echt netter Kerl, aber reden kann er ohne Ende und nach etwa 2 Stunden tun mir langsam die Ohren weh. An einem Café treffen wir dann auf Lisbeth (die Hamburgerin, die bei mir um die Ecke wohnt) und gesellen uns zu ihr. Heins Jürgen und Lisbeth kennen sich aus der letzten Herberge und Heins beginnt sofort, auf sie einzuquasseln. Ich nutze meine Chance und verabschiede mich von den beiden, um ein wenig in Ruhe weiter laufen zu können.
    Von Ruhe ist jedoch mittlerweile nicht mehr die Rede, denn ich befinde mich nun etwas weniger als 200 km vor Santiago und ab hier beginnen spanische Schulklassen zu Tausenden, den Camino zu bevölkern. Es wimmelt nur so von jungen Spaniern, die in riesen Gruppen alles platt machen, was ihnen in den Weg kommt. Maja mit ihren 2 Monaten ist natürlich die Hauptattraktion für jeden Pilger, den wir passieren. Besonders die jungen spanischen Mädchen aus den Schulklassen schmelzen dahin, sobald sie sie sehen. Jeder pfeift und lockt sie und möchte sie streicheln. Zu Beginn freue ich mich noch darüber, aber nach einer Weile beginnt es mich zu nerven und auch Maja hat sichtlich keinen Bock mehr, von jedem angefasst zu werden. Außer auf meinen Pfiff reagiert sie zum Glück schon gar nicht mehr auf das Gelocke. Landschaftlich ist es auch nicht umwerfend, erst recht nicht, nachdem ich gestern bereits einen der Höhepunkte des Caminos genießen konnte. Es geht von einem Dorf ins nächste und dazwischen, ja Felder und Wiesen eben und die ganze Zeit auf einer Asphaltstraße entlang. Um 11 Uhr erreiche ich Cacabelos und mache es mir auf der großen Wiese am Fluss gemütlich. Das Bettlaken, welches ich gestern gekauft habe, um Maja tragen zu können, spanne ich als großes Segel auf, um Schatten zu haben. Der blaue Himmel ist wolkenlos und die Temperatur steigt spürbar rapide an. Ich beschließe, einen kleinen Mittagsschlaf zu machen und danach ein Bad zu nehmen. Als ich aufwache, ist es brütend heiß. Ich laufe zum Wasserspender, um meine Flasche aufzufüllen und erblicke ein Thermometer, welches mir 36°C im Schatten anzeigt. Wie gut, dass ich nicht unterwegs nach Villafranca bei diesen Temperaturen bin. Ich nehme ein Bad in dem klaren Wasser und nach einigem hin und her entschließt sich Maja, mir zu folgen. Frisch gewaschen und schön abgekühlt legen wir uns beide wieder unter unser provisorisches Sonnendach und dösen weiter vor uns hin. So lässt es sich leben. Auf einer schönen grünen Wiese, mit Blick auf die Gebirge und dem Rauschen des Flusses im Hintergrund. Den Rest des Tages liegen wir faul rum und machen einfach mal nichts. Abends gegen 18 Uhr beschließe ich dann, dass es Unsinn ist, jetzt die Sachen zu packen und weiter zu laufen. Ich habe keine Eile und hier ist es wirklich traumhaft schön. Wenn ich jetzt weiter laufe, finde ich bestimmt nicht wieder so einen schönen Platz zum Campen und so steht meine Entscheidung fest. Stattdessen mache ich mich auf, einen Supermarkt aufzusuchen und gleich mal mit Maja zu üben, sie alleine bei meinen Sachen zu lassen. Ich leine sie an meinem Rucksack an und gehe weg. Höre sie noch fiepen und bellen hinter mir, aber ich bleibe hart und drehe mich nicht um, sie muss es lernen. Ein paar Straßen weiter finde ich einen Supermarkt und kaufe köstliche Leckereien ein und gönne mir noch ein Bier für den Abend.
    Als ich zurück komme, liegt Maja ganz brav an meinem Rucksack und wartet. Ihre Freude ist riesig, als sie mich sieht und ich leine sie schnell ab, ohne sie zu sehr zu loben oder zu begrüßen. Sie soll es als ganz normal empfinden, dass ich gehe und komme und dies keine besondere Sache ist. Ich schmiere mir ein Brot mit köstlichem Schinken und öffne mir mein Bier. Gegen 20 Uhr traut Maja sich nun zum ersten Mal, sich ein wenig von mir zu entfernen

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