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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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abgelaufen war?
    Hast du wirklich eine Exfrau und einen Sohn in Ohio? Und was war wirklich passiert, nachdem sie aus Laura Dennisons Haus geflüchtet war?
    »Wer ist Grace Hastings?«, fragte sie, weil diese Frage vor allen anderen über ihre Lippen drängte.
    »Was?«

    »Grace Hastings«, wiederholte Jamie. »Wer ist sie, Brad?« Sie sprach seinen Namen mit Bedacht aus, um ihm zu signalisieren, dass sie bereit war, wieder auf einer persönlicheren Ebene zu kommunizieren und sie langsam zu einer gemeinsamen Wellenlänge zurückfanden.
    Und es schien auch zu funktionieren. Er tätschelte lächelnd ihre Hand, und Jamie versuchte, weder zusammenzuzucken noch die Hand wegzuziehen. »Niemand, um den du dir Gedanken machen musst.«
    »Du hattest ihre Kreditkarte.«
    »Ja, und sie hat mir ja auch verdammt viel genutzt.«
    »Trotzdem …«
    »Grace war eine Freundin von Beth.«
    »Beth?«
    »Meine Ex.«
    »Ah, verstehe.« Jamie hielt inne. Vor nicht einmal 24 Stunden hätte sie Beth Fisher für die glücklichste und auch dümmste Frau auf Erden gehalten. Glücklich, weil sie mit Brad verheiratet gewesen war, und dumm, weil sie ihn verlassen hatte. Aber der Titel der dümmsten Frau der Welt gebührte nun einzig und allein ihr. »Wie sieht sie aus?«
    Brad gähnte, als ob ihn das Thema kaum oder gar nicht betraf. »Sie ist schon ziemlich hübsch. Spielt das irgendeine Rolle?«
    »Ich bin bloß neugierig.«
    »Nun ja, du weißt ja, was man über Neugier sagt.«
    »Ich habe bloß zwei völlig gegensätzliche Bilder im Kopf.«
    »Was für Bilder?«
    »Auf einem ist sie groß, blond und irgendwie ätherisch.«
    »Ätherisch? Was ist denn das?«
    »Extrem zart, engelhaft.«
    Brad schüttelte den Kopf. »Zart? Engelhaft?« Er lachte höhnisch. »Und das andere Bild?«
    »Auf dem ist sie kleiner, dunkler und kräftiger.«

    »Sie ist vermutlich ein bisschen von beidem«, sagte Brad und lachte wieder.
    »Und dein Sohn?« Hat er überhaupt einen Sohn, fragte sie sich.
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich habe vergessen, wie er heißt«, log Jamie.
    »Er heißt Corey«, sagte Brad, und seine Miene verfinsterte sich.
    Er hat also einen Sohn, dachte Jamie. In dem Punkt hatte er nicht gelogen.
    Der Song im Radio ging zu Ende, Shania verabschiedete sich, und der Moderator kündigte die Nachrichten an. Es folgte eine Meldung über die jüngsten Scharmützel im Irak und das neueste Selbstmordattentat in Israel. Eine Frau aus Oklahoma hatte von einem lokalen Möbelhaus eine beträchtliche Schadensersatzzahlung erstritten, weil sie beim Einkauf eines neuen Sofas über ein tobendes Kind gestolpert war und sich ein Bein gebrochen hatte, und zwar ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei dem Kind um ihr eigenes gehandelt hat.
    »Ihren Anwalt hätte ich haben müssen«, bemerkte Brad.
    »Warum brauchtest du denn einen Anwalt?«
    »Nach wie vor keine Spur im Fall der brutalen Ermordung einer Frau in Atlanta in den frühen Morgenstunden«, fuhr der Nachrichtensprecher fort.
    Brad wechselte den Sender.
    »Warte. Was war das?« Lass es bitte ein Irrtum sein, dachte Jamie, während ihre Gedanken in verschiedene Richtungen gleichzeitig rasten. Bitte mach, dass ich mich verhört habe. Lass den Nachrichtensprecher von einer anderen Frau reden. Mach, dass es nicht so ist, wie ich glaube.
    »Neue Krise in Nahost«, verkündete ein anderer Sprecher.
    Wieder wechselte Brad den Sender.
    »Ich bin Margaret Sokoloff, und hier sind die Nachrichten um sechzehn Uhr.«

    Wieder wurde das Programm blitzschnell gewechselt. »Im Falle der brutalen Ermordung einer Frau in Atlanta steht die Polizei immer noch vor einem Rätsel. Die Tat war heute in den frühen Morgenstunden begangen worden«, erklärte ein anderer Mann.
    »Lass es«, drängte Jamie, als Brad alle Stationstasten durchprobiert hatte.
    »Jamie …«
    »Lass es.«
    Brad zuckte die Achseln. »Wie du willst.«
    »Die Leiche der fünfundfünfzigjährigen Laura Dennison wurde heute Morgen um acht Uhr von ihrem Sohn Mark entdeckt, als er auf dem Weg zur Arbeit bei seiner Mutter frühstücken wollte.«
    Jamie spürte, wie ihr ganzer Körper taub wurde. Bitte, Gott, lass das nicht wahr sein.
    »Die Frau aus dem Viertel Buckhead war erschlagen worden. Die Polizei hat für den brutalen Mord zurzeit keinen konkret Tatverdächtigen und verweigert jede Spekulation …«
    Das Geräusch von Jamies abgerissenem Atem erfüllte den Wagen, als Brad das Radio abschaltete. »Jetzt reg dich nicht auf.«
    »Du hast sie umgebracht«,

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