Traeume Suess, Mein Maedchen
vorstellen«, sagte Emma kokett und streckte die Hand aus. »Emma Frost.«
»Sind wir uns schon einmal begegnet?«, fragte Jeff Dawson, als er ihre Hand schüttelte und sie eindringlich ansah.
»Ich glaube nicht. Warum?«
»Sie kommen mir einfach irgendwie bekannt vor.«
»Emmas Augen waren früher auf allen Maybelline-Mascara-Packungen«, schaltete Lily sich ein.
»Ich benutze nur selten Wimperntusche«, sagte Jeff lachend. »Jedenfalls in letzter Zeit. Mein Boss sieht es nicht so gern.«
Emma schlug den Blick nieder. »Und was genau machen Sie, wenn ich fragen darf?«
»Jeff ist Detective bei der Polizei«, sagte Lily. Bildete sie sich das nur ein, oder war Emma bei dem Wort Polizei tatsächlich zusammengezuckt?
»Ich muss los«, erklärte Jeff und stieß sich vom Tresen ab. »Sie haben meine Nummer ja in den Unterlagen«, sagte er zu Lily. »Rufen Sie mich an, wenn Sie es sich anders überlegen.« Mit nur drei Schritten war er an der Eingangstür.
»Knackiger Arsch«, sagte Emma, als die Tür hinter ihm zufiel. »Wenn Sie sich was anders überlegen?«
Lily tat die Frage kopfschüttelnd ab.
»Haben Sie beide irgendwas laufen?«
»Nein. Natürlich nicht.«
»Und warum werden Sie dann ganz rot?«
»Tue ich gar nicht«, sagte Lily und klang wie ihr Sohn.
»Okay.« Emma zuckte die Achseln. »Vielleicht komme ich doch zu diesem Lesezirkel, von dem Sie heute Morgen gesprochen haben, wenn die Einladung noch gilt.«
»Klar. Super. Haben Sie zufällig Sturmhöhe gelesen?«
»Soll das ein Witz sein? Das ist eins meiner Lieblingsbücher.«
»Großartig. Dann sehen wir uns heute Abend.«
An der Tür blieb Emma stehen und drehte sich noch einmal um. »Mit einem Bullen sollte man sich lieber nicht einlassen«, sagte sie.
»Haben Sie was gegen die Polizei?«, fragte Lily bemüht beiläufig.
Emma zuckte die Achseln. »Fand sie bloß nie besonders nützlich.«
7
Der Hauptunterschied zwischen Florida und Georgia - so kam es Jamie zumindest auf diesem Abschnitt der Interstate 75 vor - war die Werbung auf den unzähligen Reklametafeln, die die flache Landschaft entlang der viel befahrenen Autobahn unterbrachen. Georgias reife Pfirsiche hatten Floridas saftige Orangen abgelöst; anstelle von Sun-Pass-Schildern gab es nun Vidalia-Zwiebeln, und es wurden nicht mehr ständig die Meilen bis Yeehaw heruntergezählt, sondern stolz Erdnüsse und Pekannüsse angepriesen. Außerdem tauchten auffallend viele Reklametafeln für Autohöfe auf, in denen Striptease geboten wurde: CAFÉ RISQUÉ - WIR LASSEN ALLE HÜLLEN FALLEN und das Schwesteretablissement CAFÉ EROTICA - WIR ZEIGEN ALLES, PAARE WILLKOMMEN warben auf diversen Plakaten für sich, während andere GUTES ESSEN in Kombination mit nackten Frauen in Aussicht stellten. Diese Frauen - STUDENTINNEN, wie ein Schild versprach, obwohl MINDERJÄHRIG der Sache vermutlich näher kam, zumindest nach den Bildern der schmollmundigen Mädchen mit auftoupierten Haaren zu urteilen, die einen von den Papptafeln anstarrten - standen zur Unterhaltung des müden Reisenden Tag und Nacht zur Verfügung zusammen mit einer großen Auswahl von XXX - TOYS & VIDEOS. Diese Oasen am Wegesrand waren 24 STUNDEN GEÖFFNET und servierten Monsterportionen FOOD & FUN.
Jamie schüttelte den Kopf angesichts der zahlreichen Wagen, die vor diesen Etablissements parkten. Es war schon fast sechs, obwohl der Himmel immer noch so blau und klar
war wie zur Mittagszeit. Jamie streckte Beine und Rücken, drehte den Kopf in einem großen Halbkreis von links nach rechts und hörte diverse Knochen knacken und Muskeln ächzen. Sie war erschöpft, weil sie den ganzen Tag in einer Position gesessen hatte, dabei war Brad die ganze Zeit gefahren.
»Müde?«, fragte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
»Ein bisschen.«
»Wir können beim nächsten ›erotischen Café‹ halten.« Seine blauen Augen funkelten schelmisch.
»Ist das dein Ernst?«
»Du weißt, dass ich alles tun würde, um dich glücklich zu machen.«
Jamie lächelte. »Ich liebe es, wenn du so etwas sagst«, meinte sie, und er lachte. Jamie liebte es auch, wenn er lachte. Genau genommen gab es nichts an Brad Fisher, was sie nicht liebte. War es möglich, sich in so kurzer Zeit so Hals über Kopf zu verlieben? Nicht einmal 24 Stunden waren vergangen, um exakt zu sein. Ihre Schwester würde bestimmt einwenden, dass sie das Opfer einer momentanen leidenschaftlichen Verblendung war, noch unter dem Eindruck des traurigen Endes ihrer letzten
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