Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Richterin«, fügte Jamie hinzu.
    »Was für eine Richterin?«
    »An einem Strafgericht.«
    »Klingt wie eine verdammt harte Lady.«
    »Sie war kein einfacher Mensch.« Jamie zuckte die Achseln. »Ich glaube, es ist schwer, wenn man eine solche Machtposition bekleidet und so viel Kontrolle über das Leben anderer Menschen hat. Man sagt den Leuten den ganzen Tag lang, was sie zu tun haben, und wenn man dann abends nach Hause kommt, hat man es mit einer neunmalklugen Tochter zu tun, die denkt, sie weiß alles. Ich meine, tagsüber sitzt die Frau im Gericht, wo es buchstäblich niemand wagt, ohne ihre Erlaubnis auf die Toilette zu gehen, und alle um sie herum fügen sich ihren Wünschen in der Hoffnung auf ein mildes Urteil, und zu Hause sitzt eine Halbwüchsige, die ihr nie zuhört, ständig widerspricht und keinen ihrer Ratschläge annimmt. Das muss schon hart gewesen sein.«
    »Für euch beide, nehme ich an.«
    »Sie hat dauernd die Hände in die Luft geworfen, ungefähr so.« Zur Illustration streckte Jamie die Hände in die Luft, als würde sie Konfetti schmeißen. »Und dann ist sie stampfend aus dem Zimmer gerannt und hat vor sich hin gemurmelt: ›Gut. Wie du meinst. Dann mach doch, was du willst.‹ Man
konnte sich förmlich vorstellen, wie ihre schwarze Richterrobe hinter ihr herwehte.« Jamie schüttelte den Kopf. »Sie hat immer gesagt, ich wäre unverbesserlich.«
    »Und das heißt?«
    »Eigensinnig. Unkontrollierbar.« Sie seufzte. »Nicht resozialisierbar.«
    »Nicht resozialisierbar«, wiederholte Brad lächelnd. »Das gefällt mir.«
    »Ich weiß nicht. Ich würde gern von mir denken, dass ich ein guter Mensch bin.«
    »Das ist genau dein Problem.«
    »Was?«
    »Du denkst zu viel.«
    »Und was ist mit deiner Mutter?«, fragte Jamie, die es ein wenig seltsam fand, dass sie jedes Mal, wenn sie ihn etwas über sein Leben fragte, am Ende bei ihr landeten. War sie wirklich so egozentrisch?
    Brads Lippen spannten sich, bevor sie sich zu einem gequälten Lächeln verzogen, und er fasste das Lenkrad fester. »Was ist mit meiner Mutter?«
    »Na ja, du hast mir von deinen Schwestern erzählt, aber noch gar nichts über deine Eltern gesagt.«
    »Das liegt daran, dass es nicht viel zu sagen gibt. Sie sind einfach ganz gewöhnliche, aufrechte, hart arbeitende Leute. Gottesfürchtige Bürger unseres großartigen Landes.«
    »Meinst du das sarkastisch?«
    »Wieso sollte ich das sarkastisch meinen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du denkst schon wieder zu viel.«
    »Wo wohnen sie?«, versuchte Jamie einen neuen Anlauf.
    »In Texas.«
    »Ich war noch nie in Texas.«
    »Das soll wohl ein Witz sein?«
    »Es gibt viele Orte, wo ich noch nicht war.«
    »Dann muss ich irgendwann mit dir dorthin fahren.«

    Jamie lächelte. »Das fände ich schön.«
    »Hast du schon immer in Florida gelebt?«
    »Die meiste Zeit. Meine Mutter wollte natürlich, dass ich nach Harvard gehe, aber ich habe mich für Florida entschieden. Eine Zeit lang habe ich in Atlanta gelebt«, fügte sie beinahe widerwillig hinzu.
    »Was war denn in Atlanta?«
    »Mein Exmann.«
    »Und seine Mutter«, sagte Brad leise.
    Am Ende lief es immer wieder auf die Mütter hinaus, dachte Jamie. »Lass uns nicht dorthin fahren«, sagte sie.
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte Brad. »In ein paar Stunden kommen wir durch Atlanta. Vielleicht sollten wir Halt machen und kurz Hallo sagen. Wie würde dir das gefallen?«
    »Gar nicht«, sagte Jamie. »Ist das ein Polizeiwagen?« Sie zeigte auf einen schwarz-weißen Kombi am Rand des Highway.
    »Scheiße.« Brad trat auf die Bremse, um nicht in die Radarfalle zu rauschen.
    Zu spät. Die Autobahnstreife folgte ihnen bereits mit flackerndem Blaulicht.
    »Scheiße«, sagte Brad noch einmal und schlug mit der flachen Hand aufs Steuer.
    Jamie hielt ängstlich den Atem an, als Brad den Wagen am Fahrbahnrand zum Stehen brachte, obwohl sie nicht wusste, warum. Sie fuhr auf ihrem Sitz herum, als der Polizist mit einer Sonnenbrille im Gesicht auf sie zukam. Brad ließ das Fenster herunter, und der Mann beugte sich in den Wagen.
    »Zulassung und Führerschein, bitte.«
    Brad griff in seine Tasche, während Jamie das Handschuhfach aufklappen ließ und die Zulassung herausholte.
    »Nehmen Sie den Führerschein aus der Brieftasche, bitte«, wies der Polizist Brad an, der prompt gehorchte.

    »Haben Sie eine Ahnung, wie schnell Sie gefahren sind?« Der Polizist nahm Führerschein und Zulassung entgegen.
    »Ich weiß nicht genau«, sagte Brad. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher