Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
unglückseligen Affäre, bei der es sich auch nicht um wahre Liebe gehandelt hatte, wie ihre Mutter hinzugefügt hätte. Wahre Liebe gründete sich auf ein Fundament aus Offenheit und Vertrauen. Sie brauchte Zeit, sich zu entwickeln, und fußte nicht nur auf Chemie, sondern auf gemeinsamen Zielen, Interessen und Respekt. Außerdem konnte jeder Idiot sich verlieben, wären sich beide einig gewesen. Schwierig war es, verliebt zu bleiben. »Und was hast du für Hobbys?«, fragte Jamie Brad, um ihr allwissendes Gezeter zum Verstummen zu bringen.
    »Was meine Hobbys sind?«
    »Hast du welche?«
    »Du?«

    »Eigentlich nicht«, musste sie nach einer Pause zugeben. »Das sollte ich wohl.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Meine Mutter hat für ihr Leben gern Scrabble gespielt. Sie hat mich überredet, mit ihr zu spielen. Aber die Wörter, die ich gelegt habe, haben ihr nie gefallen - sie meinte, sie wären zu einfach, und ich müsste meine Buchstaben besser nutzen -, sodass sie am Ende immer Wörter für uns beide gelegt hat, und ich habe einfach danebengesessen, bis es vorbei war. Sie hat immer gewonnen. Und meine Schwester spielt Bridge. Sie drängt mich ständig, es zu lernen, aber ich weiß nicht. Sie und ihr Mann schreien sich immer an, wenn sie zusammen spielen. Als ich klein war, habe ich Barbie-Puppen gesammelt«, fuhr sie fort und lächelte bei der fernen Erinnerung. »Zählt das als Hobby?«
    »Sammelst du sie immer noch?«
    Jamie schüttelte den Kopf.
    »Dann zählt es, glaube ich, nicht.«
    Jamie runzelte die Stirn und fragte sich, was aus ihrer Barbie-Puppen-Sammlung geworden war. Seit sie bei ihrer Mutter ausgezogen war, hatte sie die Puppen nicht mehr gesehen und nicht einmal an sie gedacht. Wahrscheinlich waren sie noch da, dachte sie, sicher verstaut zwischen den Habseligkeiten ihrer Mutter. In ihrem Nachlass, den sie eigentlich heute Abend mit Cynthia hätte durchgehen sollen. »Jetzt bist du dran«, sagte Jamie zu Brad, während sie ihre Barbie-Puppen-Sammlung im Geiste aus dem Wagenfenster warf. Sie gehörte zu ihrer Vergangenheit. Der Mann neben ihr war ihre Gegenwart. Vielleicht sogar ihre Zukunft, erlaubte sie sich zu denken. »Ich habe genug geredet. Jetzt bist du an der Reihe.«
    »Was möchtest du denn gerne wissen?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwas. Details.«
    »Details?«

    »Sagt man nicht, das Leben steckt im Detail?« Sagte man das? Oder war es Gott? Gott steckt im Detail? Oder der Teufel?
    »Das Leben steckt im Detail«, wiederholte Brad. »Das gefällt mir.«
    Jamie fühlte sich albern stolz. Sie hatte etwas gesagt, das ihm gefiel. Warum sollte sie sich da korrigieren? »Was machst du zum Beispiel sonst noch gerne? Außer … na ja, du weißt schon.«
    »Außer Sex mit dir?« Er drehte sich zu ihr um, und seine Zunge spielte provokativ zwischen seinen Schneidezähnen.
    »Ja, außer dem«, sagte Jamie hastig und spürte ein vertrautes Kribbeln zwischen den Beinen. »Achte auf die Straße.«
    »Warum? Macht sie irgendwas Interessantes?«
    Jamie lächelte. »Ich meine, ich weiß ja schon, dass du Computer magst.«
    »Computer?«
    »Nun, du entwickelst Software. Hast du das nicht gesagt?« Hatte sie ihn missverstanden?
    »Tut mir Leid. Ich dachte, du hättest mich nach meinen Hobbys gefragt.«
    »Und ich dachte, du hättest gesagt, du hättest keine.« Er lächelte. »Na ja, ich mag Filme.«
    »Echt? Was für Filme denn?«
    »Die üblichen Männerfilme. Action, Kriegsfilme, Thriller.«
    »Thriller mag ich auch«, erwiderte Jamie. »Vielleicht können wir uns später einen ansehen. Vielleicht finden wir irgendwo ein Autokino.«
    »Ein Autokino? Gibt es die noch?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht irgendwo entlang des Highway.« Sie starrte auf den Streifen ungemähter Wiese, der die beiden Fahrtrichtungen voneinander trennte, und sah kilometerweit nichts als Wagenkolonnen.
    »Wie ist deine Mutter gestorben?«, fragte Brad plötzlich.

    Jamie atmete tief aus. »Krebs. Er hat vor fünf Jahren in ihrer rechten Brust angefangen. Die Ärzte haben operiert und geglaubt, sie hätten ihn komplett entfernt. Aber er hat sich nur versteckt. In dieser Hinsicht ist Krebs sehr tückisch.«
    »Er ist zurückgekommen«, stellte Brad fest.
    »Diesmal direkt zwischen beiden Lungenflügeln, sodass man nichts mehr machen konnte.«
    »Muss hart für sie gewesen sein.«
    »Wahrscheinlich. Sie war ein Mensch, der nicht viel für Gejammer übrig hatte. Tatsachen waren Tatsachen, und man musste sie akzeptieren. Sie war

Weitere Kostenlose Bücher