Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Lichtwechsel«, murmelte er und lächelte zufrieden, als besagter Scheinwerfer aufleuchtete. »Ein sanfter Lichtwechsel ist so aufregend, wie Walzer zu tanzen.«
»Wir sind nur vorbeigekommen, um zu sehen, wie’s läuft«, sagte Dora und warf Jed dabei einen warnenden Blick zu. »Und ich wollte in der Pause kurz mit Terri sprechen. Geschäftlich.«
»Ich will aber nicht, dass du sie aus dem Konzept bringst.«
»Keine Angst.« Sie legte ihm den Arm um die Schultern, und war, obgleich sie das Stück schon unzählige Male gesehen hatte, bald genauso gefesselt von der Aufführung wie er.
Jed, den Quentin und Dora weitaus mehr faszinierten als das Spiel auf der Bühne, hielt sich im Hintergrund. Vater und Tochter hatten die Köpfe zusammengesteckt und diskutierten eine geringfügige Veränderung der Szene. Quentin umfasste Doras Hüfte, und sie drückte sich enger an ihren Vater.
Jed spürte ein schmerzendes Gefühl in sich aufsteigen. Er wusste, er war eifersüchtig.
Hatte er für seinen Vater je diese Art von selbstverständlicher Zuneigung empfunden, dieses unbeschwerte Gefühl
von Kameradschaft?, fragte er sich. Die Antwort darauf war so simpel wie eindeutig. Nein. Nie. Er konnte sich an kein einziges Gespräch erinnern, in dem nicht unterschwellig Spannungen oder Ablehnung mitgeschwungen waren. Und selbst wenn er es gewollt hätte, es war zu spät, um mit ihm Frieden zu schließen. Und jetzt noch nach den Gründen zu fragen war sinnlos.
Als er spürte, wie die alte Bitterkeit wieder in ihm aufstieg, verdrückte er sich leise in den Flur vor den Garderoben. Er wollte eine Zigarette rauchen und warten, bis er mit Terri sprechen konnte.
Dora schaute sich nach ihm um. Ihr Lächeln erlosch, als sie sah, dass Jed nicht mehr hinter ihr stand.
»Dad?«
»Und … Musik«, wisperte Quentin. »Gut, gut. Hmm?«
»Ich bin in Jed verliebt.«
»Weiß ich, mein Schatz.«
»Nein, Dad, ich bin wirklich in ihn verliebt.«
»Ich weiß.« Von nichts und von niemanden sonst auf der Welt hätte er sich stören lassen. Dora jedoch wandte er sich sogleich mit einem schelmischen Lächeln zu. »Ich habe ihn doch für dich ausgesucht, oder nicht?«
»Und ich fürchte, dass ihm das nicht sonderlich behagt. Manchmal kann ich förmlich sehen, wie er leidet.«
»Das kriegst du schon noch hin. ›Nur die Zeit vermag Wunden zu heilen‹, wie es so schön heißt.«
»Othello.« Sie rümpfte die Nase. »Das Ende hat mir noch nie gefallen.«
»Dann wirst du das Ende eben nach deiner Version ummodeln. Die Conroys waren schon immer exzellent im Improvisieren.« Ein Gedanke huschte ihm durch den Sinn und brachte seine Augen zum Strahlen. »Möchtest du, dass ich ein bisschen mit dem Zaunpfahl winke? Ich könnte einen gemütlichen Plausch von Mann zu Mann arrangieren – mit einem Fläschchen meines Zaubertranks.«
»Nein.« Sie tippte an seine Nase. »Nein«, wiederholte sie. »Das mach’ ich lieber selbst.« Sie ließ die Hand sinken und presste sie auf ihren Magen, in dem ein Schwarm
Schmetterlinge tanzte. »Ich habe Angst«, gab sie zu. »Das geht mir alles irgendwie viel zu schnell.«
»Das sind die Nerven«, erklärte er weise nickend. »Als ich deine Mutter zum ersten Mal sah, brach mir der kalte Schweiß aus. Wie peinlich das war. Ich brauchte fast zwei Wochen, bis ich mich so weit gefangen hatte, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Mir ist dauernd der Text weggeblieben.«
»Du hast noch nie im Leben einen Text verpatzt.« Sie gab ihm einen Kuss, als der Applaus losdonnerte. »Ich liebe dich.«
»Diese Textzeile solltest du ihm vortragen.« Er drückte sie an sich. »Hör doch, Izzy, wie das Publikum tobt.«
Angelockt von dem Applaus und der plötzlich hinter der Bühne ausbrechenden Hektik, begab Jed sich wieder in die Seitenkulisse. Dora fing gerade Terri ab.
»Heh, schiebst du heute Abend wieder Kulissen?«
»Nein.« Dora hielt sie am Arm fest. »Ich muss kurz mit dir reden.«
»Okay. Und, wie fandest du die Tanznummer? Diese Stunden, die ich genommen habe, scheinen sich tatsächlich auszuzahlen.«
»Du warst super.« Mit einem Nicken in Jeds Richtung dirigierte sie Terri an den Bühnenarbeitern und Technikern vorbei. »Komm, wir gehen in die Garderobe. Wir brauchen nur ein stilles Eckchen.«
Die anderen Ensemblemitglieder hatten sich dort bereits eingefunden, um das Make-up und die Frisuren aufzufrischen. Manche wechselten die Kostüme und hatten nur ihre Unterwäsche an. Sie streifte Jed nur mit einem kurzen
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