Traeume, zart wie Seide
die Lobby.
„Wirklich, Gray, ich finde den Weg schon.“
„Tu mir den Gefallen und lass mich ein Gentleman sein“, erwiderte er und drückte auf den Aufzugknopf.
Schweigend fuhren sie nach oben. Vor der Tür wartete er, bis sie aufgeschlossen hatte. Die Wohnung war dunkel.
„Danke noch mal“, sagte sie, trat ein und tastete nach dem Lichtschalter.
„Warte, ich helfe dir, Licht zu machen.“ Als er ihr folgte, schloss sich die Tür von selbst hinter ihm.
Er tastete die Wand ab und wandte sich nach rechts, als sie sich gerade umdrehte. In der Dunkelheit berührten sich ihre Körper.
Gray erstarrte, und auch sie bewegte sich nicht. Jetzt, wo sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er in dem schwachen Lichtschein, der durch die Fenster hereinfiel, ihr Gesicht erkennen.
Sie war ihm so nah.
Raus hier, dachte er verzweifelt. Du musst sofort gehen.
„Gray?“, flüsterte sie.
„Was?“ Seine Stimme klang belegt.
„Du hast recht. Dass man weit weg von zu Hause leichtsinniger ist, meine ich.“
Gott sei Dank, sie war zur Vernunft gekommen.
„Und wenn wir in Saranac Lake wären, würde ich das nie fragen.“ Sie schaute zu ihm auf. „Würdest du mich küssen? Nur ein Mal? Ich frage mich schon … länger, wie das wohl wäre. Keine Konsequenzen. Keine Erwartungen. Nur ein Kuss.“
„Das ist keine gute Idee“, brachte er hervor.
Sie senkte den Kopf. „Ich weiß. Vergiss es einfach.“
„Weil ich nicht weiß, ob ich dann wieder aufhören kann.“
Überrascht schaute sie auf.
„Oh Gott, Joy.“ Er erkannte seine eigene Stimme nicht. „Du bist so verdammt schön.“
„Freut mich, dass das Kleid dir gefällt.“
„Damit hat es überhaupt nichts zu tun.“
Sie legte eine Hand auf sein Revers. „Küss mich. Nur einmal. Bitte.“
Er war verloren. Wie konnte er jetzt gehen? Dazu fehlte ihm einfach die Willenskraft.
Gray strich ihr das Haar aus der Stirn und legte die Hände um ihr Gesicht. Sie öffnete den Mund und schloss die Augen, dann rührte sie sich nicht mehr, und er war nicht mal sicher, ob sie noch atmete. Es schien, als konzentriere sie sich ganz auf das, was nun kam.
Er fühlte sich mehr als geschmeichelt. „Geehrt“ traf es schon eher.
Sanft streichelte er ihre Wange, dann senkte er den Kopf und berührte leicht ihre Lippen mit seinen. Mehr hatte er nicht beabsichtigt. Wirklich nicht.
Allerdings war das leichte Zittern, das sie bei der Berührung durchlief, so erotisch, dass er sie noch einmal küsste. Wieder nur, indem er leicht ihre Lippen streifte.
Doch dann legte sie ihm die Hände um den Nacken. Als er diesmal seinen Mund auf ihren drückte, war es schon nicht mehr so sanft. Sie reagierte, indem sie sich an ihn schmiegte.
Er stellte sich vor, wie es wäre, sie ganz zu spüren. Sich langsam in ihr zu bewegen.
Es gelang ihm nicht, sein Stöhnen zu unterdrücken. Bevor er wusste, was er tat, hatte er die Hände in ihrem Haar vergraben und küsste sie richtig. Seine Zunge begegnete ihrer, und Joy erwiderte den Kuss so hingebungsvoll, dass er beinahe den Verstand verlor.
Er schlang die Arme um sie und zog sie fest an sich.
„Ich muss gehen“, murmelte er, bevor er sie wieder küsste und mit den Händen über ihren schlanken Körper streichelte. Der Stoff ihres Kleides war so dünn, dass er darunter alles spürte – jede Wölbung, jede verführerische Kurve.
„Verdammt“, stöhnte er. „Wir müssen aufhören.“
Doch stattdessen küsste er sie noch leidenschaftlicher. Und statt sich von ihm loszumachen, schlang Joy ein Bein um seinen Schenkel und rieb sich daran.
Nun war es völlig um ihn geschehen.
Joy hatte sich so oft vorgestellt, wie es wäre, mit Gray zusammen zu sein – und dennoch übertraf die Realität jede noch so schöne Fantasie. Er drängte sie gegen die Wand, drückte sich eng an sie und küsste sie mit einem Verlangen, das ihr den Atem nahm. Als er mit der Hand ihre Brust umschloss, rief sie seinen Namen.
„Sag mir, dass ich aufhören soll“, flehte er heiser. „Bitte.“
„Niemals.“
Mit einem verzweifelten Stöhnen zog er sie noch enger an sich. Sie spürte seine Erregung und drängte sich ihr entgegen. Das Kleid rutschte ein Stück nach oben, und Gray berührte die nackte Haut ihres Oberschenkels, murmelte etwas, das sie nicht verstand, und küsste sie wieder.
Sie war zu überwältigt und auch zu unerfahren, um irgendetwas zu tun, also hielt sie ihn nur fest. Mehr schien er aber auch nicht zu erwarten und zu brauchen.
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